Die Anatomie des Todes
Türöffnung und sprach leise mit Stig. Sie schauten sie an. Stig lächelte, und Blindheim zog ein paarmal an seiner Viprati, um sicherzugehen, dass keine Glut mehr in der Kammer war, ehe er die Pfeife in seiner Innentasche verschwinden lieÃ.
Sonderbar, dass ihm niemand sagte, dass das Rauchen im Krankenhaus verboten war, doch offensichtlich konnte man sich so einiges erlauben, wenn man der Sheriff der Stadt war.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Stig, indem er an ihr Bett trat.
Maja blickte an sich hinab. Beide Hände waren verbunden. Ihr linker Arm ruhte in einer Schlinge. »Wie eine Mumie.«
»Für eine Mumie siehst du groÃartig aus.«
Der Satz blieb für eine Weile in der Luft hängen, während sich Stig und Blindheim Stühle ans Bett heranzogen.
»Wo ist dein Bruder?«, fragte sie.
»Der ist zu Hause und schläft. Du hast ihm und den Jungs ja einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
»War es Peik, der mich hochgezogen hat?«
Stig schüttelte den Kopf. »Nein, ein Kollege von ihm.«
»Wie hat er mich überhaupt gesehen?«
Kommissar Blindheim zückte seinen Notizblock und las die Zeugenaussage vor: »Er wunderte sich darüber, dass das Schild gar nicht gegen den Beton schlug, so wie sonst immer, wenn er daran vorbeiging. Deshalb blickte er über das Geländer, um nachzusehen, ob es vielleicht ins Meer gefallen war, und da hingen Sie.«
»Da hing ich.« Maja nickte. »Freut er sich mehr über Blumen oder über eine Flasche Whisky?«, fragte sie.
Stig lächelte. »Also die einzigen Blumen, über die er sich freut, dürften Four Roses sein.«
Blindheim räusperte sich und schlug die Beine übereinander.
»Frau Dr. Holm, es fällt Ihnen sicher nicht leicht, darüber zu sprechen, aber wir müssen uns ja ein Bild von dem Vorfall machen. Es wird bestimmt nicht lange dauern.«
»Hat das nicht bis morgen Zeit?«, fragte Stig.
Maja schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Den beiden sollte möglichst schnell das Handwerk gelegt werden.«
Blindheim runzelte fragend die Stirn und fragte, was sie in den Stunden vor dem Ereignis getan habe.
Sie berichtete, dass sie nach ihren Hausbesuchen im Skudekroen zu Abend gegessen habe. Da ihr Auto danach nicht angesprungen sei â sicher hätte sich jemand daran zu schaffen gemacht â, habe sie beschlossen, zu Fuà nach Hause zu gehen.
»Warum sollte sich jemand an Ihrem Wagen zu schaffen machen?«
Blindheim warf ihr einen Blick zu, den sie bereits kannte. Es war sein Kommissarblick, der ihr signalisierte, dass sein innerer Lügendetektor eingeschaltet war.
»Aus demselben Grund, aus dem mir jemand die Autoreifen aufgeschlitzt hat. Reine Schikane.«
»Jemand hat deine Reifen aufgeschlitzt?«, fragte Stig.
Maja nickte und atmete schwer.
»Haben Sie Anzeige erstattet?«
»Nein, ich hatte genug andere Dinge um die Ohren und habe angenommen, dass es Ihnen genauso geht.«
Blindheim machte sich grunzend Notizen.
»Dass Sie auf der Brücke waren, lag also an ⦠Motorproblemen.«
Maja nahm Blindheims Skepsis wahr, sagte jedoch nur: »Ja.«
»Ein ziemlich beschwerlicher Weg, noch dazu bei dieser Witterung.«
»Wenn man ein Taxi braucht, ist nie eins da«, entgegnete Maja.
»Das stimmt.« Blindheim schaute sie lange an, ehe er fortfuhr: »Ich verstehe nur nicht, was Sie auf der anderen Seite des Geländers gemacht haben.«
Maja lachte kurz auf. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Das würde mir niemals einfallen«, antwortete Blindheim.
»Was wollen Sie mir dann sagen?«
Blindheim zögerte kurz, ehe er antwortete: »Haben Sie vielleicht irgendwelche Probleme?«
Sie richtete sich im Bett auf. »Probleme? Wie ⦠wie meinen Sie das?«
»Gibt es etwas, das sie deprimiert?«
»Warum glauben Sie, dass ich deprimiert bin?«
Blindheim holte tief Luft. »In Anbetracht der Vorfälle wäre es doch denkbar, dass Sie â¦Â«
Sie fiel ihm ins Wort: »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich selbst auf das Geländer geklettert bin!«
Blindheim schwieg. Maja blickte zu Stig hinüber, der sie zaghaft anlächelte.
»Glaubt ihr das wirklich?«
Maja lieà sich zurücksinken. Das Kissen war angenehm kühl. Eigentlich wollte sie nur noch die Augen schlieÃen und schlafen.
»Wir
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