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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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sich wegschieben ließ.
    Bevor Petra irgendwas erklären konnte, war Maja schon aus der Tür und sprang die Stufen hinunter. Erst als sie auf die Umgehungsstraße abbog, begann sie sich zu entspannen. Plötzlich musste sie grinsen. In gewisser Weise war dies ihr erstes Date seit dem Bruch mit Jan gewesen. Sie hatte immer noch den Geschmack von Max Factor und Chianti auf den Lippen, aber das tat ihrer Vorfreude auf den Obduktionsbericht keinen Abbruch. Sie hoffte, dass ihre privaten Ermittlungen damit ein Ende finden würden. Diese Stadt und ihre Einwohner gingen ihr mittlerweile gründlich auf die Nerven.

    Sie hatte eine Rohypnol eingeworfen, dessen Wirkung durch den Sancerre, dessen Blume sich an ihrem Gaumen ausbreitete, noch verstärkt wurde. Es war ein zauberhaftes Gefühl, als befände sie sich in einer dieser Glaskugeln, in denen es schneite, wenn man sie schüttelte. Es hätte sie nicht einmal gewundert, wären in diesem Moment echte Flocken auf sie herabgerieselt.
    Der Obduktionsbericht erinnerte sie an die Aufbauanleitung eines Möbelstücks von Ikea. Eine Aufbauanleitung allerdings, die sie von hinten nach vorn las. Anstatt zu erklären, welche Teile zusammengesetzt werden mussten, wurden minutiös alle Teile beschrieben, die abgetrennt worden waren.
    Frische Einstiche waren nicht gefunden worden, was bedeutete, dass er sich in letzter Zeit nichts gespritzt hatte.
Auch gab es keine Anzeichen für eine äußere Gewaltanwendung. Die einzige Verletzung rührte von einer Brandwunde zwischen den Fingern her. Wahrscheinlich hatte er im Rausch nicht gespürt, dass er sich an seiner eigenen Zigarette verbrannte.
    Auch die chemische Analyse des Instituts in Rogalund hatte keine neuen Erkenntnisse zutage gefördert. Es waren Methadon und beträchtliche Mengen Alkohol nachgewiesen worden (vermutlich eine halbe Flasche Mandarinenschnaps und einige Biere, falls Maja sich richtig an das Interview mit Blindheim erinnerte). Nach seinem Mageninhalt zu urteilen, hatte Jo Lilleengen in den letzten zwölf Stunden vor seinem Tod keine feste Nahrung mehr zu sich genommen. Was darauf hinweisen könnte, dass er an diesem Tag nicht zu Hause bei seiner Mutter gewesen war. Wäre er sonst noch am Leben? Hätte ein Besuch bei ihr ihn auf andere Gedanken gebracht?
    Maja ging zum Fenster, um die Jalousien herunterzulassen. Plötzlich hatte ihre Migräne wieder eingesetzt und wütete in ihrem Kopf wie ein zweiter Polarsturm. Sie warf einen kurzen Blick auf die Straße, um sich zu vergewissern, dass der schwarze Van nicht wieder aufgetaucht war. Doch nichts Verdächtiges erregte ihre Aufmerksamkeit, weder auf der Straße noch im Obduktionsbericht, den sie gerade gelesen hatte. Trotz ihrer Abneigung gegen Joseph Linz musste sie ihm zugestehen, einen umfassenden Bericht angefertigt zu haben. Für die chemische Analyse galt dasselbe. Alles in allem schien ein Selbstmord die einzige logische Erklärung für Jo Lilleengens Tod zu sein. Blieb nur die Frage nach dem Grund.
    Eine Frage, die vielleicht für immer unbeantwortet bleiben würde. Maja musste an seine Mutter und ihre schmerzliche Ungewissheit denken, was den unerwarteten Tod ihres Sohnes betraf.

    Vielleicht war es eine plötzliche Entscheidung von ihm gewesen. Eine späte Folge seines Entzugs und der Distanzierung seiner ehemaligen Freunde. Vielleicht hatte er sich nur noch nach Ruhe und Frieden gesehnt. Eine Sehnsucht, die Maja sehr vertraut war. Vom Gedankenspiel zur Tat war es oftmals nur ein kleiner Schritt. Hatte man die psychische Barriere erst überwunden, war die physische kein großes Problem mehr. Eigentlich wäre es so einfach, sich ins Bett zu legen und die richtige Kombination von Tabletten aus ihrer Arzttasche einzunehmen. Sie mit dem letzten Schluck Sancerre hinunterzuspülen. Keine Angst mehr. Keine Schmerzen. Kein Morgen.
    Sie legte den Obduktionsbericht zu Jos Fotos in den Schuhkarton.

12
    Maja saß an ihrem Schreibtisch, die Brille bis zur Nasenspitze heruntergezogen. Als es an der Tür klopfte, blickte sie auf.
    Â»Ja, bitte!«
    Sie klappte das medizinische Handbuch zu und setzte rasch ihre Brille ab. Sie hasste es, im Alltag eine Brille zu tragen, und benutzte sie eigentlich nur, wenn ihre Kopfschmerzen nicht verschwinden wollten. Sie sah mit jeder Brille gleich unvorteilhaft aus, ob sie nun von Dior, Gucci oder von der Tankstelle war.
    Stig erschien lächelnd in

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