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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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begrüßte er auf gleiche Weise Harutyun und Stanning, und Sachs stellte ihnen Thom Reston vor, Rhymes Betreuer.
    »Kathryn hat erzählt, sie würde einen Experten hinzuziehen, aber ich hätte nie mit jemandem wie Ihnen gerechnet«, sagte Harutyun. »Wie dem auch sei, danke, dass Sie gekommen sind. Soweit ich weiß, sind Sie eigentlich in New York tätig. Was hat Sie nach Kalifornien verschlagen?«
    »Ich bin zu Besuch hier«, lautete die knappe Antwort. Und dabei beließ er es. Rhyme war nicht allzu redselig – sogar noch weniger als Michael O’Neil.
    Sachs sprang ein. »Er hält Vorträge auf einer Fachkonferenz in San José. Danach wollen wir ein paar Tage bei Kathryn und ihrer Familie in Pacific Grove verbringen.«
    Dance kannte Rhyme seit einigen Jahren und hatte mehrfach mit ihm zusammengearbeitet. Fast ebenso lange versuchte sie schon, ihn und Sachs zu einem Besuch zu bewegen. Rhyme reiste nicht gern – es bedeutete stets einen großen logistischen Aufwand, und er war von Natur aus ein Einsiedler. Andererseits war er ein begehrter Berater in allen forensischen Belangen, und so hatte er sich schließlich zu der Vortragsreihe in San José bereit erklärt.
    Die Besuchsvorbereitungen, die Kathryns Vater in ihrem Haus getroffen hatte, umfassten eine Rollstuhlrampe zur Vordertür und einige Änderungen im Badezimmer. Rhyme hatte gesagt, sie sollten sich nicht bemühen, er würde in einem Motel unterkommen. Doch der pensionierte Stuart Dance freute sich über jede Gelegenheit, seine zahlreichen Werkzeuge einsetzen zu können.
    »Nun, es ist uns ein großes Vergnügen, Sie kennenzulernen, Detective Rhyme«, sagte Harutyun.
    »›Lincoln‹ reicht völlig. Ich bin nicht mehr im Dienst«, versicherte Rhyme sogleich, war aber trotz des mürrischen Tonfalls durchaus erfreut, erkannte Dance.
    »Ich vermute, Amelia ist gefahren«, sagte sie und schaute lächelnd zu Thom. Das bezog sich auf die Fahrtzeit. Von San José bis nach Fresno waren es knapp zweihundert Kilometer, und sie hatten dafür nur anderthalb Stunden benötigt – noch dazu in einem behindertengerechten Van. Im Gegensatz zu Dance war die Polizistin aus New York eine echte Autoliebhaberin und schraubte sogar selbst an den Fahrzeugen herum. Zur »Entspannung« jagte sie ihr Muscle Car gern mit zweihundertneunzig Kilometern pro Stunde über eine Rennstrecke.
    Sachs lächelte. »Wir sind gut durchgekommen. Und die blauen Signalleuchten sind auch immer recht hilfreich.«
    Rhyme schaute sich in der Lieferzone um und verzog das Gesicht, als hätte er mit einem Kriminallabor gerechnet. »Also. Ich soll mir hier ein paar Dinge ansehen?« Der Kriminalist hatte nichts für Smalltalk übrig, erinnerte Dance sich.
    »Wir haben ein ziemlich gutes Labor«, sagte Harutyun.
    »Ach ja?« In seiner Stimme schwang Zynismus mit. Dance kannte Rhymes Stadthaus am Central Park West in Manhattan; er hatte dort den ehemaligen Salon in ein gut ausgestattetes forensisches Labor verwandelt, in dem er als Berater gemeinsam mit Sachs und anderen Beamten die Spuren von Kapitalverbrechen aus dem Großraum New York untersuchte.
    Stanning entging der sardonische Tonfall. »Ja, Sir«, sagte sie stolz. »Chief Madigan hat sich sehr dafür eingesetzt, unsere Spurensicherung aufzubauen. Sogar noch aus Bakersfield werden Proben zur Analyse hergeschickt. Und damit meine ich nicht bloß Vergewaltigungs-Kits. Auch ziemlich kompliziertes Zeug.«
    »Bakersfield«, sagte Rhyme noch spöttischer, was ihm einen mahnenden Blick von Thom einbrachte als Erinnerung, dass kein Grund zur Herablassung bestand. Dance vermutete allerdings, dass seine Haltung nichts mit Vorurteilen gegenüber Kleinstädten zu tun hatte. Rhyme war einfach durch und durch ein Griesgram. Auch das NYPD , Scotland Yard und das FBI waren vor seinen Sticheleien nicht sicher. Sogar der Gouverneur und der Bürgermeister hatten bereits entsprechende Erfahrungen mit ihm sammeln dürfen.
    »Nun, dann machen wir uns mal lieber an die Arbeit, sofern Sie nichts dagegen haben.«
    »Hier entlang«, sagte Harutyun und wies auf einen Korridor.
    Sie gingen und rollten durch das Gebäude und verließen es durch eine Seitentür. Dance fasste für die Neuankömmlinge unterdessen den Fall zusammen und erklärte, ihr Hauptverdächtiger habe sich als äußerst schwer zu fassen erwiesen. »Er heißt Edwin Sharp. Vielleicht ist er der Killer, vielleicht auch nur ein Sündenbock und völlig unschuldig.«
    »Zur Ankündigung der Morde spielt der Täter eine

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