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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Doch vielleicht war es gar keine offensichtliche
Verbindung. Vielleicht lagen ihre Gemeinsamkeiten nur in einer ähnlichen Lebenseinstellung. Vielleicht waren sie eher als andere bereit, sich auf neue Chancen einzulassen, ihre Träume zu verwirklichen. Oder galt dies nur für ihre eigene Sehnsucht? Der Gedanke erschreckte sie. War es das, worauf sie eigentlich wartete? Dass sie mit gesundem Körper und Geist nach Dänemark zurückkehren konnte, ohne die Narben einer gescheiterten Ehe? Nein, sie traute sich mehr zu. Sie hatte sich aus eigenem Antrieb befreit und ihr Leben selbst in die Hand genommen. Dass sie auch jetzt nicht wunschlos glücklich war, hieß keineswegs, dass ihr Aufbruch und ihr Kampf vergeblich waren. Sie zog den Schluss, dass Singles vielleicht nicht die größeren Träume hatten, ihr Glück aber hartnäckiger verfolgten.

31
    Â»Hast du den Verstand verloren?«, platzte Stig heraus, als Maja erzählte, woher all die Papiere stammten, die den gesamten Esstisch bedeckten.
    Sie schaute ihn überrascht an. »Das glaube ich kaum …«
    Â»Du kannst doch nicht einfach bei jemandem in die Wohnung einbrechen, auch wenn er tot ist.«
    Sie spürte, dass sein Zorn echt war. Mit verschränkten Armen war er ein paar Meter vor ihr stehen geblieben, als wolle er sich auch physisch von ihr und ihrem Vorgehen distanzieren.
    Â»Außerdem bin ich nicht eingebrochen, ich hatte einen Schlüssel.«
    Â»Ja, den du dir unter den Nagel gerissen hast.«
    Â»Den man mir anvertraut hat.«
    Â»Unter der Voraussetzung, dass du ihn bei seiner Familie ablieferst.«
    Â»Was ich auch bald tun werde.«
    Â»Maja, das geht entschieden zu weit.«
    Â»Weil ich gründlicher bin als die Polizei?«
    Â»Weil du einen Einbruch verübt hast. Deine Nase in Dinge steckst, die dich nichts angehen.«
    Â»Wenn jemand versucht, dich von der Brücke zu werfen, verschafft dir das gewisse Rechte. Vor allem, wenn es dieselben Männer gewesen sein könnten, die Munkejord in den Fluss gestoßen haben.«
    Stig vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    Â»Und wie sollen seine Papiere beweisen, dass er in den Fluss gestoßen wurde?«

    Â»Du könntest mir ja helfen, das herausfinden, statt da herumzustehen und den Moralapostel zu spielen.«
    Â»Ich spiele überhaupt nicht den Moralapostel.«
    Â»Warum stehst du dann da hinten und kommst nicht näher?«
    Sie lächelte ihn herausfordernd an.
    Widerstrebend lächelte Stig zurück. »Einer von uns beiden muss ja schließlich den Überblick behalten.«
    Â»Könntest du vielleicht Kaffee machen, während du den Überblick behältst?«
    Stig schüttelte wieder den Kopf, doch diesmal sah es gutmütiger aus.
    Â»Wenn du mich in deine Erkenntnisse einweihst.«
    Während Stig sich in der Küche zu schaffen machte, erzählte Maja, was Munkejords Papiere ihr bereits alles verraten hatten. Bis kurz vor seinem Tod hatte er ein Haus in der Sundgata besessen, das direkt neben dem lag, das sie selbst besucht hatte.
    Â»Dann ist er vielleicht immer noch als Eigentümer eingetragen«, sagte Stig und füllte die kleine Espressokanne mit Wasser.
    Maja kramte kurz in den Papieren, bis sie eine Kopie der Grundbucheintragung gefunden hatte.
    Â»Das sieht mir nicht so aus …«
    Â»Was soll das heißen? Ist er als Besitzer eingetragen oder nicht?«
    Â»Hier ist gar keine Person eingetragen.«
    Er schaute sie fragend an.
    Â»Sondern eine Firma«, fuhr sie fort.
    Stig stellte die Espressokanne auf die offene Flamme, ehe er zu Maja an den Tisch trat.
    Â»Wie heißt die Firma?«
    Â»S-invest.«
    Stig schüttelte den Kopf. »Nie gehört.«

    Â»Könnte doch sein, dass sich Solstrøm hinter dem Namen verbirgt.«
    Stig notierte den Namen auf einem Post-it. »Ich werde mich morgen darum kümmern. Falls sich wirklich sein Name dahinter verbirgt, dann hast du recht.«
    Â»In welcher Hinsicht?«
    Â»Dann kauft er gezielt Häuser am Westufer auf, um sie in Feriendomizile zu verwandeln.«
    Maja nickte zufrieden. Endlich hatte Stig Feuer gefangen, sie sah es an dem Funkeln in seinem Reporterblick.
    Â»Damit lässt sich ziemlich viel Kohle machen, wenn man es richtig aufzieht«, sagte er.
    Â»Und manche müssen dafür mit dem Leben bezahlen.«
    Â»Schon möglich.«
    Sie tranken den starken Espresso, den Stig auf

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