Die Amerikanerin
zwischen seinem Kinn und Hals. Harte Bartstoppeln rieben an ihren Wangen, doch sie schlüpfte noch näher an ihn heran. »Bei uns zu Hause heißt es aber nicht, das Nichtstun sei süß, sondern Arbeit macht das Leben süß!«
»Deine Landsleute haben davon nun einmal keine Ahnung.« Gemächlich ließ Franco den Zeigefinger seiner rechten Handum ihre Brust kreisen. »Ich könnte mich aber durchaus zu einer kleinen Betätigung überreden lassen.« Schon schob er Maries Nachthemd nach oben, und im nächsten Moment hatten seine Lippen ihre Brustwarze umschlossen. Tausend kleine Funken stoben durch Maries Leib.
»Und was sagt dein Vater dazu, wenn wir heute wieder nicht zum Frühstück erscheinen?«, murmelte sie, als sie wieder Luft bekam. Ohne seine Antwort abzuwarten, hauchte sie kleine Küsse in seinen Nacken. Doch schon bald war das nicht mehr genug, und sie schlüpfte tiefer unter die Decke. Mit beiden Händen suchte sie Francos Männlichkeit und begann, ihn zu streicheln. Sie lächelte, als er ungeduldig stöhnte.
»Piano, mio amore«, flüsterte sie. Dieses Spiel konnten zwei spielen, oder?
»Und? Wirst du heute mit Mutter zusammen Kaffee trinken?«, fragte Franco betont beiläufig, während er seine Socken anzog.
Marie schaute ihm vom Bett aus zu. Wie schön er war, ihr Italiener! Mit beiden Händen streichelte sie das Kind in ihrem Bauch.
»Ich glaube nicht«, sagte sie ebenso gleichmütig. »Du weißt doch – ich will endlich meine ›Vier Elemente‹ fertigstellen.«
»Sie würde sich aber freuen. Ihr könntet euch unterhalten und euch dabei näher kennenlernen. Vielleicht, wenn du ihr deine neuen Glasbilder zeigst, sie sozusagen mit einbeziehst, empfindet sie deine Arbeit weniger befremdend …«
»Deine Mutter ist hier jederzeit herzlich willkommen.« Marie deutete auf die Zimmertür rechts von ihnen, hinter der sich ihr Glasstudio befand. Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag würde sie warten müssen, bis ihre Durchlaucht hier erschien, so viel war sicher! Es erstaunte sie, wie wenig es ihr ausmachte, dass Francos Mutter sie nicht mochte. Nichts und niemand konnte den Kokon aus Glücksfäden durchdringen, in den Franco, sie und das Kind eingesponnen waren.
»Marie, warum musst du es ihr so schwer machen?« Franco war zu ihr ans Bett getreten und kniete sich neben sie.
» Ich es ihr schwer machen?« Marie schnaubte. Wer starrte sie denn dauernd an, als wäre sie gerade unter einem Stein hervorgekrochen? Wer sprach denn kein Wort mehr mit ihr, kaum dass Franco weg war? »Du hast ja keine Ahnung«, sagte sie leise.
»Für Mutter ist es nicht einfach, sich an … an die veränderten Umstände zu gewöhnen. Und dass ihre Schwiegertochter einem Handwerk nachgeht, war sicher auch erst einmal ein Schock für sie. Aber wenn das Kind erst da ist …«
»Was soll dann anders sein? Glaubst du, ich verlasse deshalb meinen Bolg?« Ruckartig setzte Marie sich auf. »Denk daran, was du mir versprochen hast. Ich wäre nicht …«
»Schon gut, schon gut«, erwiderte Franco und verließ mit erhobenen Händen geradezu fluchtartig das Zimmer.
Mit gerunzelter Stirn schaute Marie ihm nach. Zu gern hätte sie sich ein wenig mit ihm gestritten. Dann wäre er wenigstens bei ihr geblieben. Worauf sie allerdings keine Lust hatte, war ein weiterer mühevoller Versuch, Francos Eltern näher kennenzulernen. Trotzig legte sie sich noch einmal hin.
Es war nicht so, dass der Conte und die Contessa sie schlecht behandelten, zumindest nicht auf den ersten Blick. Sie hatten andere Methoden, ihr zu zeigen, dass sie über Francos heimliche Eheschließung alles andere als erfreut waren: Türen wurden vor ihrer Nase wie von Geisterhand geschlossen, wenn sie auf einem der Gänge war. Gespräche wurden abgebrochen oder auf ein Flüstern reduziert, sobald sie in die Nähe kam. Während der Conte sie bei gemeinsamen Mahlzeiten zumindest höflich behandelte – man konnte ihn auf eine kühle Art fast zuvorkommend nennen –, legte Patrizia es darauf an, so zu tun, als sei Marie gar nicht anwesend. Marie hatte außerdem das Gefühl, als spreche sie besonders schnell, um ihr die Teilnahme an einem Gespräch so schwer wie möglich zu machen. Auch die Nachrichtihrer Schwangerschaft hatte entgegen Francos Erwartung nicht gerade einen Freudentaumel bei Patrizia ausgelöst. Sie hatte Marie einen beinahe erschrockenen Blick zugeworfen und Franco in ihrem Stakkato-Italienisch eine Bemerkung hingeschleudert, von der Marie lediglich ein Wort
Weitere Kostenlose Bücher