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Die andere Haut: Roman (German Edition)

Die andere Haut: Roman (German Edition)

Titel: Die andere Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Schnitzer
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zu fahren.
    Irgendwo in ihr keimt die absurde Hoffnung, Malin könnte über Nacht ein wenig unsympathischer geworden sein oder doch zumindest hässlicher, aber als Lara ankommt, steht ihre Rivalin vor dem Lokal und raucht, strahlend, herzlich und unglaublich attraktiv.
    „Ist Ricardo noch da?“ fragt Lara nach der Begrüßung betont beiläufig.
„Nein, er ist ganz früh zurückgefahren, muss ja arbeiten. Aber ich soll dir was geben, warte, komm mit.“
Malin drückt die Zigarette aus, und Lara folgt ihr nach innen an die Theke.
„Hier, ihr habt euch ja gestern gar nicht mehr verabschiedet. Da steht seine Adresse drin und die Telefonnummer. Er ist letztes Jahr umgezogen und meinte, du hast die neue noch nicht. Sollst dich bei ihm melden, wenn du in der Stadt bist.“ Malin reicht Lara einen Umschlag.
Die nimmt ihn und schluckt. Was für eine groteske Situation, denkt sie und bedankt sich.
Ein zugeklebter Umschlag wegen einer Adresse und Telefonnummer. Dass Malin sich nicht gewundert hat! So vollkommen arglos kann sie doch gar nicht sein! Aber wer weiß, vielleicht war sie ja dabei, als Ricardo Lara ein paar Zeilen geschrieben hat, am Ende hat sie ihm dabei sogar über die Schulter geguckt und gekichert.„Sei lieb zu ihr, die Arme, sie scheint immer noch schrecklich verliebt zu sein in dich!“ Und dann sein Lachen und ihrer beider Kuss, vielleicht haben sie sich auf den Laken gewälzt, nur Sekunden, nachdem er den Stift aus der Hand gelegt hat.
Für einen Augenblick wirkt Malin tatsächlich unsympathisch, aber Lara schiebt ihre Gedanken beiseite und schon ist der Eindruck verflogen.
Linda stößt zu ihnen. Doch alle sind müde von der vergangenen Nacht, und das Gespräch verläuft schleppend. Sie sprechen über Belanglosigkeiten, bis Lara nach einer guten Stunde aufsteht, erst Linda umarmt und dann Malin, die ihr auf den Weg gibt, sie möge Ricardo grüßen, im Falle eines Treffens.
    Lara geht durch die Nacht zur Pension, ein paar Einheimische rufen ihr Komplimente hinterher und pfeifen. Sie schenkt ihnen wenig Beachtung, fühlt sich sicher in diesem kleinen, friedlichen Ort. Langsam schlendert sie durch die Straßen, wer hätte gedacht, dass sie ausgerechnet hier so lange bleibt, dass sie hier Ricardo wieder trifft. Ricardo und seine schöne, blonde, schwedische Verlobte. Wie in einem schlechten Film. Oder auch einem hübschen, französischen, in dem fast gar nichts passiert außer zufälligen Begegnungen, Blicken und Andeutungen, in dem alles und alle sprühen vor Charme, Erotik und Witz. Kurz fühlt sie sich tatsächlich wie die Heldin einer solchen Geschichte. Im Grunde hat sie doch alles mit Bravour gemeistert. Wahrscheinlich ist niemandem aufgefallen, wie künstlich ihr Lachen war, immerhin hat sie ihnen keine peinliche Szene geliefert, vielleicht hat man sie lediglich für etwas beschwipst gehalten.
    Als sie im Pensionszimmer angekommen ist, legt sie sich aufs Bett und öffnet den Umschlag. Eigentlich wollte sie es feierlich tun oder zumindest lässig, nun aber reißt sie das Kuvert hektisch auf, die Geduld, die sie den ganzen Heimweg über gehabt hat, ist plötzlich verflogen. Bloß nicht enttäuscht sein, wenn es wirklich nur die Adresse ist, hat sie sich eingeredet, aber natürlich wäre sie es doch.
    Im Umschlag findet sie eine Karte, auf der tatsächlich nicht viel mehr steht als Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Nicht viel mehr, aber eben doch dieser Satz: „Du weißt, dass ich dich nie vergessen habe.“
    Sie liest die Zeile wieder und wieder. Weiß sie das tatsächlich? Natürlich fiel damals dieser Satz, „Ich werde dich nie vergessen“, aber das sind Worte, ein leeres Versprechen, tausend Mal gesagt, tausend Mal gebrochen. Selbst wenn, man behält schließlich auch die größten Idioten in Erinnerung.
    Es ist ihr verdammter Verstand, der das sagt, der sich panisch wieder eingeschaltet hat, weil ihr Herz Purzelbäume schlägt, aber diesmal hat er nicht recht, es stimmt schließlich, „nicht vergessen“ heißt in diesem Zusammenhang mehr als „sich erinnern“. Lieber Gott!
    Zwei, drei Tage Selbstbeherrschung, sagt sie sich, fahr nicht sofort hin, leg dich ein bisschen an den Strand und atme durch. Überlege, wie du es anstellst, damit das Wiedersehen unvergleichlich wird und doch ein Schlusspunkt. Ein Abschied für immer.
    „... dass ich dich nie vergessen habe.“ Noch mehrere Male liest sie den Satz. Kein Traum, geht ihr durch den Kopf, ich habe es mir nicht eingebildet, diese

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