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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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unterschreiben würdest.«
    Er warf einen verwunderten Blick auf die Rechnung. »Allgemeine Untersuchung … 280 Kronen, ist das dein Ernst?«
    Â»Du kannst direkt bei Linda am Empfang bezahlen, bevor du gehst.«
    Â»Du willst Geld von mir? Nachdem ich dich eingeladen habe?«
    Maja machte mit ihrem Stuhl eine halbe Drehung und nahm eine durchblutungsfördernde Salbe aus dem Regal, die sie selbst bei leichten Sportverletzungen benutzte. »Hier, die hilft ausgezeichnet.« Damit legte sie die Schachtel auf den Schreibtisch.
    Â»Bis morgen dann«, entgegnete Stig und ließ die Salbe liegen.
    Â 
    Kvams Vorliebe für Marschmusik war nichts Neues für sie, schon oft hatte sie diese um den Schlaf gebracht. Doch heute veranstaltete er einen regelrechten Musikmarathon, der bereits in Gang war, als sie heute morgen von der Nachtwache nach Hause kam, und jetzt, da sie einen halben Tag später wieder aufstand, immer noch stattfand. Für einen Augenblick hatte sie in Erwägung gezogen, ihn persönlich zu bitten, die Musik leiser zu stellen, doch nach Begegnungen mit ihm war immer der komplette Tag verdorben. Andererseits würde ihr ein Besuch einen Vorwand liefern, um sich bei ihm nach Jo zu erkundigen. Zwei Alkoholiker in derselben
Straße hatten bestimmt mehr gemeinsam als alle anderen Grundstückseigentümer zusammen. Der chemischen Analyse zufolge hatte auch Jo Lilleengen gern mal einen über den Durst getrunken.
    Maja wusste, dass sie sich ärgern würde, wenn sie hier wegzog, ohne Kvam danach gefragt zu haben. Aber sie wollte nicht ihren gesamten Nachmittag bei ihm vergeuden. Sie würde später, wenn sie zum Abendessen mit Stig aufbrach, einfach an seine Tür klopfen, sich für ihre Streitigkeiten entschuldigen und ihm eine Flasche Chablis mitbringen. Dann würde sie eine Bemerkung über Jo fallen lassen und Kvam zum Reden bringen. Falls er sie zu sich in die Wohnung bat, konnte sie immer noch ihre Verabredung zum Abendessen vorschieben.
    Blieb nur noch die Frage zu klären, was sie anziehen sollte. Einerseits wollte sie nicht »underdressed« im La Maison erscheinen, andererseits sollte Stig nicht denken, dass sie sich für ihn zurechtgemacht hatte. Es war ein seltsames Gefühl, ihre schicken Klamotten aus dem Koffer zu holen. Durch die Dusche und das Ritalin fühlte sie sich erfrischt, und so begann sie sich auf den Abend mit Stig zu freuen. Trotz der förmlichen Einladung handelte es sich vielleicht doch nur um ein gemütliches Treffen. Sie waren ja schon ziemlich vertraut miteinander, und sie rechnete nicht damit, dass peinliche Pausen entstehen würden. Abgesehen von denen natürlich, die sie möglicherweise selbst provozierte. Im Grunde mochte sie ihn am liebsten, wenn er seine Unsicherheit nicht ganz verbergen konnte. Auch ging ihr die Frage nicht aus dem Kopf, ob er sie womöglich küssen würde. So peinlich wie ihr »Date« mit Petra Jakola konnte es kaum werden. Schon allein aus diesem Grund entschied sie sich für einen Rock statt einer Hose. Sie verzichtete allerdings auf die langen weinroten Stiefel von Gucci und nahm mit halbhohen Schuhen vorlieb. Es bestand schließlich
kein Grund, seine Füße einen ganzen Abend lang zu quälen. Ein Gedanke, der ihre Gefühle für Stig ziemlich gut zum Ausdruck brachte.
    Um halb acht verließ sie die Wohnung. Stig hatte am Telefon sehr erwartungsvoll geklungen, als er anrief, um ihre Verabredung zu bestätigen. Vielleicht hatte sie deswegen doch ihre weinroten Stiefel angezogen. Glück gehabt, Jan … äh, Stig! Sie musste aufpassen, dass sie während des Essens nicht Jan zu ihm sagte, das wäre typisch für sie.
    Maja wäre fast gestolpert, als sie, begleitet von der stampfenden Marschmusik, auf den ungewohnt hohen Absätzen die Treppe hinunterstakste.
    Als sie an Kvams Tür vorbeikam, bemerkte sie, dass diese nicht verschlossen, sondern nur angelehnt war. Sie klopfte entschlossen, worauf die Tür unwillkürlich weiter aufglitt. Sie fasste rasch um die Klinke und zog die Tür wieder so weit zu, dass nur ein winziger Spalt zu sehen war. Als sie keine Antwort erhielt, ging sie zur Haustür und streckte den Kopf hinaus, um nachzusehen, ob Kvam vielleicht im Vorgarten war. Aber sie konnte ihn nirgends sehen. Natürlich konnte er auch im Waschkeller sein, aber aus irgendeinem Grund zweifelte sie daran. Sie ging erneut zu seiner

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