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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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haben alle einen Extrafinger. Das ist wohl bei euch Terranern unbekannt? Rohana ist von Geburt eine Aillard, ihr Mann ein Ardais, und alle ihre Kinder haben die Hände der Aillards ... Wenn Rumal das geahnt und deine Finger gezählt hätte, würdest du jetzt an der Burgmauer baumeln ...« Sie lachte hysterisch und konnte nicht mehr zu lachen aufhören, und so schüttelte Magda sie heftig an den Schultern. »Tot wärest du jetzt«, stieß sie zwischen Schluchzern hervor, »tot, tot ...«
    »Kannst du sie auf deinen Sattel nehmen?« bat Magda. »Wir müssen vor Einbruch der Nacht hier weg sein, und sie ist noch ziemlich schwach.« Sie sah zu, als Peter das Mädchen voll zärtlicher Vorsicht auf sein Pferd hob und sie mit einem Arm festhielt.
     

 
III. Teil
 
Jaelle n'ha Melora, Freie Amazone
     
12.
     
    Spät nachts waren sie im Schloß von Lady Rohana angekommen, und sie waren sehr liebenswürdig von ihr aufgenommen worden. Der Rest war eine vage Erinnerung für Jaelle und Magda.
    Als Jaelle am Morgen in einem reichbestickten und spitzenbesetzten Nachthemd aufwachte, waren ihre Wunden frisch verbunden. Sie lag in einem großen Bett, und in einem zweiten entdeckte sie Magda. Auch sie trug ein spitzenbesetztes Nachthemd, und ihr dunkles Haar war frisch gewaschen.
    »Hast du mich heraufgetragen?« fragte Jaelle.
    »Nein, diese Ehre tat dir dom Gabriel persönlich an.«
    »Der Ärmste! Er mag doch keine Freien Amazonen in der Familie.«
    »Oh, er schien sich sehr um dich zu sorgen. Ich nehme an, sogar Terraner akzeptiert er, wenn sie zu Rohana gehören. Das heißt, Rohana erzählte ihm, Peter und ich seien deine Freunde. Das Haus ist voll Mittwintergästen, und wir müssen vorsichtig sein. Als Kyril mit Peter zusammentraf, meinte er, man sehe auf den ersten Blick, zu welchem Klan er insgeheim gehöre.
    Er schläft übrigens nebenan. Lady Rohana hat sich dafür entschuldigt, daß sie uns nur diese Räume geben konnte, aber ich sagte ihr, es sei gut so, denn ich könne dich nicht allein lassen. Du hast den gestrigen Tag ganz und gar verschlafen und bist nicht einmal aufgewacht, als domna Alida deine Wunden verband.«
    Jaelle erinnerte sich nur vage an den Ritt von Sain Scarp hierher. Sie wußte, daß Peter sie im Sattel festgehalten und Magda sie gelegentlich mit Happen getrockneten Fleisches gefüttert hatte. Sie hatte sich ihrer Schwäche zwar geschämt, doch in Fieber und Schmerz war es gut gewesen, den Kopf an eine Schulter legen zu können.
    Wenig später kam Rohana herein – klein, zart und königlich in einem pelzverbrämten Morgenrock. Sie küßte Jaelle auf die nicht verbundene Wange. »Wie kamst du zu dieser schrecklichen Wunde?« fragte sie. »Margali sagte mir nur, du habest für sie gekämpft.«
    »Dann wird sie dir wohl nicht verraten haben, daß sie mir das Leben gerettet hat und daß sie, durch ihren Eid gebunden, meine Schwester ist.«
    »Ist es denn erlaubt, Jaelle, daß eine Terranerin den Eid der Gilde leistet?« fragte Rohana ernst.
    »Die Gilde schließt keine Frau aus, und meine Schwester hat ihrem Eid Ehre gemacht. Sie hätte mich leicht verlassen können, und dann wäre ich gestorben, aber sie hat für mich gekämpft und mich aufopfernd gepflegt.«
    »Dann ist auch sie eine Verwandte dieses Hauses«, erwiderte Rohana voll Güte. »Eines Tages mußt du mir mehr davon erzählen«, bat sie Magda, weil Jaelle wieder in Ohnmacht fiel oder einschlief. »Was sagt eigentlich dein Ehemann zu all dem?«
    »Wir haben uns vor über einem Jahr getrennt. Er ist nicht mehr mein Ehemann und war nie mein Gewissen.«
    »Ich dachte ...«, begann Rohana, schwieg dann aber, weil sie, wie alle Telepathen, es verabscheute, in den Geist eines anderen Menschen einzudringen. Sie wußte auch nicht recht, was sie denken sollte, denn hier schienen Fragen aufzutauchen, die sie für sich selbst vor vielen Jahren gelöst zu haben glaubte.
    »Ist es eigentlich richtig, daß Jaelle soviel schläft?« fragte Magda. »Sie ist völlig erschöpft, weil sie uns zu helfen versuchte.«
    »Mein Kind, mach dir keine Vorwürfe. In mancher Beziehung ist sie mir teurer als meine eigene Tochter, doch ich weiß seit vielen Jahren, daß sie ihren eigenen Weg gehen will und muß ... Domna Alida wird bald nach ihr sehen. Sie kennt sich mit solchen Wunden gut aus.« Damit ging sie.
    Wenig später erschien Peter, und Magda berichtete ihm, was Lady Rohana gesagt hatte. Peter erwähnte, er habe im Haus zwei oder drei Männer aus Caer Donn gesehen,

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