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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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entgegnete Jaelle, »ich will nur nicht, daß man in meinem Geist herumpfuscht.«
    Das verstand Rohana, denn schon als Kind hatte sich Jaelle immer geweigert, sich testen zu lassen, ihr flammendrotes Haar ließ eine starke telepathische Veranlagung vermuten. Rohana zwang sie dann mehr oder weniger dazu, und Jaelle verließ die Sitzung weiß wie ein Geist und weinend. Alida hatte damals erklärt, Jaelle habe laran, aber solange sie eine so starke Verteidigung um sich herum aufbaue, lasse sich nichts damit beginnen. Sie fände das Leben im Turm sicher unerträglich, und man müsse sie wohl ihren eigenen Weg gehen lassen.
    »Wenn sie will, daß sie für den Rest ihres Lebens wie ein von Narben verunstalteter Veteran herumläuft, so ist das ihre Sache«, erwiderte Alida kühl. »Ich will nur nicht, daß sie blind wird, und das wird sie auch nicht wollen.«
    Peter fuhr mit der Fingerspitze über die glatte Haut unter der Wunde und sagte zu Jaelle: »Du bist so schön. Es wäre jammerschade, diese Schönheit zu verderben.« Da erst gab Jaelle nach.
    Magda konnte den strahlenden Schimmer des blauen Steines nicht ertragen und wandte sich ab. Leise sagte die leronis zu Jaelle: »Ich muß dafür nicht in deinem Geist herumpfuschen, Kind. Was hier geschieht, ist eine sehr delikate Rekonstruktion von Zellen. Du mußt still liegen bleiben, kannst aber auch schlafen. Du wirst wohl kaum einen Schmerz spüren, aber wenn, dann sag es mir, damit das, was ich tun muß, nicht darunter leidet.
    Rohana, du mußt mich überwachen und mich warnen, wenn ich zu nahe an die Nerven herankomme, oder auch zu nahe ans Auge. Und, mestra, schau den Matrixstein nicht an. Viele Leute können den Anblick nicht ertragen.«
    Alidas Gesicht war dann von fast unmenschlicher Ruhe. Magda bemerkte, wie das Fleisch um die entzündete Wunde herum zu glühen begann, wie es pulsierte, als Rohana ihre Fingerspitzen über die Wunden bewegte, erst über die im Gesicht, dann die an der Schulter. Das schimmernde Licht folgte dem Finger; das geschwollene Fleisch schien sich zu bewegen, zu heben, zu zittern und die Farbe zu wechseln. Das fiebrige Rot wurde zu Purpur, zu Schwarz. Und dann blutete die Wunde.
    »Vorsicht«, mahnte Rohana.
    Die Ränder der offenen Wunde wurden blaß, das schimmernde Licht wurde heller, rot und schließlich zu einem gesunden Rosa. Nun bewegte Rohana ihre Fingerspitzen über die offene Wunde. Alida näherte ihr den blauen Stein, und Magda beobachtete voll Staunen, was sich nun ereignete: Alida schien jede einzelne Hautzelle zu erfassen, das Gift herauszuholen, die Nerven zu besänftigen, die kleinen, zerfetzten Blutgefäße zusammenzufügen, bis sie fast körperlich die Veränderungen an Jaelles Wunde spürte. Psychokinese, dachte Magda; das müßte ich eigentlich auch tun können; und sie tat es, als sie sich auf ihre Arm wunde konzentrierte. Sie verspürte einen stechenden Schmerz, und dann tat etwas außerhalb ihres Seins etwas, das die Wunde spurlos verschwinden ließ.
    Dann sah sie an Jaelles Wange nur noch eine dünne, grellrote Naht, aus der ein wenig hellrotes Blut sickerte. Der Riß im Augenlid war verschwunden, das vorher geschlossene Auge offen, der Lidrand nicht mehr verschwollen.
    Alida seufzte vor Müdigkeit und Erleichterung, wickelte den Stein in die Seide und steckte ihn in ihr Gewand zurück. Jaelle schlief, aber noch im Schlaf hielt sie Peters Hand so fest, daß er sie nicht aus ihren Finger zu lösen vermochte.
    Magda deckte Jaelle zu und folgte Rohana und Alida, als sie den Raum verließen. Alida taumelte erschöpft, und Rohana hielt sie fest. »Geh und ruhe, Alida«, sagte sie. »Und ich danke dir für Jaelle.«
    Nein, es war keine Illusion; Magda hatte gesehen, daß Jaelle nicht einmal mehr einen Verband benötigte, und ihre eigene Wunde war kaum mehr sichtbar. Und das alles war bewirkt worden durch die Kraft des Geistes, die Psi-Kraft, an die sie nicht geglaubt hatte.
    Rohana bemerkte, wie Magda zitterte, und legte einen Arm um sie. »Ruh dich aus, mein Mädchen, denn das war eine anstrengende Arbeit. Ich wußte ja gar nicht, daß du laran hast. Warum sagtest du nichts?«
    »Ich weiß ja nicht einmal, was dieses Wort bedeutet«, antwortete Magda.
     
13.
     
    Lady Rohana beschenkte die beiden Mädchen mit langen pelzgefütterten Reitmänteln und passenden Kleidern für die Mittwinterfestlichkeiten. Natürlich gab Jaelle einen boshaften Kommentar dazu ab: »Mein Verwandter sieht es nicht gerne, wenn zwei behoste

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