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Die Amerikanerin

Die Amerikanerin

Titel: Die Amerikanerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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seiner städtischen Ausschankgenehmigung. Ob Franco nicht ein gutes Wort für ihn einlegen … Doch Franco hatte nur abgewinkt. »Zahl regelmäßig deine Abgaben, dann bekommst du auch die Ausschankgenehmigung wieder. Außerdem: Was sollte ich als Ausländer bei einer städtischen Behörde ausrichten?« Nur weil er einen Adelstitel besaß, glaubten die Leute, man würde ihm überall einen roten Teppich auslegen!
    Franco hielt die Gabel so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß wurden. Morgen war es Zeit für das wöchentliche Telefonat mit seinem Vater. Er wusste schon jetzt, was er zu hören bekommen würde: Lass dir von den Leuten nicht auf der Nase herumtanzen! Zeig allen, dass mit einem de Lucca nicht zu spaßen ist … Angewidert schob Franco den Nudelteller von sich. Als ob es allein damit getan war, dass er den starken Mann markierte!
    »Was ist? Schmecken dir Mamas Spaghetti nicht?« Miteinem Stirnrunzeln ließ sich Giuseppa auf den Stuhl ihm gegenüber plumpsen.
    »Deine Mutter ist eine der besten Köchinnen der ganzen Stadt!« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schaufelte Franco erneut Pasta in seinen Mund. Giuseppa und ihre Mutter hatten schließlich mit seinem Ärger nichts zu tun.
    »Ich könnte dir auch etwas anderes bringen …«
    Warum dieser ängstliche Blick? Hatte er ihr jemals etwas getan? Stirnrunzelnd schüttelte Franco den Kopf. »Um Gottes willen, bitte nicht!«
    Vor Paolo hatte er schon ein halbes Dutzend Kunden besucht. Überall war ihm etwas zum Essen vorgesetzt worden – wahrscheinlich glaubten die Patrones , ihre Anliegen würden ihm leichter hinuntergehen, wenn er sie mit einer Gabel Thunfisch, einem Stück Pizza oder einem Löffel Zabaionecreme einnahm!
    Giuseppa gab sich einen Ruck. »Dann geh ich mal wieder. Papa lässt ausrichten, dass er in einer Viertelstunde zu dir kommt. Ich kann dir ja in der Zwischenzeit noch ein Glas Wein bringen.«
    »Danke nein, ich habe noch!« Er deutete auf sein halb volles Glas.
    »Vielleicht ist es nur sein eigener Wein, den er satthat! Du solltest dem Conte einen Chiantiwein anbieten! Ich wette, dazu würde er sicher nicht Nein sagen!«, rief einer der Männer am Nachbartisch Giuseppa hinterher. Sofort bekam er von seinem Nebenmann einen Stoß in die Rippen.
    Das Gelächter, das folgte, hatte einen nervösen Unterton.
    Der vorlaute Sprecher war Solverino Mauro, wie Franco feststellte. Ebenfalls ein Kunde, wenn auch nicht einer seiner besten. Erst vor zwei Tagen hatte Franco in Begleitung von vier seiner Wachmänner Schulden bei Solverinoeintreiben müssen, die noch von der letzten Weinlieferung stammten.
    Wie Tiere, die eine interessante Witterung aufnehmen, schauten nun auch andere Gäste zu Franco hinüber, manche eher ängstlich, andere fast schon ehrfürchtig, einige wenige auch spöttisch – hier im Viertel gab es kaum jemanden, der ihn nicht kannte. Jeder wollte wissen, wie der Sohn des mächtigen Conte de Lucca auf eine solche Provokation reagierte.
    Franco warf Solverino einen kühlen Blick zu. »An deiner Stelle würde ich das Maul nicht so voll nehmen. Oder hast du unsere hübsche Unterhaltung vor zwei Tagen schon vergessen?« Erst als einer seiner Männer etwas fester zugepackt hatte, war Solverino bereit gewesen zu zahlen.
    Beschwichtigend hob der Mann die Hände und grinste verlegen.
    »Solverino hat doch keine Ahnung von Wein!«, rief ein anderer Mann Franco zu. »Sonst würde er wissen, dass der Rossese di Dolceacqua der Familie Lucca seinem Namen alle Ehre macht …« Aufmerksamkeit heischend schaute er in die Runde, bevor er losprustete: »… er enthält nämlich ausgesprochen viel Wasser!«
    Lautes Grölen folgte.
    »Was ist? Habt ihr nichts anderes zu tun, als mit eurem Geschwätz meine Gäste zu belästigen?«, fuhr Paolo dazwischen. »Vielleicht sollte ich dasselbe einmal in euren Läden tun.«
    Mit einem Stöhnen setzte er sich auf den Stuhl, den seine Tochter gerade erst freigemacht hatte. »Was für eine Bande! Wenn sie etwas getrunken haben, werden sie zu dummen Jungen. Gibt es schlimmere Gäste als Gastwirte?«
    Dumme Jungen! Von wegen. Franco knirschte mit den Zähnen. »Lass uns über deine neue Order sprechen. Ich habe heute noch andere Termine.«

    Als Franco in dieser Nacht in das Apartment zurückkam, das sein Vater im letzten Jahr gekauft hatte, fühlte er sich, als hätte er eine Woche in einem sizilianischen Steinbruch verbracht. Sein Kreuz tat weh und seine Wangenmuskeln waren so verhärtet, dass

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