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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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sagte Ministerpräsident Reinfeldt.
    »O doch«, sagte Nombeko. »Die meisten Leute, die Sie da eben aufgezählt haben, haben alle Gründe der Welt, den Mund zu halten. Außerdem sind einige von ihnen so wirr im Kopf, dass ihnen sowieso keiner die Geschichte abkaufen würde, wenn sie sie erzählen würden.«
    »Denken Sie da an den König?«, fragte der Ministerpräsident.
    Das Mittagessen im Sager’schen Haus sollten der Ministerpräsident und Hu Jintao in Gesellschaft einiger der wichtigsten Wirtschaftsbosse Schwedens einnehmen. Danach wollte Präsident Hu geradewegs zum Flughafen Arlanda fahren, wo seine private Boeing 767 für den Flug nach Peking bereitstand. Erst danach konnte Reinfeldt den Obersten Befehlshaber in die Kanzlei bestellen.
    »Darf ich es wagen, die Bombe noch ein Weilchen in Fräulein Nombekos Obhut zu lassen, während ich mich mit Hu treffe beziehungsweise bis der Oberste Befehlshaber unserer Streitkräfte eingeweiht ist?«
    »Tja, was der Herr Ministerpräsident wagt oder nicht wagt, weiß er wohl selbst am besten. Aber ich war schon zwanzig Jahre mitverantwortlich für dieses Ding, und es ist die ganze Zeit nicht in die Luft geflogen. Ein paar Stunden kriege ich jetzt sicher auch noch hin.«
    In diesem Augenblick sah Nombeko, wie der König und die Gräfin die Küche verließen und sich auf den Weg zum Bootssteg machten. Hatten die beiden am Ende irgendwelche Dummheiten im Sinn? Nombeko überlegte schnell.
    »Lieber Herr Ministerpräsident, gehen Sie jetzt bitte in die Küche, und kümmern Sie sich um den Mossadagenten. Nach allem, was ich bis jetzt beobachten konnte, sind Sie ein Mann von Verstand, also werden Sie auch dieses Problem sicher zur allseitigen Zufriedenheit lösen. Ich gehe unterdessen zum Anleger hinunter und kümmere mich darum, dass der König und die Gräfin keine Dummheiten aushecken.«
    Fredrik Reinfeldt begriff, was Nombeko vorhatte. Sein ganzes Wesen lehnte sich dagegen auf, die Dinge so zu handhaben, wie sie vorschlug.
    Dann seufzte er – und ging ins Haus, um die Dinge genau so zu handhaben.
    »Aufwachen!«
    Der Ministerpräsident schüttelte Agent B, bis der die Augen aufschlug und ihm mit Schrecken klar wurde, wo er sich befand.
    Als Fredrik Reinfeldt merkte, dass der Agent aufnahmefähig war, sah er ihm in die Augen und sagte:
    »Ich habe gesehen, dass der Herr Agent sein Auto vor dem Haus stehen hat. Nun schlage ich vor – im Namen des brüderlichen Verhältnisses des schwedischen und des israelischen Volkes –, dass Sie sich in Ihren Wagen setzen, wegfahren und auf direktem Wege das Land verlassen. Des Weiteren schlage ich vor, dass Sie niemals hier gewesen sind und auch niemals hierher zurückkommen.«
    Dem rechtschaffenen Ministerpräsidenten wurde ganz blümerant bei dem Gedanken, dass er im Laufe weniger Stunden nicht nur den Kartoffeldieb abgegeben hatte, sondern nun auch noch einen alkoholisierten Mann in den Straßenverkehr schickte. Von all den anderen Sachen ganz zu schweigen.
    »Und Premierminister Olmert?«, fragte Agent B.
    »Mit dem habe ich nichts zu bereden, da Sie ja nie hier gewesen sind. Oder?«
    Agent B war zwar nicht nüchtern, und er war auch eben erst aus dem Schlaf gerissen worden. Doch er begriff, dass er da gerade sein Leben zurückbekommen hatte.
    Und dass er sich besser beeilte, bevor es sich der schwedische Ministerpräsident noch anders überlegen konnte.
    Fredrik Reinfeldt war einer von Schwedens redlichsten Menschen – so einer, der schon Fernseh- und Rundfunkgebühren gezahlt hatte, als er noch im Studentenwohnheim lebte. Der schon als Kind eine Quittung anbot, wenn er seinem Nachbarn ein Bund Porree für fünfundzwanzig Öre verkaufte.
    Kein Wunder, dass es ihm gar nicht gut damit ging, Agent B laufen gelassen zu haben. Und beschlossen zu haben, dass die ganze Angelegenheit vertuscht werden sollte. Begraben. Genau wie die Bombe. In einem Bergstollen. Wenn irgend möglich.
    Nombeko kam mit einem Ruder unterm Arm zurück und berichtete, sie habe die Gräfin und den König gerade noch davon abhalten können, hinauszurudern und ohne Genehmigung zu angeln. Als der Ministerpräsident nicht antwortete und sie die Rücklichter des davonfahrenden Leihwagens von Mossadagent B sah, fügte sie hinzu:
    »Manchmal kann man nicht das Richtige tun, Herr Ministerpräsident. Dann gibt es nur das mehr oder weniger Falsche. Mit dem Aufräumen in der Küche der Gräfin haben Sie im Interesse der Nation gehandelt, deswegen sollten Sie kein

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