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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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eine Taschenlampe aus blauem Kunststoff, ein Paar Gartenhandschuhe, eine Schere der Marke Fiskars sowie ein scharlachroter Lippenstift von Max Factor. Abgesehen vom Lippenstift hatte sie alle Gegenstände heute Morgen im Baumarkt eingekauft.
    Â»Und was sollen wir mit all diesen Sachen anfangen?«
    Maja hatte sich vorher nicht genau überlegt, wie sie Stig ihren Plan präsentieren sollte, ohne zu riskieren, dass er schreiend davonlief. Sie sagte also zunächst, dass er einfach nein sagen könne, wenn er ihr nicht helfen wolle.
    Â»Was soll ich dazu sagen? Ich weiß ja noch gar nicht, was du vorhast.«
    Â»Na gut …«, entgegnete sie zögerlich, und da sie immer noch unsicher war, wie sie ihm ihre Idee schmackhaft machen sollte, versuchte sie es auf dem direkten Weg: »Du sollst Eigil Kvam sein.«
    Â»Was?«, brach es aus Stig hervor.

    Â»Du sollst Eigil Kvam sein. Ich meine … in der Nacht, in der er getötet wurde«, fügte sie lächelnd hinzu.
    Ihr Lächeln konnte nicht verhindern, dass Stig die Kinnlade herunterfiel. Jetzt, da sie sich seiner vollen Aufmerksamkeit gewiss sein konnte, weihte sie ihn detailliert in ihr Vorhaben ein.
    Mit Hilfe des Obduktionsberichts und der Gegenstände, die sie gekauft hatte, wollte sie den Abend rekonstruieren, an dem Kvam ermordet worden war.
    Â»Auf diese Weise können wir die Aussagen des Obduktionsberichts unmittelbar mit den Blutspuren am Tatort vergleichen.« Sie warf Stig einen entschlossenen Blick zu, als leite sie die Ermittlungen der Kripo.
    Â»Ich gehe davon aus, dass ich das Holzfällerhemd anziehen soll.«
    Â»Absolut korrekt.«
    Stig warf einen Blick auf den Lippenstift und nahm ihn mit einer vielsagenden Grimasse in die Hand.
    Â»Aber doch wohl nicht …«
    Â»Nein, nein, sonst hätte ich eine bessere Marke gekauft.« Lächelnd fuhr sie fort: »Mit dem Lippenstift werden wir die Stellen markieren, die im Obduktionsbericht erwähnt werden.«
    Â»Aber eins verstehe ich immer noch nicht.«
    Â»Was?«
    Â»Wenn du dir nicht auch den Polizeibericht über den Tathergang besorgt hast, wie sollen wir dann die Blutspuren mit den Schnittwunden vergleichen?«
    Maja schaute ihn verwundert an. »Dazu brauchen wir den Bericht doch gar nicht.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Stig die ganze Tragweite ihres Plans bewusst wurde. »Du … du hast doch wohl nicht daran gedacht, dass wir beide in Kvams Wohnung einbrechen …«

    Â»Sonst hätte ich ja nicht die Gartenhandschuhe und den Schraubenzieher gekauft.«
    Â 
    In dem viel zu großen Holzfällerhemd trottete Stig hinter Maja her und maulte vor sich hin, während sie ihn in den Garten führte. Solange er alles mitmacht, kann er meckern, so viel er will, dachte sie. Als sie vor Kvams Küchenfenster stehen blieben, bat sie ihn, die Taschenlampe zu halten und ihr Licht zu geben. Sie zog den Schraubenzieher aus der Tasche ihres Kapuzenpullis, konnte mit den dicken Gartenhandschuhen aber nicht richtig zugreifen und ließ ihn fallen. Stig seufzte angespannt auf und schaute sich nervös um. Doch je nervöser er wurde, desto mehr beruhigte sich Maja. Es war derselbe Effekt, der sich auch einstellte, wenn sie mit einem unerfahrenen Berufsanfänger zusammenarbeitete. Sie nahm ihn behutsam am Arm und dirigierte ihn zu der Stelle, auf die er den Lichtkegel richten sollte. Sie sah den Schraubenzieher an der Hausmauer liegen und hob ihn auf.
    Â»Leuchte das Fenster an.«
    Stig richtete die Lampe auf das Küchenfenster. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und war so gerade groß genug, um den Schraubenzieher unterhalb des Fensterrahmens anzusetzen. Sie bog ihn zur Seite, worauf das Fenster sofort aufsprang.
    Â»Wo hast du das denn gelernt?«
    Sie antwortete nicht. Sollte er ruhig beeindruckt von ihrer Professionalität sein. In Wahrheit hatte sie den Einbruch seit einigen Tagen vorbereitet und sämtliche Möglichkeiten durchgespielt. Auch die Fenster hatte sie vorher genau unter die Lupe genommen, und durch den Fettfilm der Küchenscheiben hindurch hatte sie erkennen können, dass die Fensterhaken nicht eingehängt waren. Leider hatte das Fenster so viel Widerstand geleistet, dass sie es nicht einfach
mit den Händen aufdrücken konnte. Deshalb hatte sie den Schraubenzieher gekauft.
    Â»Hilfst du mir mal mit dem Tisch?«
    Sie gingen zum schweren Gartentisch und

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