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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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wollte?«
    Â»Dazu kann ich nichts sagen.«
    Â»Das verstehe ich. Ich suche nur nach möglichen Anhaltspunkten für die Ermittlungen.«
    Sie sah ihm direkt in die Augen.
    Â»Unter meinen Patienten befinden sich die verschiedensten Leute, auch Drogenabhängige, aber das macht sie ja nicht automatisch zu Einbrechern.«
    Â»Natürlich nicht«, entgegnete Blindheim rasch und wich ihrem Blick aus.
    Â»Ich glaube, wir haben hier einen brauchbaren Abdruck.«
    Der Assistent zeigte einen deutlichen Abdruck, der sich im Kohlenstaub am Türrahmen abzeichnete. Blindheim nickte zufrieden.
    Â»Ausgezeichnet.«
    Er lächelte Maja an, die höflich zurücklächelte. Vielleicht hatte der Kommissar recht, ihr selbst war auch schon ein gewisser Verdacht in dieser Richtung gekommen. Dennoch spielte sie keineswegs mit dem Gedanken, ihre Schweigepflicht zu verletzen. Kommissar Blindheim steckte eine Hand in die Manteltasche und zog eine Visitenkarte heraus.
    Â»Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt«, sagte er. »Hier ist meine Durchwahl.«
    Blindheim streckte ihr seine Karte entgegen. Da sie keine Anstalten machte, sie entgegenzunehmen, legte er sie auf die Kante ihres Schreibtischs.
    Â»Wenn Sie möchten, bringen wir Sie nach Hause.«
    Â»Danke, nicht nötig.«
    Sie stand auf und suchte ihre Sachen zusammen. Blindheim warf einen prüfenden Blick auf ihre frisch genähte Stirnwunde.
    Â»Da haben Sie ja ganz schön was abbekommen«, bemerkte er.

    Sie nickte und vergewisserte sich, dass ihr Autoschlüssel in der Handtasche war.
    Â»Wer hat das genäht?«
    Â»Ich selbst«, antwortete sie ohne aufzublicken.
    Der Kommissar schaute sie überrascht an. Selbst sein Assistent unterbrach seine Beschäftigung. »Das muss ziemlich wehgetan haben.«
    Â»Weniger als der Schlag«, entgegnete sie und sah ihn an. »Außerdem kann man dann selbst entscheiden, wie hübsch die Narbe werden soll.«
    Â»Da haben Sie natürlich recht.«
    Im Grunde hörte sich das dramatischer an, als es war. Man durfte nur nicht zu lange zögern – wie bei vielen anderen Dingen auch. Man musste bloß die psychische Hemmschwelle überwinden, die einen normalerweise davon abhielt, seine eigene Gesichtshaut mit einer Nadel zu verletzen, um einen Faden hindurchzuziehen.
    Â 
    Statt direkt nach Hause zu fahren, blieb Maja auf der Umgehungsstraße in Richtung Norvikcenter und steuerte den Drive-in-McDonald’s an.
    Ihre Kopfschmerzen hatten zugenommen, und während sie auf das Essen wartete, warf sie ein weiteres Temgesic ein. Die Lutschtabletten brachten Schmerzen innerhalb von Sekunden zum Verschwinden, dafür hielt die Wirkung leider nicht sehr lange an.
    Sie musste für Nachschub sorgen, wenn sie nach Hause kam. Musste sich so weit betäuben, dass sie die Gehirnerschütterung nicht spürte und ein bisschen Schlaf fand. Auch wenn der Einbruch bei der Polizei fraglos die niedrigste Priorität hatte, schien Blindheim doch jemand zu sein, der nichts schleifen ließ. Schon gar nicht bei einem Einbruch, der sich zu einem brutalen Überfall ausgewachsen hatte. Vielleicht lag es an seinen Cowboystiefeln und
der ledrigen Haut, dass er sie an einen einsamen Sheriff erinnerte.
    Sie dachte an die Fingerabdrücke, die sie am Türrahmen entdeckt hatten. Jetzt erinnerte sie sich, dass sie die Hand des Täters für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hatte. War sie verbunden gewesen? Wie die Hand von Reidar? Sie war sich nicht sicher, der Schreck und das Blut hatten ihr Wahrnehmungsvermögen beeinträchtigt. Doch die Lederjacke stimmte mit seiner überein.
    Maja nahm ihr Big-Mac-Menü von dem pickligen Angestellten entgegen, der den Burger freundlicherweise von Zwiebeln und Mayonnaise befreit hatte. Sie hielt in einer Lücke auf dem Parkplatz und öffnete die Papiertüte. Von hier aus hatte sie einen ungehinderten Blick über den Fjord. Sie öffnete das Fenster, damit die frische Seebrise den schalen Geruch ihres Fastfoodmenüs vertreiben konnte. Im Radio spielten sie Robbie Williams. Sie stellte ein bisschen lauter, ehe sie einer alten Gewohnheit folgend einige Pommes direkt zwischen das Fleisch und die obere Brötchenhälfte quetschte. Sie spürte ein Ziehen ihrer frisch genähten Wunde, als sie hineinbiss. Ein Frachtschiff schob sich langsam den Fjord hinauf. Sie folgte dem Licht seiner Hecklaternen,

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