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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Gustav VI . Adolf, der Schwertorden und der Königliche Nordsternorden glitzerten. Der Vasaorden en collier wurde auf eine rostige Mistgabel gehängt.
    Das weiße Hemd bekam, genau wie der Ministerpräsident gemutmaßt hatte, lauter rote Sprenkel.
    »Ich hab noch eins zu Hause«, sagte der König zu Nombeko, die ihm anschließend beim Rupfen behilflich war.
    »Hab ich mir fast schon gedacht«, sagte Nombeko.
    Als sie wenig später mit drei gerupften Hähnchen in die Küche kam, verkündete Gertrud ganz eifrig und vergnügt, jetzt werde sie eine richtig leckere Hähnchenpfanne kochen!
    Holger 1 und Celestine wirkten am Esstisch noch verwirrter als sonst. Und es wurde nur schlimmer, als der Ministerpräsident mit lehmverkrusteten Füßen hereinkam und einen Eimer Kartoffeln brachte. Und danach der König mit dem ganzen Hühnerblut auf dem Frackhemd. Sein Marinejackett und den Vasaorden en collier hatte er beim Hühnerhaus und auf der Mistgabel vergessen.
    Wortlos nahm Gertrud die Kartoffeln entgegen, sparte aber nicht mit Lob für den König, der so geschickt mit der Axt umzugehen wusste.
    Holger 1 war sauer, dass Gertrud mit der verfluchten Majestät fraternisierte. Celestine ging es ebenso. Wäre sie siebzehn gewesen, wäre sie sofort auf und davon gegangen, aber jetzt hatten sie einen Auftrag zu erfüllen, und sie wollte sich nicht noch einmal im Bösen von ihrer Großmutter trennen. Falls sie sich nicht doch noch gezwungen sahen, alle Menschen und Hühner in die Luft zu sprengen, aber das stand auf einem anderen Blatt.
    Nummer eins hatte noch immer seine Pistole in der Hand, und es nervte ihn, dass das niemand weiter zu beeindrucken schien. Nombeko fand, dass er mehr denn je eine umgedrehte Nase verdiente (obwohl sie schon nicht mehr wütend genug war, um ihn erschlagen zu können), aber sie wollte sich auch unbedingt noch einmal an Gertruds Hähnchenpfanne gütlich tun, bevor im schlimmsten Fall ihrer aller irdisches Leben beendet wurde. Und die größte Bedrohung war eben nicht die Bombe, sondern dieser Wirrkopf, der hier in der Küche ständig mit seiner Waffe herumfuchtelte.
    Also beschloss sie, dem Bruder ihres Freunds mit Logik zu helfen. Sie erklärte, wenn der König nicht floh, bräuchte man die Pistole gar nicht, und wenn er es doch tat, hatte Holger ja immer noch die achtundfünfzig Kilometer gut, die die Bombe reichte. Nicht mal ein König konnte in drei Stunden so weit wegrennen, auch wenn er seine kiloschweren Orden inzwischen abgelegt hatte.
    Holger musste also nur eines tun: den Schlüssel des Kartoffellasters verstecken. Damit war das Gleichgewicht des Schreckens auf Sjölida wiederhergestellt. Niemand brauchte den anderen misstrauisch zu beäugen, und alle konnten endlich in Ruhe und Frieden ihr Essen genießen.
    Nummer eins nickte nachdenklich. Was Nombeko da sagte, schien wirklich Hand und Fuß zu haben. Außerdem hatte er den Schlüssel des Kartoffellasters tatsächlich schon in seinen einen Strumpf geschoben, ohne zu kapieren, wie schlau das gewesen war. Nach ein paar Sekunden Bedenkzeit schob er die Pistole in die Innentasche seiner Jacke.
    Ohne sie vorher zu sichern.
    Während Nombeko Nummer eins zur Vernunft brachte, hatte Celestine von ihrer Großmutter die Aufgabe zugeteilt bekommen, das Hähnchenfleisch in mundgerechte Stücke zu schneiden. Unterdessen wurde Holger 2 instruiert, wie er den Schnaps zu mischen hatte, nämlich exakt nach Gertruds Angaben: einen Schuss Gordon’s Gin, zwei Schuss Noilly Prat und den Rest Wodka und Skåne Akvavit zu gleichen Teilen. Nummer zwei wusste nicht recht, was sie mit »einem Schuss« meinte, aber als er zu einem Ergebnis gekommen war, dachte er sich, dass zwei Schuss wohl ungefähr das Doppelte sein mussten. Als er die fertige Mischung heimlich kostete, war er so zufrieden mit dem Ergebnis, dass er gleich noch mal kostete.
    Schließlich saßen alle am Tisch, bis auf Gertrud, die mit dem letzten Abschmecken ihres Gerichts beschäftigt war. Der König musterte die beiden Holgers und fand, dass sich die zwei enorm ähnlich sahen.
    »Wie soll man euch eigentlich auseinanderhalten, wenn ihr auch noch den gleichen Namen habt?«
    »Ein Vorschlag wäre, dass man den mit der Pistole ›Idiot‹ nennt«, sagte Holger 2 und empfand eine gewisse Befriedigung, es mal ausgesprochen zu haben.
    »Holger und der Idiot – ja, das könnte funktionieren«, meinte der König.
    »Niemand nennt meinen Holger einen Idioten!«, sagte Celestine.
    »Warum denn nicht?«,

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