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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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indische Weise mit Rohrzucker und Zimt gesüßt hatte. Maja meinte, die zentrale Frage sei nach wie vor offen.
    Â»Und die wäre?«
    Â»Wer hat Munkejord das Geld für den Hauskauf geliehen, und welche Garantie konnte er dafür bieten?«
    Es dauerte nicht lange, bis sie in Munkejords Papieren eine Antwort darauf gefunden hatte, wenn auch eine überraschende.
    Â»Munkejords einzige Garantie waren die Kleider, die er trug, als er aus dem Fluss gefischt wurde.«
    Â»Das kann doch nicht sein«, murmelte Stig.
    Maja nickte kurz. »Der Verkauf wurde wie die anderen auch über Hjemstavn abgewickelt. Ein weiterer Beweis dafür, dass Solstrøm gelogen hat, als er leugnete, etwas von den Immobiliengeschäften im Heringsviertel zu wissen.«
    Â»Und steht irgendwo, wer ihm das Geld zur Verfügung gestellt hat?«
    Sie blätterte weiter. »Sagt dir die Rentenkasse des Fischereiwesens was?«

    Stig antwortete nicht.
    Â»Kennst du die?«, fragte sie nochmals.
    Â»Das ist eine lokale Renten- und Kreditkasse, die ursprünglich von den Fischern der Stadt gegründet worden ist«, sagte er. »Inzwischen ist die halbe Stadt dort Mitglied.«
    Sie warf einen Blick in die Unterlagen. »Aber man muss doch bestimmt irgendeine Sicherheit bieten können, wenn man dort einen Kredit aufnimmt.«
    Stig nickte. »Und ob. Das hat auch mein Vater am eigenen Leib erfahren.«
    Â»Wie das?«, fragte sie vorsichtig.
    Â»Auf eine ziemlich brutale Weise.« Stig erzählte, dass sein Vater drei Fischkutter besessen und es der Familie an nichts gefehlt habe. Stig und sein Bruder unterstützten den Vater, wann immer sie Zeit dazu fanden, und es war fest vereinbart gewesen, dass sie eines Tages je ein Schiff übernehmen würden. Doch angesichts der unsicheren Fangmengen und der sinkenden Preise sah ihr Vater als einer der Ersten voraus, dass die Zeit der kleinen Fischkutter zu Ende ging. Wer überleben wollte, kam um mutige Investitionen nicht herum. Die Zukunft gehörte den großen Fangschiffen, die weit aufs Meer hinausfuhren. Er versuchte also, eine Hypothek auf seine Schiffe aufzunehmen und sich über die Renten- und Kreditkasse, zu deren Gründern auch Stigs Großvater gehört hatte, das nötige Kapital zu besorgen. Aber ohne Erfolg. Der Vorstand teilte ihm mit, dass seine Sicherheiten nicht ausreichten, was Stigs Vater zufolge vor allem daran lag, dass viele Vorstandsmitglieder selbst Reeder mit beträchtlich größeren Fangflotten waren und ihre Vormachtstellung bedroht sahen.
    Â»Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem er mit der Nachricht nach Hause kam. Er war immer voller Tatendrang und Optimismus gewesen, doch plötzlich war er ein gebrochener Mann.«

    Â»Das muss für euch alle sehr schlimm gewesen sein.«
    Stig warf ratlos die Hände in die Luft. »Ich wäre trotzdem ein lausiger Fischer geworden«, sagte er mit bitterem Lächeln und zeigte ihr zum Beweis seine gepflegten Hände. »Es waren vor allem mein Vater und Peik, die sich von ihren Träumen verabschieden mussten.«
    Maja streichelte seine Hand. »Was ist mit all den anderen Fischern passiert?«
    Â»Die meisten waren gezwungen, sich eine Existenz an Land aufzubauen. Nur die größten haben überlebt und konnten sich die Fangschiffe anschaffen, die man meinem Vater verweigerte. Dabei wurde ihnen von der Renten- und Kreditkasse, die plötzlich gar nicht mehr kleinlich war, kräftig unter die Arme gegriffen.«
    Lange saßen sie schweigend da, bis Maja fragte, ob er sich vorstellen könne, dass die Kreditkasse in krumme Geschäfte verwickelt sei.
    Â»Schwer zu sagen«, meinte Stig. »Was Munkejord betrifft, so hat er vielleicht einfach nur geschickt verhandelt, oder jemand aus seiner Familie ist dort angestellt.«
    Â»Wie kann man erfahren, wer dort im Vorstand sitzt?«
    Â 
    Nach der Arbeit fuhr Maja in die Bibliothek, die im Gegensatz zum Ärztehaus über einen Internetzugang verfügte. Schon den ganzen Tag über war ihr das gestrige Gespräch mit Stig nicht aus dem Kopf gegangen. Offensichtlich hatten sie beide eine grundverschiedene Kindheit gehabt, trotzdem hatte ihnen beiden zu einem bestimmten Zeitpunkt die emotionale Bindung zu ihren Eltern gefehlt. Ein Mangel, der sie bis ins Erwachsenenleben begleitet hatte. Maja überlegte, ob sie ihre Mutter anrufen sollte, ließ es aber bleiben. Es

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