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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Weitere vier Sekunden später hatten sich die Herren schon wieder etwas beruhigt, denn die Schwarze wirkte nicht allzu gefährlich, man sah, wo sie ihre Hände hatte, und konnte feststellen, dass sie offensichtlich nicht beabsichtigte, Wurfgeschosse auf das Präsidentenpaar loszulassen. Nichtsdestoweniger musste sie natürlich sofort von hier weggebracht werden.
    Oder?
    Aber – was war das?
    Der Präsident hatte seine Frau auf dem roten Teppich stehen lassen und kam nun direkt auf die Schwarze zu. Und … und … er lächelte sie an!
    Manchmal hatte man es schon ganz schön schwer als Sicherheitspolizist. Jetzt sagte der Präsident irgendetwas zu der Demonstrantin – sie war doch eine Demonstrantin, oder? Und die Demonstrantin antwortete.
    Nombeko entging die Verwirrung unter den Sicherheitskräften nicht. Also sagte sie auf Schwedisch:
    »Die Herren brauchen nicht so verschreckt dreinzugucken. Der Präsident und ich sind alte Freunde und wollen nur ein paar Worte miteinander wechseln.«
    Dann wandte sie sich wieder an Präsident Hu und sagte:
    »Ich glaube, wir müssen unsere Erinnerungen ein andermal austauschen, Herr Chinese. Aber ich muss wohl eher sagen: Herr Präsident, nachdem Sie so einen rasanten Aufstieg hingelegt haben.«
    »Ja, allerdings«, lächelte Hu Jintao. »Vielleicht war das auch ein bisschen Ihr Verdienst, Fräulein Südafrika.«
    »Zu freundlich, Herr Präsident. Aber ich will Ihnen ganz kurz die Lage schildern – wenn Sie erlauben, dass ich so ohne Umschweife zum Punkt komme: Sie erinnern sich doch sicher noch an diesen strohdummen Ingenieur in meiner alten Heimat, der Sie auf die Safari und zum Abendessen eingeladen hatte? Genau. Dem ist es am Ende nicht so gut ergangen, und das mit Recht, aber mithilfe von mir und seinem Team ist es ihm vorher doch gelungen, ein paar Atombomben zu bauen.«
    »Ja, sechs Stück, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Hu Jintao.
    »Sieben«, sagte Nombeko. »Er war unter anderem nämlich auch im Rechnen schwach. Die siebte Bombe sperrte er in einen geheimen Raum, und dann geriet das Ding auf Abwege, wenn man so will. Oder … eigentlich geriet es in mein Gepäck … also hierher, nach Schweden.«
    »Was? Schweden hat Kernwaffen?«, staunte Hu Jintao.
    »Nein, Schweden nicht. Aber ich. Und ich bin nun mal in Schweden. Sozusagen.«
    Hu Jintao schwieg einen Moment. Dann sagte er:
    »Und was soll ich nun eigentlich für Sie … sagen Sie, wie heißen Sie überhaupt, Fräulein Südafrika?«
    »Nombeko«, sagte Nombeko.
    »Was soll ich für das Fräulein Nombeko in dieser Sache tun?«
    »Tja, wenn Sie so freundlich sein könnten, diese Information an den König weiterzugeben, dem Sie demnächst die Hand schütteln werden, dann könnte der wiederum so nett sein, die Information an den Ministerpräsidenten weiterzuleiten, der dann vielleicht rauskommen und mir erzählen könnte, was wir mit eben dieser Bombe anfangen sollen. Mit dem Ding kann man nämlich nicht so einfach beim Wertstoffhof aufschlagen.«
    Präsident Hu Jintao wusste zwar nicht, was ein Wertstoffhof ist (der chinesische Klimaschutz war noch nicht ganz so weit fortgeschritten), aber er begriff den Ernst der Lage. Und er begriff auch, dass es die Umstände erforderten, sein Gespräch mit Fräulein Nombeko nun zu beenden.
    »Ich verspreche Ihnen, Fräulein, ich werde die Sache dem König und dem Ministerpräsidenten mitteilen, und ich werde mich auch für Sie verbürgen, denn ich bin ziemlich sicher, dass Sie eine unmittelbare Reaktion zu erwarten haben.«
    Daraufhin ging Präsident Hu zurück zu seiner verwunderten Frau und dem roten Teppich, der in den Trabantensaal führte, wo bereits Ihre Königlichen Majestäten warteten.
    Die Gäste waren eingetroffen, es gab nichts mehr zu sehen. Die Touristen und Schaulustigen zerstreuten sich in alle Winde, um an diesem schönen Juniabend anno 2007 in Stockholm ihren diversen Beschäftigungen nachzugehen. Nombeko blieb allein stehen und wartete auf irgendwas, wenn sie auch nicht recht wusste, was das war.
    Nach zwanzig Minuten kam eine Frau auf sie zu. Sie reichte Nombeko die Hand und stellte sich mit gedämpfter Stimme vor. Sie war die Assistentin des Ministerpräsidenten und sollte die Dame zu einer diskreteren Ecke des Schlosses führen.
    Das fand Nombeko gut, aber sie fügte hinzu, sie wolle den Laster mitnehmen, der vor dem Schlosshof parkte. Die Assistentin meinte, das ließe sich einrichten, denn das liege ohnehin auf dem Weg.
    Holger 1 saß immer noch am

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