Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)
zu setzen, damit Nummer eins und Celestine den König, Teile seines Königreichs und sich selbst in die Luft jagen konnten.
»Mein mutiger, mutiger Schatz«, kommentierte Celestine seine Überlegungen.
Das hier war weiß Gott die verbarrikadierteste Barrikade, auf der ein Mensch nur stehen konnte. Und außerdem ein schöner Tag zum Sterben, wenn es denn nötig werden sollte.
Im Laderaum hinter ihnen fand Holger 2 schließlich die Sprache wieder.
»Ich glaube, wir müssen ganz von vorn erzählen«, meinte er.
Also erzählte er von Papa Ingmar, von sich selbst und seinem Bruder, wie der eine beschlossen hatte, den Kampf seines Vaters weiterzuführen, während der andere nun dummerweise hier saß und erzählen musste, was er gerade erzählte.
Als er fertig war und Nombeko ihre eigene Lebensgeschichte hinzugefügt hatte, inklusive der Erklärung, wie es dazu kam, dass diese eigentlich gar nicht existente Bombe auf Tour gehen konnte, dachte sich der Ministerpräsident, das könne alles gar nicht wahr sein. Aber zur Sicherheit wollte er lieber davon ausgehen, dass es trotzdem wahr war. Den König seinerseits beschäftigte der Gedanke, dass er langsam wirklich Hunger kriegte.
* * * *
Fredrik Reinfeldt versuchte, sich ein Bild von den Geschehnissen zu machen. Sie zu analysieren. Er dachte an den Alarm, der jetzt jede Minute losgehen dürfte, wenn er nicht sogar schon losgegangen war, und wie es eine landesweite Panik geben würde, mit Eingreiftruppe und Hubschraubern, die über Kartoffellaster und Bombe kreisten. Aus den Hubschraubern würden nervöse junge Männer mit Automatikwaffen hängen, die jederzeit Warnschüsse durch die Wand des Laderaums feuern konnten und weiter durch die schützenden Metallschichten, die diese ganzen Megatonnen und Petajoules umgaben. Es war auch möglich, dass sie einfach nur den Idioten am Steuer provozierten, so dass er etwas Unüberlegtes tat. Zum Beispiel von der Straße abkommen.
All das lag in der einen Waagschale.
In der anderen lagen die Erzählungen des Mannes und der Frau, mit denen er hier saß. Und Präsident Hu, der sich für Letztere verbürgt hatte.
In Anbetracht der Umstände fragte er sich, ob der König und er nicht alles tun sollten, um zu verhindern, dass die Dinge außer Kontrolle gerieten und die Katastrophe ganz von selbst eintrat?
Fredrik Reinfeldt hatte fertig überlegt und sagte zu seinem König:
»Ich habe nachgedacht.«
»Sehr gut«, antwortete der König. »Für so was haben wir unsere Ministerpräsidenten ja auch, wenn er mich fragt.«
Reinfeldt stellte Seiner Majestät die rhetorische Frage, ob sie wirklich wollten, dass die Eingreiftruppe über ihren Köpfen ihr Unwesen trieb. Verlangte eine Kernwaffe von drei Megatonnen nicht etwas mehr Respekt?
Der König lobte seinen Ministerpräsidenten, dass er die Formulierung »drei Megatonnen« statt »zwölftausend Petajoule« verwendet hatte. Doch der Schaden wäre so oder so ganz massiv, so viel war dem König klar. Außerdem war er alt genug, um sich an die Berichte vom letzten Einsatz des Spezialverbands zu erinnern, in Gnesta war das gewesen, wenn sich der König recht erinnerte. Der erste und bis jetzt einzige Einsatz der Truppe. Da hatten sie ein halbes Wohnviertel abgefackelt, während die mutmaßlichen Terroristen davonspazierten.
Nombeko sagte, davon habe sie auch schon gelesen.
Damit war die Sache entschieden. Der Ministerpräsident holte sein Handy hervor und rief den diensthabenden Chef der Sicherheitskräfte an, um ihm mitzuteilen, dass eine Angelegenheit von nationalem Interesse dazwischengekommen sei, dass es sowohl ihm als auch dem König gut gehe, dass das Galadiner stattfinden solle wie geplant und man verbreiten solle, sowohl das Staatsoberhaupt als auch der Regierungschef seien unpässlich. Im Übrigen solle der Chef der Sicherheitskräfte nichts unternehmen, sondern weitere Befehle abwarten.
Dem diensthabenden Sicherheitschef brach vor Nervosität der Schweiß aus. Glücklicherweise war auch sein Vorgesetzter, der Chef der Sicherheitspolizei, zu dem Diner eingeladen. Der stand nun neben seinem Untergebenen und ließ sich das Telefon reichen. Übrigens war der Chef genauso nervös.
Vielleicht begann er deswegen mit einer Kontrollfrage, deren Antwort er selbst nicht wusste. Aber der schreckliche Gedanke, dass der Ministerpräsident vielleicht unter Androhung von Gewalt gesprochen hatte, war eben nicht von der Hand zu weisen.
»Wie heißt Ihr Hund?«, fragte er.
Daraufhin
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