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Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Roger den Laden verließ, drehte er sich noch kurz um und winkte Finn zum Abschied zu. Um ein Haar ließ der die Bücher fallen, als er ebenfalls automatisch die Hand zum Gruß heben wollte.
    „Alles okay?“, erkundigte sich Peter argwöhnisch und beobachtete verwirrt Finn, der mit den Büchern jonglierte, um sie nicht fallen zu lassen, sich jedoch dabei nicht vom Fleck rührte, sondern stattdessen ein wenig verträumt Roger durch die Scheibe hinterher sah.
    „Was? Ja! Ja, alles okay“, antwortete Finn hastig und verbog seinen Körper, um eins der Bücher vor dem Abstürzen zu hindern. Nur gut, dass Roger diesen peinlichen Auftritt nicht mehr sehen konnte, erwähnte sein pflichtgetreuer Verstand kopfschüttelnd.
    „Die passen beim besten Willen nicht mehr hier rein“, brachte Finn schließlich hervor, doch Peter nickte nur abwesend, war schon wieder ganz in sein Buch vertieft. „Ich lasse sie besser hinten“, ergänzte Finn und schritt auch schon zurück zum Lager.
    Der war mal echt nett, dieser Roger , dachte er nachträglich ein wenig wehmütig. Gut ausgesehen hat er auch , ergänzte seine innere Stimme von irgendwo her ziemlich weit unten. Du hättest dich ruhig geschickter anstellen können. Vielleicht ... ja, was vielleicht? Es war ja beileibe nicht jeder freundliche, gut aussehende Typ auch gleich schwul. Also was machte er sich Gedanken, nur weil ihm mal ein anderer Mann sympathisch war? Solange er nicht etwas unbefangener auf jemanden zugehen würde, hatte er wohl kaum je eine Chance, seine Erfahrungen irgendwie mal zu vertiefen. Finn ärgerte sich zum wiederholten Mal über seine Schüchternheit, die er einfach nicht überwinden konnte. Solange er denken konnte, war es so gewesen. Als Einzelkind aufgewachsen, hatte er schon in der Schule Schwierigkeiten gehabt, Freunde zu finden, die mit dem in sich gekehrten, oft verträumten Jungen etwas anfangen konnten. Das hat sich bis heute nicht geändert, dachte er leidvoll. Abermals warf er einen Blick auf die restlichen Bücher und die ungeöffneten Kartons und machte sich mit einem resignierenden Seufzen wieder an die Arbeit.

    ***

    Noch ganz in Gedanken an seine Begegnung mit Roger, schob Finn nach Ladenschluss sein Fahrrad durch die Fußgängerzone Richtung Rathaus. Es war kurz vor 18 Uhr und er freute sich auf das besondere Schauspiel, welches sich ihm gleich bieten würde. Punkt 18 Uhr begann das berühmte Lüneburger Glockenspiel und damit auch das Figurenspiel am Rathaus. Eine Besonderheit, die er sich immer wieder gerne ansah. Auf dem großen Platz vor dem Rathaus hielt er an und sein Blick schweifte über die kleinen Fachwerkhäuser der alten Hansestadt hin zum Turm des Rathauses, wo sich in fünf Minuten die Figuren zeigen würden. Wenn man die Augen schloss, konnte man sich vor dieser Kulisse beinahe das frühere mittelalterliche Treiben auf dem Marktplatz vorstellen, dachte Finn träumerisch. Seine Gedanken wanderten dabei unweigerlich zu Roger, dem Mittelalterfan. Du hättest ruhig versuchen können, mehr mit ihm zu reden , warf seine innere Stimme ihm vor. Wie sollte er so jemals mit einem Mann zusammen kommen, wenn er nicht mal ein ganz harmloses Gespräch führen konnte? Egal ob mit einem Hetero oder Homo? Es war echt zum verrückt werden.
    Die ersten sanften Glockentöne rissen ihn aus seinen Gedanken und er lauschte verzückt den melodischen Klängen, ließ sich von dem Spiel der Figuren in den Bann ziehen. Sein Blick galt nur dem Turm am Rathaus und dem Schauspiel dort, sodass er gar nicht bemerkte, dass er von der anderen Seite des Marktes intensiv gemustert wurde.
    Ein großer, schlanker Mann stand dort. Er trug eine dunkle, eng geschnittene, elegante Hose, ein ebensolches Hemd mit einer dezent schwarzen, mit silbrigen Ornamenten verzierten Weste, eine gleichfarbige Krawatte und edle, schwarze Lederschuhe. Er musterte Finn unablässig, beobachtete, wie der versonnen nach oben blickte und ein winziges Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
    Er hatte ihn also wiedergefunden. Endlich.
    Es war wirklich nicht einfach gewesen. Dank seines Besuchs im Studentenbüro, an den sich vermutlich kaum einer der jungen Menschen dort jemals erinnern würde, hatte Dave schließlich Finns neue Adresse herausgefunden. Nun beobachtete er ihn schon seit ein paar Tagen ausgiebig. Obwohl er jetzt wusste, wo er wohnte und arbeitete, hatte Dave bis heute gewartet, Finn wieder zu kontaktieren. Er schmunzelte belustigt vor sich hin. Nochmal wollte er ihn ja

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