Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
Mannes, für etwas anderes war gerade kein Platz darin. Dave war zurückgekommen. Keine Begründung, keine Erklärungen, keine langen Reden, nur ein: „Es tut mir leid!“
Finn war es, ehrlich gesagt, derzeit völlig gleichgültig, warum, wieso. Dave würde es ihm erklären, da war er sich sicher. Irgendwann. Es war nicht wichtig. Er war zurückgekommen und im Moment war es Finn gleichgültig, weswegen und sogar, ob er bleiben würde. Im Moment zählte nur selbiger. Die Zeit konnte hier und jetzt stehen bleiben. Für immer. Dämonen, alle Jäger, Thomas, jedes Bisschen der skurrilen Welt da draußen erschien ihm bedeutungslos, denn er lag hier, bei Dave. Nur das zählte.
Zärtlich strich Finn mit seinen Fingern über Daves Brust und betrachtete liebevoll sein schlafendes Gesicht. So ruhig und entspannt hatte er ihn noch nie gesehen, als ob er zum ersten Mal wirklich schlafen würde. Sonst hatte immer ein etwas harter Zug um seinen Mund gelegen, hatte er gewirkt, als ob er etwas zurückhielt oder in sich verbarg. Jetzt war es weich, offen und entspannt. Finn berührte ganz leicht seine Lippen, tippte mit dem Finger sanft dagegen.
Wie hatte er die letzten Tage nur überleben können, ohne jeden Tag diese Lippen berühren zu dürfen und dieses Gesicht zu betrachten? Plötzlich völlig undenkbar.
Finns Finger glitt über das Kinn weiter hinab zum Hals, verhielt kurz in der Halsbeuge und wanderte weiter zum rechten Schlüsselbein. Eine winzige Spur hellerer Haut zog sich am Hals entlang und sein Finger folgte ihr spielerisch von rechts nach links zum anderen Schlüsselbein. Eine dünne Narbe, erkannte Finn verträumt, was er da wohl gemacht hat?
Dave schlug die Augen abrupt ab und griff hart nach Finns Hand, zog sie augenblicklich zu seinem Mund hoch und küsste die Finger.
„Finn“, hauchte er mit liebevoller Stimme. In Daves Hals war plötzlich ein unbekannter Widerstand, der ihn am weiteren Sprechen hinderte. Seine andere Hand umfasste Finns Kinn und er blickte ihn einfach nur an, sog jede Einzelheit des Menschen in sich auf. Er wollte jede Linie kennen, jede Schattierung, sich alles einprägen und nie mehr vergessen. Jeder Moment mit Finn war kostbarer als jedes einzelne der vielen Jahre, die er schon unter den Menschen lebte. All die vielen tausend unerfüllten Jahre, in denen er unwissentlich immer nach etwas gesucht hatte.
Nach ihm gesucht hatte.
Nahrung hatte es immer genug gegeben, dennoch war er nie wirklich satt geworden. Sein Verlangen galt etwas anderem. Etwas, welches Finn ihm jetzt endlich gegeben hatte. Viel mehr als die gewaltige Menge an Energie, die sie umgeben hatte. Sie waren auf eine seltsame Art vereint. Dave wusste es, erkannte die Stärke des Bandes zwischen ihnen. Finn war derjenige, nach dem er insgeheim ruhelos gesucht hatte. Der ihn von einem Ort zum anderen getrieben hatte. Suchend, hungrig, unerfüllt.
Er hatte ihn endlich gefunden und nun lief seine eigene Zeit gnadenlos ab. Zum ersten Mal in der ganzen Zeit, die er hier, in der Welt der Menschen verweilte, bedeutete ihm Zeit etwas, war sie kostbar, weil er keine mehr davon hatte!
Dave seufzte tief und sehnsuchtsvoll, blickte zu Finn auf, beugte sich vor und küsste ihn behutsam auf die Nase.
„Ich habe dich so vermisst“, erklärte Finn leise und entlockte Dave ein gewinnendes Lächeln.
„Ich dich auch“, antwortete dieser liebevoll und wusste, dass er genau das war: voll Liebe. Dieses Gefühl erfüllte ihn warm und heiß, beunruhigte den Dämon, der tief in ihm vergeblich an den Ketten zerrte, die diese Liebe ihm auferlegt hatten. Irgendwann würde er sie freibrechen, noch waren die Ketten allerdings stabil genug.
Dave seufzte verhalten. Jetzt, wo er Zeit brauchte, Zeit mit Finn verbringen wollte, lief ihm diese davon, war die Spanne, bis der Dämon die Oberhand gewinnen würde, stark begrenzt. Und ob ihn Finn erneut auf diese Weise zurückschlagen konnte?
Der Dämon war mächtig in Dave. Finn würde schließlich nichts anderes übrig bleiben als ihn zu töten, bevor er den Menschen selbst töten würde.
Dave schloss gequält die Augen und verbannte entschlossen seine Befürchtungen. Es zählte nur dieser Augenblick, hier mit Finn.
„Ich habe einen Fehler gemacht“, gab er zu. Finn hatte seine Augen bereits träge geschlossen, öffnete sie jedoch sofort und schaute ihn fragend an. „Ich wollte dir nie wehtun, Finn.“
Genau deshalb habe ich dich verlassen , dachte Dave. Weil ich dir nicht nur psychisch wehgetan,
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