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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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kämpfte. Ums reine Überleben kämpfte, sich an jeden Fetzen von Finns Bewusstsein klammerte und versuchte die Energie seines Schöpfers zu bekommen. Dieser zog sich von ihm zurück, löste seine Hände von dem Messer.
    Der Dämon starb. Er starb, weil sein Schöpfer ihn gehen ließ. Seine Lebensquelle versiegte. Und Finn ließ ihn sterben. Ließ ihn zurückgleiten in die Schwarze Leere, aus der er einst gekommen war.
    Weinend beugte sich Finn über die große, stille Gestalt, küsste ihn, innig und voller Leidenschaft. Er bemerkte nicht, wie sich Roger neben ihn zog, ihm seine Hand auf die Schulter legte. Bemerkte nicht, wie Robert zu Angelika eilte. Wie Max sich ebenfalls mühsam zu ihm heranzog oder wie Michael sich aus den Trümmern des Fernsehers befreite, neben sie trat und an Finns anderer Seite auf die Knie sank. Er sah nur in Daves totes Gesicht und erinnerte sich an jenen merkwürdigen Traum, den er einst gehabt hatte. Es schien so lange her. Er wusste jetzt, dass der Traum keiner gewesen war. Real war. Die Schwarze Leere. Und er hatte Dave zu sich geholt.
    Heulend warf er sich über den toten Dämon, barg sein Gesicht an dessen Hals, spürte die raue, kalte Haut, roch den herben, vertrauten Geruch. Das Herz unter ihm schlug nicht mehr.
    Ich weiß es jetzt. Es ist alles da, schluchzte Finn, gefangen in seinem Schmerz. Ich habe dich gerufen, ich war es. Wie ein Raunen im schwarzen Wind, folge meiner Stimme, komm zu mir. Dieser Stimme bist du gefolgt, Ardat Lilu, zu mir. Er hatte ihn zu sich gerufen mit seiner Sehnsucht, seinem Verlangen, hatte ihm den Weg in diese Welt gezeigt, um ihm zu dienen, nicht ahnend, dass weitere ihm folgen würden. Nicht wissend, was sie den Menschen antun würden, welche Bedrohung er damit heraufbeschworen hatte, welchen Weg er eröffnet hatte.  
    Es tut mir so leid, dachte Finn verzweifelt. Es tut mir so leid, was ich getan habe.  
     
    79. Der Fluch  
     
    „Es ist alles meine Schuld, meine“, schluchzte Finn und barg sein verquollenes Gesicht in Rogers Hemd. Der Schmied hatte ihn in den Arm genommen, streichelte ihm beruhigend den Rücken und war sich Finns Nacktheit nur zu bewusst.
    Die anderen hatten sich um den Körper des toten Dämons versammelt, starrten ungläubig auf das fremdartige Wesen. Im Tode hatte sich sein lippenloses Maul zu einem hässlichen Grinsen verzerrt. Von den scharfen Zähnen rann Geifer und Blut. Die Augen waren erloschen und wirkten wie tiefe, dunkle Löcher in dem fratzenhaften Gesicht.
    „Scheiße, sieht der furchteinflößend aus“, hauchte Robert, verschloss jedoch sofort erschrocken den Mund, als ihn Angelika heftig in die Rippen stieß und einen mitleidigen Blick auf Finn warf. Sie war gerade erst wieder zu sich gekommen.
    „Ist er wirklich tot?“, fragte Michael leise, hielt sich den verletzten Arm.
    „Mausetot“, bemerkte Max trocken, der mittlerweile wieder auf den Füßen stand . Sein Bein zog er deutlich nach, während er näher herankam. „Der Älteste. Tot.“ Für einen winzigen Moment huschte ein bedauernder Ausdruck über das runde Bardengesicht, die Züge wurden jedoch sofort härter. Seufzend sah er auf Finn und zuckte die Schultern. „Der Schöpfer hat seine Schöpfung vernichtet.“
    Finn schluchzte erneut auf. Ein Teil von ihm, der seltsamerweise noch bei Verstand war, hatte die Worte vernommen. Sein eigentlicher Verstand hatte sich völlig zurückgezogen, verbarg sich hinter einer gewaltigen Mauer aus Schmerz vor dem Bombardement aus grausamen Selbstvorwürfen.
    Getötet. Ich habe ihn getötet, wiederholte Finn wieder und wieder, drang allerdings nicht durch die Schutzbarriere, die sein Verstand hochgezogen hatte. Auch die innere Stimme wollte oder konnte den zerreißenden Schmerz in seinem Herzen nicht mildern. Hilflos war Finn diesem Gefühl ausgeliefert, fühlte sich unvollständig, einem Verlust ausgesetzt, den er nicht bewältigen konnte. Als ob ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Teil seiner Selbst entrissen worden wäre. Dave war Teil eines Ganzen gewesen. Ein Teil von ihm. Nun war er tot. Und Finn hatte ihn getötet. Daves Blut klebte an seinen Händen.  
    Schluchzend krümmte sich Finn zusammen, fand Halt an Roger, an dessen Wärme und Nähe er sich klammerte.
    „Es war das einzig Richtige“, tröstete ihn dieser, bemüht, Finn die tonnenschwere Last zu erleichtern. Gleichzeitig genoss er dessen Nähe, auch wenn er ihm in Wahrheit so fern war, wie es nur möglich war. Es gab keine Worte, die er sagen

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