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Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition)

Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannette Walls
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Ihr genug Hühnerpastetchen, bis ich wieder da bin. Kopf hoch, und immer schön die Zähne putzen!
     
    In Liebe
    Mom
    Ich ging zu Liz ans Fenster, und sie drückte meine Hand.
    »Kommt sie wieder?«, fragte ich.
    »Natürlich«, sagte Liz.
    »Aber wann? Sie hat nicht geschrieben, wann.«
    »Ich glaub, das weiß sie selbst nicht.«
     
    Für zweihundert Dollar konnten wir jede Menge Hühnerpastetchen kaufen. Es gab sie bei Mr Spinelli, drüben auf der Balsam Street, einem Lebensmittelladen mit Klimaanlage, Holzboden und einer riesigen Tiefkühltruhe ganz hinten, in der auch die Pasteten lagen. Mr Spinelli, ein dunkeläugiger Mann mit haarigen Unterarmen, der immer mit Mom flirtete, verkaufte sie manchmal im Sonderangebot. Dann bekamen wir acht für einen Dollar und schlugen richtig zu.
    Wir aßen unsere Pastetchen abends an dem roten Resopaltisch, aber uns war nicht nach Schluck-und-Spuck oder dem Lügenspiel zumute, deshalb räumten wir nach dem Essen auf, machten unsere Hausaufgaben und gingen ins Bett. Wir hatten uns auch vorher schon selbst versorgt, wenn Mom weg war, aber bei dem Gedanken, dass sie vielleicht viele, viele Tage weg sein würde, nahmen wir unsere Pflichten irgendwie ernster. Wenn Mom zu Hause war, ließ sie uns manchmal länger aufbleiben, aber ohne sie gingen wir immer früh schlafen. Weil sie nicht da war, um uns Entschuldigungen zu schreiben, kamen wir nie zu spät zur Schule und machten auch nie einen Tag blau, was sie uns manchmal erlaubte. Nie ließen wir schmutziges Geschirr in der Spüle stehen, und immer putzten wir uns die Zähne.
    Liz hatte etwas Geld mit Babysitten verdient, doch nachdem Mom eine Woche weg war, beschloss sie, sich zusätzlich Arbeit zu suchen, und ich ergatterte einen Job als Zeitungsbotin für
Grit,
eine Zeitschrift mit vielen praktischen Tipps, zum Beispiel, dass man Eichhörnchen davon abhält, die Kabel in Automotoren anzunagen, indem man Mottenkugeln in einen alten Nylonstrumpf steckt und den unter die Haube hängt. Vorläufig war Geld kein Problem. Die Rechnungen stapelten sich zwar, aber Mom zahlte sie sowieso immer mit Verspätung. Trotzdem, wir wussten, dass wir nicht ewig so leben konnten, und ich hoffte jeden Tag, wenn ich von der Schule kam und in unsere Straße bog, den braunen Dart neben dem Bungalow parken zu sehen.
     
    Eines Tages – Mom war jetzt schon fast zwei Wochen weg – ging ich nach der Schule in Mr Spinellis Laden, um uns wieder mit Hühnerpastetchen einzudecken. Ich hatte gedacht, ich würde Hühnerpastetchen nie leid werden, aber ich musste zugeben, dass ich sie allmählich nicht mehr sehen konnte, besonders weil wir sie auch schon zum Frühstück aßen. Ein paarmal hatten wir Rindfleischpasteten gekauft, aber die gab’s fast nie im Angebot, und Liz meinte, man bräuchte eine Lupe, um das Fleisch darin sehen zu können.
    Mr Spinelli hatte hinter der Theke einen Grill, wo er Hamburger und Hotdogs machte, die er dann in Alufolie wickelte und unter ein warmes Rotlicht legte, sodass die Brötchen vom Dampf so richtig schön durchweicht wurden. Sie rochen unheimlich lecker, waren aber für uns unerschwinglich. Ich stockte also unsere Vorräte an Hühnerpastetchen auf.
    »Hab deine Mom schon länger nicht mehr gesehen, Miss Bean«, sagte Mr Spinelli. »Was macht sie denn so?«
    Ich erstarrte und antwortete dann: »Sie hat sich ein Bein gebrochen.«
    »Das tut mir leid«, sagte er. »Weißt du, was? Nimm dir eine Eisschnitte. Geht aufs Haus.«
    Als Liz und ich an diesem Abend an dem Resopaltisch saßen und unsere Hausaufgaben machten, klopfte es an der Tür. Liz machte auf, und Mr Spinelli stand draußen. Er hatte eine braune Papiertüte in den Händen, aus der oben ein Laib Brot ragte.
    »Das ist für eure Mutter«, sagte er. »Ich wollte mal hören, wie’s ihr geht.«
    »Sie ist nicht da«, sagte Liz. »Sie ist in Los Angeles.«
    »Bean hat doch gesagt, sie hätte sich ein Bein gebrochen.«
    Liz und Mr Spinelli schauten zu mir rüber, und ich guckte überallhin, nur nicht in ihre Augen. Ich weiß, ich benahm mich so auffällig wie ein Jagdhund, der einen Schinkenknochen geklaut hat.
    »Sie hat sich das Bein in Los Angeles gebrochen«, sagte Liz glattzüngig. Sie war schon immer sehr schlagfertig. »Aber es ist nichts Ernstes. Ein Freund bringt sie in ein paar Tagen nach Hause.«
    »Gut«, sagte Mr Spinelli. »Dann komm ich sie später besuchen.« Er hielt Liz die Tüte mit den Lebensmitteln hin. »Hier, nimm du das.«
     
    »Was

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