Die Angebetete
habe keinem was getan!« Der Produzent schien völlig schockiert zu sein. Dance hatte es schon oft erlebt, dass Verdächtige ihr etwas vormachen wollten. Dieser Auftritt hier zählte zu den besten. »So etwas würde ich niemals tun! Warum sollte ich auch?«
»Ja, Sir. Sie werden vor Gericht Ihre Chance erhalten. Haben Sie Ihre Rechte verstanden?«
»Bobby? Sie glauben, ich hätte Bobby ermordet? Nein! Und ich könnte Sheri kein Haar krümmen. Das hier ist …«
»Haben Sie Ihre Rechte …?«
»Ja, ja. Aber …«
»Verzichten Sie auf Ihr Recht zu schweigen?«
»Ja, sicher. Das hier ist lächerlich. Es handelt sich um ein gewaltiges Missverständnis.«
»Sind Sie am Sonntag hergekommen und haben am Abend Bobby Prescott getötet?«, fragte Harutyun.
»Nein, nein. Ich bin am Montagvormittag hier eingetroffen, gegen elf Uhr. Nachdem Kayleigh mir mitgeteilt hatte, dass Bobby nicht mehr lebt. Ja, ich bin in Bobbys Wohnwagen eingebrochen, aber nur, um ein paar persönliche Dinge zu holen.«
»Die Songs«, sagte Harutyun. »Wir wissen darüber Bescheid.«
»Songs?« Zeiglers Stirnrunzeln verstärkte sich.
»Die Beatles-Songs.«
»Wovon reden Sie da?«
Seine Verwirrung wirkte dermaßen echt, dass Dance hinzufügte: »Bobbys Vater hat in den Sechzigern und Siebzigern als Tontechniker in den Abbey Road Studios gearbeitet.«
»Stimmt. Er war sogar ziemlich bekannt. Aber was hat das mit uns hier zu tun?«
»Die Beatles haben ihm nach den Aufnahmen zu Abbey Road vier ihrer Songs geschenkt.«
Barry Zeigler lachte. »Nein, nein, nein …«
»Sie haben ihn ermordet und die Songs gestohlen«, sagte O’Neil. »Die sind Millionen wert.«
»Das ist eine Großstadtlegende«, behauptete der Produzent. »So wie all die anderen Gerüchte über Rohfassungen und geheime Aufnahmen. Oder dieser Unsinn, dass Paul angeblich tot wäre. Nichts in der Musikwelt verbreitet sich so schnell wie Gerede über die Beatles. Aber da ist nichts dran. Es gibt keine unentdeckten Songs.«
Dance taxierte sein Verhalten. Zeigler wirkte mehr oder weniger glaubwürdig. »Was ist damit?«, fragte sie und zeigte ihm einen Klarsichtumschlag, in dem der Brief an Bobbys Vater steckte.
Zeigler warf einen Blick darauf und schüttelte den Kopf. »Da geht es nicht um Songs der Beatles. Das war irgendeine ortsansässige Band aus Camden Town in London. Ich kann mich nicht mal mehr an deren Namen erinnern. Sie waren absolut unbedeutend. Aber sie hatten das Studio im Anschluss an die Beatles und deren Aufnahmen zu Abbey Road gebucht. Sie haben fünfzehn oder sechzehn Titel eingespielt und davon zwölf oder so für ihr Album benutzt. Ich schätze, sie mochten Bobbys Vater so gern, dass sie ihm die übrigen Titel überlassen haben, wahrscheinlich anstelle eines Honorars. Aus der Gruppe ist nie was geworden. Sie haben sogar ausgesprochen miese Songs geschrieben.«
Dance sah sich den Wortlaut des Schreibens erneut an.
Zum Dank für all die schlaflosen Nächte überlassen wir Dir die Bänder mit den Songs, an denen wir nach den Aufnahmen zu »Abbey Road« herumgespielt haben, und zwar inklusive aller Rechte. Die Liste steht unten. Bis bald!
Ja, das konnte sich tatsächlich auf Studioaufnahmen im Anschluss an die Beatles und deren Album beziehen.
»Aber Sie haben uns soeben gestanden, dass Sie am Montagvormittag etwas aus Bobbys Wohnwagen mitgenommen haben.«
Zeigler überlegte. Er sah O’Neil und die anderen Deputys an. »Bitte lassen Sie Agent Dance und mich allein. Ich möchte mit ihr unter vier Augen sprechen.«
»Das geht in Ordnung«, sagte sie nach kurzem Zögern.
Die anderen entfernten sich ein Stück von dem Streifenwagen. Dance verschränkte die Arme vor der Brust. »Okay, reden Sie.«
»Sie dürfen es keiner Menschenseele verraten.«
»Sie wissen, dass ich Ihnen so etwas nicht versprechen kann.«
Das lange Gesicht des Mannes verzog sich zu einer verzweifelten Grimasse. »Also gut. Aber werfen Sie erst einen Blick darauf und entscheiden dann. In meiner Computertasche gibt es ein Reißverschlussfach mit einigen Unterlagen. Die habe ich von Bobby mitgenommen.«
Dance öffnete die Tasche und dann das besagte Fach. Darin steckte ein Umschlag mit diversen Papieren. Sie überflog ein vierseitiges Dokument.
»O mein Gott«, flüsterte sie.
»Na, jetzt zufrieden?«, murmelte Zeigler.
50
Was er gestohlen hatte, war ein Brief, in dem Bobby Prescott für den Fall seines Todes verfügte, wie sein Eigentum aufzuteilen sei.
Das meiste sollte eine
Weitere Kostenlose Bücher