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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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Problem an die Regierungskanzlei gewendet: Der Dolmetscher des Präsidenten hatte sich am Abend zuvor heftig die Hand eingeklemmt und lag mit vier gebrochenen Fingern und einem gequetschten Daumen frisch operiert im Karolinska-Krankenhaus. Der Präsident hatte über seine Mitarbeiter ausrichten lassen, er hoffe, dass der Ministerpräsident vielleicht eine passende Dolmetscherlösung für das vormittägliche Treffen und das Mittagessen parat habe. Die Assistentin ahnte, dass er damit die Schwarze meinte, mit der er sich vor dem Schloss schon kurz unterhalten hatte, nicht wahr? Ob der Herr Ministerpräsident wisse, wo sich die betreffende Person aufhalte?
    Ja, das wusste der Herr Ministerpräsident sehr gut. Er bat seine Assistentin, einen Augenblick am Apparat zu bleiben, und wandte sich an Nombeko.
    »Könnte das Fräulein Nombeko sich wohl vorstellen, bei meinem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten zugegen zu sein? Der Dolmetscher des Präsidenten liegt nämlich im Krankenhaus.«
    »Und jammert, dass er demnächst sterben wird, stimmt’s?«, sagte Nombeko.
    Bevor der Ministerpräsident fragen konnte, was sie damit meinte, fügte sie schon hinzu:
    »Natürlich kann ich das. Aber was machen wir in der Zwischenzeit mit dem Auto, der Bombe und Celestine?«
    Celestine mehrere Stunden mit Auto und Bombe allein zu lassen, fühlte sich … gar nicht gut an. Erst verfiel Nombeko auf die Idee, sie mit ihren Handschellen ans Lenkrad zu ketten. Aber ihre nächste Idee war noch besser. Sie ging noch einmal kurz zu ihrer Suite hoch und war wenig später zurück.
    »Jetzt ist dein Freund ans Sofa gekettet, wo er vor sich hinschnarcht. Wenn es dir einfallen sollte, mit dem Laster und der Bombe Dummheiten zu machen, während der Ministerpräsident und ich den chinesischen Präsidenten treffen, schmeiße ich den Schlüssel zu den Handschellen am Nybroviken ins Wasser.«
    Celestine schnaubte nur.
    Ministerpräsident Reinfeldt rief zwei von seinen Leibwachen an und bat sie, Nombeko und ihn am Grand Hôtel abzuholen. Und die Fensterscheiben des Autos bitte so dunkel getönt wie möglich. Celestine erhielt Order, sich den erstbesten Parkplatz zu suchen und dort zu bleiben, bis Nombeko oder er sich meldeten. Es würde nur ein paar Stunden dauern, versprach der Ministerpräsident und sehnte von ganzem Herzen das Ende des gestrigen Tages herbei, der einfach nicht enden wollte.

23. KAPITEL
    Von einem wütenden Oberbefehlshaber und einer schön singenden Frau
    Fredrik Reinfeldt setzte sich mit einem belegten Brot und einem dreifachen Espresso auf den einen Sessel in seinem Büro. Frisch restauriert mittels Dusche, neuen Kleidern und lehmfreien Schuhen. Auf dem anderen Sessel saß seine südafrikanische Chinesischdolmetscherin mit einer Tasse schwedischem Tee in der Hand. In den Kleidern vom Vortag. Aber die war freilich auch nicht auf dem Kartoffelacker zugange gewesen.
    »So sah der Herr Ministerpräsident also aus, bevor er sich so eingesaut hat« sagte Nombeko.
    »Wie spät ist es?«, fragte Fredrik Reinfeldt.
    Es war zwanzig vor zehn. Also noch Zeit genug, um die Dolmetscherin zu briefen.
    Der Ministerpräsident erzählte von seinen Plänen, Hu Jintao zum Klimagipfel 2009 in Kopenhagen einzuladen, nachdem er selbst hoffentlich Ratspräsident der EU geworden war.
    »Man wird sich viel über Umwelt und Investitionen in diesem Bereich unterhalten«, meinte er. »Und ich möchte, dass China beim nächsten Klimaprotokoll mit an Bord ist.«
    »Sieh an«, sagte Nombeko.
    Ein anderer kontroverser Punkt, den der Ministerpräsident anschneiden wollte, war die Vermittlung schwedischer Auffassungen zu Demokratie und Menschenrechten. Gerade hier war es besonders wichtig, dass Nombeko wortwörtlich übersetzte und keine selbst gewählten Formulierungen einstreute.
    »Sonst noch was?«, fragte Nombeko.
    Ja, natürlich werde man auch über Geschäfte sprechen, Import wie Export. China wurde auch als Exportland immer wichtiger für Schweden.
    »Jährlich exportieren wir schwedische Waren im Wert von zweiundzwanzig Milliarden Kronen«, sagte der Ministerpräsident.
    »Zwanzig Komma acht«, korrigierte Nombeko.
    Der Ministerpräsident trank seinen Espresso aus und sagte sich noch einmal, dass er gerade den mit Abstand seltsamsten Tag seines Lebens erlebte.
    »Sonst noch irgendwelche Anmerkungen von Dolmetscherseite?«, fragte er.
    Ohne jede Ironie.
    Nombeko fand es gut, dass es bei diesem Treffen um Demokratie und Menschenrechte gehen sollte, denn

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