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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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bewusst noch weiter aufgedreht«, sagte sie.
    Â»Das würde bedeuten, dass Kvam schon wehrlos am Boden lag oder er ihn selbst dazu gebracht hat, die Musik noch lauter zu machen.«
    Sie zuckte die Schultern und war sich nicht sicher, ob es sich so abgespielt hatte. Im Licht der Taschenlampe betrachtete sie die besudelten Dielenbretter, die durch das getrocknete Blut eine bräunlich rote Färbung angenommen hatten.
    Â»Das viele Blut an der Tür deutet wohl darauf hin, dass der Täter Kvam schon hier entscheidend verletzt hatte.«
    Â»Und die Musik erst später aufgedreht hat?«
    Â»Falls es nicht …«
    Â»Was?«
    Â»Falls es nicht doch einen zweiten Täter gab.«
    Stig nickte nachdenklich.
    Â»Das würde jedenfalls erklären, warum es einem so kräftigen Mann wie Kvam nicht gelungen ist, sich im Badezimmer zu verbarrikadieren oder so heftig zu wehren, dass er nicht ins Wohnzimmer gezerrt werden konnte.«
    Maja nickte. »Lass uns also annehmen, dass ihm die nächste Verletzung in diesem Raum zugefügt wurde.«
    Â»Wo wurde er getroffen?«, fragte Stig.
    Maja antwortete, dass er als Nächstes vermutlich in den Bauch gestochen worden sei.
    Â»Warum glaubst du das?«

    Â»Weil der massive Blutverlust einer solchen Verletzung dazu gedient haben könnte, ihn außer Gefecht zu setzen. Dann fiel es dem Täter leichter, ihn später zu misshandeln.«
    Â»Du hast dich wirklich intensiv damit beschäftigt, stimmt’s?«
    Statt einer Antwort gab sie ihm die Taschenlampe und zog die Schere aus der Tasche ihres Kapuzenpullis. Damit schnitt sie an den Stellen, die auf der Zeichnung markiert waren, drei kleine Löcher in Stigs Holzfällerhemd.
    Â»Warum drei Stiche?«
    Â»Weil der Täter wusste, was er tat. Er wollte sein Opfer unbedingt schwer verletzen.«
    Â»Ist Kvam zu Boden gegangen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er hat sich so lange auf den Beinen gehalten wie möglich. Die drei Stiche haben ihn zwar schwer verletzt, aber nicht so schwer, dass er seine Flucht nicht hätte fortsetzen können.«
    Â»Aber er muss zu diesem Zeitpunkt doch schon gewaltige Schmerzen gehabt haben.«
    Â»Nicht unbedingt. Das Adrenalin in seinem Körper hat den größten Schmerz überdeckt. Lass uns also davon ausgehen, dass der oder die Täter ihn durchs Wohnzimmer getrieben haben, während sie nach ihm schlugen und stachen.«
    Maja nahm den Lippenstift und markierte mehrere Stellen an Stigs Händen und Unterarmen. Dann öffnete sie die beiden obersten Knöpfe seines Hemds und brachte einen roten Strich über dem Brustbein an, weil sie annahm, dass mindestens eine der Schnittwunden am Brustkorb von diesem Angriff stammten.
    Die Beschreibung im Obduktionsbericht legte die Vermutung nah, dass alle Schnitte mit demselben Messer verursacht worden waren. Was wiederum die Theorie widerlegte, dass es sich um zwei Täter gehandelt hatte, es sei denn, sie hätten das gleiche Messer benutzt.

    Â»Oder sich mit einem Messer abgewechselt«, entgegnete Stig.
    Maja nickte.
    Â»Während die Marschmusik dröhnte, haben sie ein ums andere Mal zugestochen.« Langsam dirigierte sie Stig zu der Ecke, in der sie Kvam gefunden hatte. Mit der scharfen Klinge der Schere trennte sie sein Hemd auf, platzierte ihn so auf den umgeworfenen Möbeln, wie Kvam vermutlich gelegen hatte, und markierte mit dem fettigen Lippenstift sorgsam alle Schnittwunden, die ihm an der Brust und im Gesicht zugefügt worden waren.
    Ihr makabrer Tanz hatte beide ins Schwitzen gebracht. Maja öffnete den Reißverschluss ihres Kapuzenpullis und bat Stig, sich dort, wo die eingetrockneten Blutflecken waren, an die Wand zu lehnen. Sie war überzeugt davon, dass Kvam hier seine tödliche Verletzung erhalten hatte. Sie schnitt Stigs Hemd ungefähr dort auf, wo sich seine Milz befinden musste. Die Blutspur an der Wand zog sich bis zur nächsten Ecke und ließ keinen Zweifel daran, wo Kvam seine letzten Schritte getan hatte. Stig ließ sich erschöpft zu Boden sinken, lehnte den Kopf an die verfärbte Tapete und fuhr sich durch seine verschwitzten Haare.
    Â»Meinst du, wir haben alles richtig rekonstruiert?«
    Maja warf einen Blick auf die Zeichnung und schüttelte den Kopf.
    Â»Nein, ich glaube, dass der Täter sich über sein Opfer beugte, während er ihm das Gesicht zerschnitt.«
    Stig blickte auf. »Aber war er

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