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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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einzige Person erhalten: Mary-Gordon, die gemeinsame Tochter von ihm und Kayleigh Towne.
    Offenbar hatte Kayleigh das Kind im Alter von sechzehn Jahren bekommen. Dann hatten Suellyn und ihr Mann, Roberto Sanchez, das kleine Mädchen nach wenigen Wochen adoptiert.
    Der Umschlag enthielt eine Kopie der Adoptionspapiere sowie persönliche Nachrichten an die Tochter, die diese lesen sollte, wenn sie älter war.
    »Er hat mir vor ein paar Jahren von diesem Umschlag erzählt«, sagte Zeigler. »Ich konnte nicht zulassen, dass das an die Öffentlichkeit gelangt.«
    Dance musste an die enge Beziehung denken, die sie zwischen Bobby und Kayleigh im Restaurant gespürt hatte. Und noch andere Dinge waren ihr aufgefallen: Mary-Gordons goldblonde Haare, ihre unkomplizierte Art. Und ihre Augen waren leuchtend blau, genau wie die von Kayleigh. Suellyns hingegen – und mutmaßlich auch die ihres Latino-Ehemanns – waren braun.
    Sie erinnerte sich außerdem an Edwins Bemerkung während ihres Gesprächs:
    Ich glaube, dass ihr im Alter von ungefähr sechzehn Jahren etwas ziemlich Schlimmes zugestoßen ist …
    »Aber wie kommt es, dass ihre Schwangerschaft niemandem aufgefallen ist?«, fragte Dance.
    »Oh, Kayleigh hat erst mit siebzehn ihre ersten professionellen Auftritte absolviert. Bis dahin hatte die Presse sie nicht auf dem Schirm. Und Bishop hatte viel mit ihr vor. Am Ende des zweiten Schwangerschaftsmonats hat er sie von der Schule genommen und einen Privatlehrer engagiert. Nach außen musste alles geheim bleiben, und sogar Freunden hat er eine glaubwürdige Geschichte aufgetischt. Kayleigh hatte nämlich den Tod ihrer Mutter noch nicht verkraftet und war ziemlich deprimiert. Bishop ließ durchblicken, sie habe einen Nervenzusammenbruch erlitten. Da erschien es sinnvoll, dass sie für acht oder neun Monate von der Bildfläche verschwand.«
    Dance war entsetzt. »Und er hat sie gezwungen, das Baby abzugeben?«
    Zeigler nickte. »Bobby war zweiundzwanzig, sie sechs Jahre jünger. Okay, das ist nicht gut, keine Frage. Andererseits war er ein wirklich netter Kerl, und wenn jemand anlehnungsbedürftig war, dann Kayleigh. Sie hatte kurz zuvor ihre Mutter verloren, sie wohnte in einem Haus, das sie hasste, und ihr Vater war fast ständig auf Tour. Sie war verwundbar. Und es war nicht bloß eine Schwärmerei. Die beiden wollten heiraten. Sie haben sich geliebt. Doch als Bishop davon erfuhr, ist er unmittelbar nach einem Konzert nach Hause geflogen und hat ihnen massivst gedroht: Falls die beiden nicht in eine Adoption einwilligen würden, würde er Bobby wegen Unzucht mit Minderjährigen verhaften lassen.«
    » Das hat er getan?«
    »Aber natürlich. Kayleigh hat sich gefügt – aber nur unter der Voraussetzung, dass das Kind bei ihrer Schwester aufwachsen würde und sie es weiterhin sehen könnte. Und sie hat darauf bestanden, dass Bobby bei der Band bleiben würde. Bishop war wohl der Ansicht, dass mehr für ihn nicht zu holen sei, und hat eingewilligt.«
    Dance dachte an ihre eigenen Eindrücke von Bobby zurück – und daran, was Kayleigh über ihn gesagt hatte. »Deshalb hat Bobby zu trinken angefangen und Drogen genommen, richtig?«
    Zeigler hob eine Augenbraue. »Sie wissen davon, hm? Ja, das war der Grund. Es hat ihm sehr zu schaffen gemacht, dass ihre Beziehung zerbrochen ist.«
    »Aber warum konnte sie das Baby denn nicht behalten?«, fragte Dance. »Ich weiß, wie sehr sie sich Kinder wünscht.«
    »Oh, das wäre nicht gegangen«, sagte Zeigler verbittert. »Bishops eigene Karriere war zu dem Zeitpunkt längst im Niedergang begriffen. Alles, was ihm blieb, war Kayleigh.«
    »Und er war überzeugt, dass sie ihren Erfolg nur auf dem Image des braven Mädchens aufbauen konnte.«
    »Genau. Er war damit seiner Zeit voraus wie üblich. Sehen Sie sich doch nur diese Biss -Bücher an, die meine Tochter so liebt. Es geht darin um verliebte Kinder, die keinen Sex haben. Das ist Kayleigh Towne. Und Eltern – also diejenigen mit den Kreditkarten – lieben dieses Image. Falls bekannt geworden wäre, dass sie bereits mit sechzehn schwanger gewesen ist, hätte dies das Ende ihrer Karriere bedeuten können.«
    Dance wusste nicht, ob das zutraf oder nicht. Sie glaubte eigentlich an die Intelligenz und das Urteilsvermögen des Publikums. »Doch es ging auch um Ihre Interessen, nicht wahr?«, stellte sie mit kühler Stimme fest. »Sie können es sich nicht leisten, sie zu verlieren. Nicht angesichts der Schwierigkeiten, mit denen

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