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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Zahlenkombination des Schlosses kannte. Und Edel Raaholdt wurde nicht müde zu betonen, dass sie die Einzige sei, die Zugang zu diesem Schrank habe, und selbst Milten die richtige
Zahlenfolge nicht kenne. Das war einer der Gründe, warum sich Maja selbst die elementarsten Medikamente für ihre Arzttasche im Skansebakken-Krankenhaus besorgte. Sie sah keinen Anlass, sich einer weiteren Kontrolle zu unterziehen, was ihren Medikamentenverbrauch anging.
    Maja öffnete die erste Schublade ihres Archivschranks und begann die Patientenakten von A bis C wieder einzuordnen. Dabei fiel ihr auf, dass sich mehrere Akten an der falschen Stelle befanden. Zunächst schienen ihr das vereinzelte Fehler zu sein, doch als sie kurz nacheinander feststellte, dass Patienten namens Karlsen, Ødegaard und Toft alle unter B einsortiert waren, wurde sie misstrauisch. Es wunderte sie, dass der Einbrecher Zeit gehabt hatte, so viel durcheinanderzubringen. Als sie die Karlsen-Akte wieder zurückstellte, bemerkte sie, dass auch bei dem Buchstaben K einiges durcheinandergeraten war. Und plötzlich begriff sie, was geschehen war. Die Vornamen von Karlsen, Ødegaard und Toft fingen alle mit B an. Jemand hatte also begonnen, die Patienten nach ihren Vornamen statt nach ihren Nachnamen zu ordnen. Sie hatte auch sofort einen Verdacht, wer dieser Jemand sein könnte. Maja ging hinaus, um nach Linda Lind zu suchen. Die frisch ausgebildete Arzthelferin, die ihren künstlichen Fingernägeln mehr Beachtung schenkte als den Patienten, wurde derzeit am Empfang eingesetzt. Edel Raaholdt schien sie dort nicht wenig auf die Nerven zu gehen.
    Â 
    Linda stand mit zwei Männern im Wartezimmer. Es waren dieselben, die Maja vor dem Haus von Jo Lilleengen gesehen hatte. Der Kameramann und der Journalist, den sie wegen seiner abstehenden Haare insgeheim auf den Namen Mecki getauft hatte.
    Â»Linda, hast du mal kurz Zeit?«
    Linda schaute lächelnd zu Maja herüber. »Wir haben gerade von dir geredet.«

    Â»Aha«, entgegnete sie und versuchte die beiden Männer zu ignorieren.
    Â»Die Herren sind von LokalNyt und Kanal Vest, wir kommen ins Fernsehen.«
    Dies schien einer der aufregendsten Tage in Lindas bisherigem Leben zu sein.
    Â»Weißt du, wer in letzter Zeit meine Patientenakten einsortiert hat?«
    Linda sah etwas betreten aus. »Das … das machen wir doch alle zusammen.«
    Â»Hast du eine Idee, wer damit begonnen haben könnte, die Akten unter den Vornamen der Patienten abzulegen?«
    Der Journalist konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Â»Also, das kann ich schlecht …«
    Â»Könnte es sein, dass du das warst?«
    Â»Ã„h, also wenn mir das mal passiert sein sollte, dann tut es mir leid.«
    Maja nickte. »Okay.«
    Â»Soll ich sie wieder in die richtige Reihenfolge bringen?« Linda griff sich nervös in die Haare und wickelte sich eine ihrer Locken um den Finger.
    Maja schüttelte den Kopf. »Das kann ruhig ein paar Tage warten. Fürs Erste wenden wir uns lieber den Patienten selbst zu.«
    Sie wollte sich gerade umdrehen, als ihr der Journalist seine Hand entgegenstreckte. »Hallo, ich bin Stig von LokalNyt.«
    Sie nahm seine Hand.
    Â»Offenbar waren Sie es, die gestern überfallen wurde.«
    Maja schwieg.
    Â»Muss ein ziemlich schlimmes Erlebnis gewesen sein.«
    Â»Was wollen Sie?«
    Â»LokalNyt beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit der Drogenkriminalität in dieser Stadt und …«

    Â»Und da kommt Ihnen dieser Einbruch sehr gelegen?«
    Der Journalist zuckte die Schultern. »So würde ich das nicht sagen. Es dürfte doch auch in Ihrem Interesse liegen, dass …«
    Â»Einen schönen Tag noch.«
    Damit drehte sie sich um und ging in ihr Zimmer zurück. Ihre Meinung über Journalisten hatte sich auch nach dieser Begegnung nicht geändert.
    Â 
    Die letzten Patientenakten befanden sich wieder an ihrem richtigen Platz. Maja fragte sich beklommen, wie es wohl in den übrigen Archiven des Ärztehauses aussah. Andererseits konnte sie zur Not immer noch unter den Vornamen nachsehen. Probleme würden erst dann entstehen, wenn es zu viele zweite Vornamen gab. Sie wollte die Schublade gerade schließen, als ihr eine weitere falsch platzierte Akte auffiel. Sie stand unter dem Buchstaben J, sollte sich aber längst im externen Archiv befinden, in dem alle Akten verstorbener Patienten

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