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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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möglichen Täter Klarheit gewinnen wollen.
    Wären genügend Statisten da gewesen, hätten sie die Szene exakt nachspielen können. Höchste Zeit, mit dem Casting zu beginnen.
    Â 
    Der infernalische Lärm der Türklingel erschreckte sie so, dass sie ein wenig Weißwein auf ihr Hemd verschüttete. Maja hatte im Laufe der letzten Stunden den größten Teil
einer Flasche Sancerre sowie drei Tequila getrunken, Letzteres um sich Mut für die bevorstehende Aufgabe anzutrinken. Sie eilte auf Strümpfen die Treppe hinunter. Als sie die Haustür öffnete, stand sie Stig gegenüber, der einen Strauß weiße Lilien im Arm hielt. Mehrere Blüten hatten sich bereits geöffnet und verströmten ihren scharfen Duft.
    Â»Mensch, sind die schön!«
    Â»Deshalb passen sie auch so gut zu dir«, entgegnete Stig und gab ihr den Strauß.
    Â»Danke, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen.«
    Stig zuckte die Schultern.
    Â»Komm!«, sagte Maja und lief im Eiltempo die Stufen hinauf. Stig schloss die Tür hinter sich und folgte ihr gehorsam.
    Sie ging in die Küche und suchte nach einem Gefäß, das als Vase herhalten konnte. Sie wusste genau, dass sie Stig unter falschen Voraussetzungen hergelockt hatte. Sie hatte von »einer gewissen Petra Jakola« gesprochen. Wenn Stig sich ein spannendes Date versprach, würde er sich wundern.
    Â»Ich kann dir zwar nichts zu essen anbieten, aber ich habe etwas Wein«, rief sie ihm zu.
    Â»Wein ist okay.«
    Auf dem obersten Regal über dem Herd entdeckte sie ein altes Einweckglas und arrangierte die Lilien. Sie erinnerten Maja an Jos Begräbnis. Was gar nicht so schlecht zum heutigen Abendprogramm passte. Maja trug die Blumen ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Kacheltisch. Stig schaute sich um.
    Â»Hier wohnst du also …« Er schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    Â»Vorübergehend«, war ihm Maja behilflich.
    Sie ging in die Küche zurück, um den Wein aus dem Kühlschrank und ein zweites Glas zu holen. Stig zeigte sich im
Türrahmen und betrachtete die Küche mit derselben Missbilligung, mit der er zuvor das Wohnzimmer gemustert hatte. Sie schenkte ihnen beiden ein, und sie stießen miteinander an.
    Â»Der ist gut«, sagte Stig.
    Maja nickte. Sie schwiegen beide und blickten verlegen in ihre Gläser.
    Â»Ich war schon ziemlich überrascht, als du angerufen hast«, begann Stig.
    Â»Warum?«
    Â»Weil ich das Gefühl hatte, dass du schon … irgendwie … wieder aufbrichst.«
    Sie wandte den Kopf ab, ehe sie bekannte: »Eigentlich bin ich auch schon auf dem Sprung.«
    Â»Warum sitze ich dann hier?«
    Â»Vielleicht … weil du ein guter Freund bist«, schlug sie zögernd vor.
    Er holte tief Luft. »So weit waren wir ja eigentlich schon.« Er leerte sein Glas. »Wollen wir nicht lieber was essen gehen?«
    Statt zu antworten, schenkte sie ihm rasch nach – so rasch, dass ein bisschen Wein über seine Hand lief. Sie entschuldigte sich und wollte ihm ein Taschentuch reichen, doch Stig machte eine abwehrende Geste und leckte sich die Tropfen vom Handrücken.
    Â»Wir könnten das Tagesgericht im Skudekroen essen.«
    Maja nickte. »Ja, vielleicht hinterher.«
    Stig schaute sie fragend an. »Hinterher?«
    Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie ihm von dem Obduktionsbericht erzählte, den ihr jemand anonym hatte zukommen lassen. Stig blickte interessiert von seinem Glas auf.
    Â»Was stand in dem Bericht?«
    Sie öffnete die Tür unter der Spüle und zog einen Schuhkarton
hervor, den sie hinter Putzeimer und Reinigungsmitteln versteckt hatte. Sie hob den Deckel ab, nahm den Obduktionsbericht heraus, verschloss den Karton schnell wieder und stellte ihn an seinen Platz zurück. Es gab keinen Grund, Stig den übrigen Inhalt sehen zu lassen.
    Stig stellte sein Glas ab und überflog den Bericht.
    Â»Ich verstehe eigentlich nur, dass Kvam ziemlich viele Stichverletzungen abbekommen hat.«
    Maja nickte bestätigend.
    Â»Gibt es da etwas Bestimmtes, das mir auffallen müsste?«
    Maja zuckte die Schultern. »Das sollten wir zusammen herausfinden.«
    Â»Und wie stellst du dir das vor?«
    Â»Komm mit!«, sagte sie und ging ins Nebenzimmer voraus. Sie hatte alles schon auf dem Esstisch bereitgelegt. Neben dem karierten Holzfällerhemd lagen: ein mittelgroßer Schraubenzieher,

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