Die Amerikanerin
zugeben.
Er schaute sie an. »In einer Woche muss ich zurück nach Genua.«
Marie hatte das Gefühl, einen Schlag in die Magengegend bekommen zu haben.
»Was ist? Warum sagst du nichts?«
New York ohne Franco? Das konnte sie sich nicht vorstellen.
»In einer Woche, so bald schon … Mein Schiff geht erst Ende September«, murmelte sie vor sich hin.
Er beugte sich zu ihr über den Tisch.
»Marie, ich flehe dich an, komm mit mir! Noch nie habe ich so für eine Frau gefühlt. Dass wir uns getroffen haben, hier in dieser riesigen Stadt, war Bestimmung! Du und ich, wir gehören zusammen. Ich kann nicht mehr ohne dich sein!«
»Glaubst du, mir geht es anders?«, rief Marie. »Aber das kommt alles so plötzlich, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
Sie suchte Verständnis in seinem Blick.
»Es würde mir nichts ausmachen, New York früher zu verlassen, die Stadt fängt sowieso an, mich nervös zu machen, ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht mehr zur Ruhe komme! Und Ruth wäre sicher auch nicht böse, wenn ich ein früheres Schiff nähme, nachdem ich ihre Familienidylle so durcheinandergebracht habe. Aber damit wäre es doch nicht getan! Du und ich … wir haben doch noch gar nicht über … unsere Zukunft geredet. Meine Familie erwartet mich, und ein Haufen Arbeit wahrscheinlich auch. Der nächste Katalog muss vorbereitet werden, die Arbeit anmeinem Bolg, meine Glasrohlinge … Ich kann doch nicht einfach so auf und davon gehen!«
Auch wenn ich es gern täte, fügte sie im Stillen hinzu. Sie klammerte sich an Franco fest. Er nahm ihre Hände wie die eines Kindes zwischen seine.
»Das müsstest du doch gar nicht. Es ist immer noch Zeit genug, um alles zu organisieren! Deiner Familie könntest du zum Beispiel ein Telegramm schicken. Und später alles ausführlich in einem Brief erklären. Natürlich würden die Neuigkeiten für sie erst einmal eine Überraschung sein, aber das wären sie in jedem Fall, auch wenn du Wochen im Voraus planen würdest.«
Marie kaute auf ihrer Lippe. Damit hatte Franco recht.
»Und was deine Kunst angeht … arbeiten kannst du auch in Genua. Ich werde dir in unserem Palazzo ein komplettes Atelier einrichten lassen, von dort kannst du deine Entwürfe nach Deutschland schicken, wie du es jetzt auch tust. Italien und Deutschland – das ist doch gar nicht so weit! Ein Katzensprung. Während ich im Weingut arbeite, hast du den ganzen Tag für dich, doch die Nächte werden uns gehören! Du wirst Italien lieben, das schwöre ich dir! Du hast heute Nachmittag selbst gesagt, dass die Winter in deiner Heimat unerträglich sind.«
Hatte sie das tatsächlich gesagt? Wenn Franco sie so anschaute, war sich Marie in nichts mehr völlig sicher.
»Stell dir doch nur einmal vor, cara mia : Du schaust aus dem Fenster, das Meer glitzert von hell bis dunkelblau, die weiß gekalkten Häuser liegen in der Sonne …« Er machte eine ausholende Handbewegung, um seine verlockenden Worte zu unterstreichen.
»Ich kann mir wunderbar vorstellen, wie mir bei dieser Kulisse Ideen für Christbaumschmuck einfallen!«, antwortete Marie ironisch. Dass Franco sich schon so weit gehende Gedanken gemacht hatte, fand sie einerseitsschmeichelhaft, andererseits ärgerte es sie ein wenig. Für ihn schien alles schon festzustehen. Sie seufzte tief auf. Warum konnte es nicht so bleiben, wie es war?
»Ach Franco! Das klingt alles so verführerisch! Trotzdem: Deine Pläne machen mir ein wenig Angst. Du weißt doch gar nicht, ob deine Eltern mich in ihrem Haus haben wollen. Was, wenn sie mich nicht mögen? Und dann deine Idee mit einem Glasatelier – solch ein Umbau kostet Geld. Es gibt so viele Unsicherheiten, die …«
»Sie werden dich mögen!«, fiel Franco ihr ins Wort. »Mutter wird froh sein, wenn ein weiteres Zimmer des Palazzos genutzt wird, glaube mir! Und Vater – er wird dich lieben! Marie, mia cara, du kannst dich gar nicht anders entscheiden …«
Die Inbrunst seines Tones ließ ein paar Gäste ihre Köpfe zu ihnen umdrehen. Doch Franco sah nur Marie, sein Körper war angespannt wie der einer Wildkatze vor dem Sprung.
Marie durchfuhr ein Schauer. In solchen Momenten fühlte sie sich Francos Liebe nicht gewachsen.
»Aber mein Rückreisebillett ist doch schon bezahlt …« Franco strahlte sie mit einem Siegerlächeln an.
»Wenn es dir darum geht … das kannst du verschenken! Wir werden nämlich erster Klasse reisen! Ich werde dich verwöhnen wie eine Prinzessin. Und das nicht nur
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