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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Ministerpräsident mehr über die verfluchte Bombe wissen.
    »Wie groß ist denn die Sprengkraft dieser Bombe? Raus mit der Sprache!«, sagte er streng.
    Doch Nombeko fand, dass die Stimmung im Laderaum schon gedrückt genug war, und wollte sie nicht noch weiter drücken. Wie hatte sie bloß so dumm sein können, dieses Thema überhaupt anzusprechen? Also versuchte sie, dem Gespräch eine neue Wendung zu geben.
    »Ich bedaure diese Situation ganz außerordentlich. Der Herr Ministerpräsident und Seine Majestät sind natürlich nicht gekidnappt worden, jedenfalls nicht von meinem Freund und mir. Sowie das Auto stehen bleibt, verspreche ich Ihnen, dass ich dem Kerl am Lenkrad die Nase umdrehen werde – wenn nicht noch mehr – und alles wieder in Ordnung bringe.«
    Und um die Situation zu entschärfen, fügte sie hinzu:
    »Bei so schönem Wetter im Laderaum eines Lkws eingesperrt zu sein, ist ja ganz besonders ärgerlich.«
    Dieser Kommentar rief dem naturverbundenen König wieder den Seeadler in Erinnerung, den er am Nachmittag am Strömmen in Stockholm gesehen hatte, und er berichtete von seiner Beobachtung.
    »Nicht möglich! Mitten in der Stadt?«, rief Nombeko und hoffte eine Sekunde lang, dass ihr Ablenkungsmanöver erfolgreich gewesen war.
    Doch nach dieser Sekunde fuhr ihr der Ministerpräsident auch schon in die Parade und forderte, dass die Gruppe doch bitte aufhören solle, sich über Wetter und Ornithologie zu unterhalten.
    »Erzählen Sie lieber, wie viel Schaden die Bombe anrichten kann. Wie schlimm ist es?«
    Nombeko versuchte, sich um eine konkrete Antwort zu drücken, und erklärte, es handle sich um eine, vielleicht sogar mehrere Megatonnen.
    »Wie viele?«
    »So zwei oder drei … mehr nicht.«
    »Und das bedeutet?«
    Dieser Ministerpräsident war schon ein harter Knochen.
    »Drei Megatonnen entsprechen ungefähr zwölftausendfünfhundertzweiundfünfzig Petajoule. Und der Herr König ist wirklich sicher, dass es sich um einen Seeadler gehandelt hat?«
    Der Blick, den Fredrik Reinfeldt seinem Staatsoberhaupt zuwarf, war so beeindruckend, dass Letzterer von einer Antwort absah. Dann dachte Reinfeldt darüber nach, ob er wusste, wie viel ein Petajoule war und wie übel sich wohl über zwölftausend von der Sorte auswirken könnten. Um am Ende zu dem Schluss zu kommen, dass sich diese Frau nur um eine Antwort drücken wollte.
    »Jetzt rücken Sie endlich raus mit der Sprache!«, sagte er. »Aber so, dass es jeder verstehen kann.«
    Da entsprach Nombeko seinem Wunsch und sagte die Wahrheit. Dass diese Bombe nämlich bei ihrer Detonation alles in einem Radius von achtundfünfzig Kilometern mit sich in die Luft reißen würde und schlechtes Wetter mit viel Wind den Schaden schlimmstenfalls sogar verdoppeln könnte.
    »Dann haben wir ja richtig Glück, dass heute die Sonne so schön scheint«, sinnierte der König.
    Nombeko gefiel seine positive Einstellung, und sie nickte anerkennend, doch der Ministerpräsident sagte, dass Schweden vor der vielleicht größten Krise seit Gründung der Nation stehe. Staats- und Regierungschef befanden sich mit dieser gnadenlosen Vernichtungswaffe auf Irrfahrt durch Schweden, mit einem Mann am Steuer, dessen Absichten immer noch im Dunkeln waren.
    »Könnte sich der König vor diesem Hintergrund wohl vorstellen, dass es passender wäre, ans Überleben der Nation zu denken als an Seeadler und daran, was wir für ein Glück mit dem Wetter haben?«, sagte der Ministerpräsident.
    Doch der König war schon eine ganze Weile dabei und hatte die Ministerpräsidenten kommen und gehen sehen, während er selbst bestehen blieb. Der neue war sicher auch nicht unrecht, wenn er sich nur endlich ein bisschen beruhigen würde.
    »Na, na, immer mit der Ruhe«, sagte er. »Jetzt setzen Sie sich erst mal auf eine Kartoffelkiste wie alle anderen auch, und dann bitten wir Herrn und Frau Kidnapper um eine Erklärung.«
    * * * *
    Eigentlich wäre er gern Bauer geworden. Oder Baggerführer. Oder irgendwas anderes, wenn es nur mit Autos oder Natur zu tun hatte. Am liebsten beides.
    Doch dann wurde er König.
    An und für sich kam es ja nicht überraschend. In einem frühen Interview hatte er sein Leben einmal als eine pfeilgerade Linie beschrieben, beginnend mit seiner Geburt. Mit den zweiundvierzig Kanonenschüssen, die am 30. April 1946 über Skeppsholmen dröhnten.
    Er wurde auf den Namen Carl Gustaf getauft, Carl nach seinem Großvater mütterlicherseits, Carl Eduard von Sachsen-Coburg und

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