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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Wände konnte er von draußen keine Reifengeräusche hören, zumal der Fernseher immer noch lief, aber Dance sagte gerade: »Was ist das denn? Haben Sie das auch gehört? Ist das ein Wagen?«
    »Offenbar schon. Oder doch nicht? Ich bin mir nicht sicher.« Das war Davis’ Stimme.
    Zwei Schüsse in Kathryns Wirbelsäule. Zwei in Harutyuns Kopf. Zwei in den von Davis.
    Und was würde er rufen?, grübelte Simesky. »Mein Gott, das ist dieser Stalker!« Klang das glaubwürdig? Vielleicht lieber: »Edwin, o Gott, nein!«
    Vorn im Wohnbereich klingelte Davis’ Telefon. »Hallo … Ja, wir sind drinnen.« Dann zu den anderen: »Das ist Myra Babbage. Sie ist gerade hier eingetroffen.«
    »Hoffentlich ist sie vorsichtig gewesen und hat auf eventuelle Verfolger geachtet«, sagte Harutyun.
    Simesky glaubte Dance sagen zu hören, dass Edwin zwar vielerlei Nachforschungen anstelle, höchstwahrscheinlich aber nicht mal wisse, wer Myra war, ganz zu schweigen davon, dass er sie aufspüren können und ihr folgen würde.
    Oh, wenn du wüsstest …
    Noch eine Minute, laut Simeskys Rolex.
    »Nein, Herr Abgeordneter, bitte bleiben Sie vom Fenster weg«, sagte Dance.
    »Wir wissen doch, wer das ist.«
    »Lassen Sie uns trotzdem kein Risiko eingehen.«
    Simesky blieb außer Sicht im Arbeitszimmer und streifte Latexhandschuhe über. Dann öffnete er seine Computertasche und nahm eine Pistole heraus – eine gestohlene, kalte Waffe. Das war eine der großartigen Möglichkeiten, die dieses Land zu bieten hatte: Wenn man eine nicht zurückverfolgbare Schusswaffe benötigte, konnte man sich mühelos eine beschaffen. Er wusste, dass sie geladen war, und er wusste genau, wie sie funktionierte. Und er hatte sie bereits ein Dutzend Mal abgefeuert, um Pulverreste zu erhalten und in einer kleinen Plastiktüte zu sammeln; er würde sie später auf Edwins Hände übertragen. Nun überprüfte er die Pistole ein weiteres Mal. Sorgfältig.
    Zwei Schüsse, dann zwei, dann zwei.
    »Peter?«, rief der Abgeordnete aus dem Wohnbereich.
    »Bin gleich da«, antwortete Simesky. »Möchte jemand Kaffee?«
    »Nein danke«, rief Davis. »Myra ist hier.«
    »Gut.«
    »Kathryn, Dennis? Kaffee?«
    Beide lehnten ab.
    Simesky schob sich näher an den Durchgang zum Wohnbereich und presste sich dabei fest an die Wand, um außer Sicht zu bleiben. Er wartete auf Myras Schüsse, die Raymond töten würden.
    »Wir haben hier sogar mal einen echten Präsidenten untergebracht«, sagte Harutyun. »Er war zu einer Konferenz mit dem Gouverneur hier. Ich musste damals ein Dokument unterzeichnen, dass ich nicht verraten darf, um wen es sich gehandelt hat.«
    »Können wir Zwanzig Fragen spielen, um es herauszufinden?«, fragte Dance.
    Der Detective lachte.
    »Ich war letzte Woche in Camp David«, sagte Davis. »Da ist es nicht so komfortabel, wie man es sich vielleicht vorstellt.«
    Würden das seine letzten Worte sein?
    Und was dachte Edwin Sharp wohl gerade, während er seine letzten Momente auf Erden erlebte, wenn auch vermutlich nicht genoss?
    »He, sehen Sie mal«, sagte Davis. »Ein Triple Play!« Der Fernseher wurde lauter gestellt. Das Publikum johlte.
    Ein Blick auf die Rolex. Myra musste jede Sekunde schießen.
    Simesky würde vortreten und es ihr gleichtun.
    Zwei.
    Dann noch zwei und noch zwei.
    Edwin, o Gott, nein …!
    Er wischte sich die Hand am Hosenbein ab und nahm wieder die Pistole.
    Jetzt!
    Doch es ertönten keine Schüsse.
    Eine weitere Minute verstrich. Man hörte nur noch die Menschenmenge und den Baseball-Kommentator im Fernsehen.
    Was war hier los? Simesky hatte Schweißperlen auf der Stirn.
    Und dann endlich: Schüsse von draußen.
    Ein halbes Dutzend. Das helle, abgehackte Knallen von Faustfeuerwaffen.
    Scheiße, dachte Simesky. Was soll das denn? Er ging noch mal den Plan durch. Was war der Grund für diese wilde Ballerei? War zwischenzeitlich ein weiterer Deputy eingetroffen? Oder hatte irgendein örtlicher Streifenpolizist im Vorbeifahren zufällig eine bewaffnete Frau oder den gefesselten Edwin Sharp bemerkt?
    Jetzt herrschte draußen auf einmal Stille.
    Handle nach deinem Plan …
    Aber manchmal geht das einfach nicht, dachte Simesky. Manchmal muss man improvisieren. Doch dazu benötigt man Fakten.
    Nur dass es hier keine Fakten gab.
    Er beschloss, dennoch zu handeln. Die drei im Wohnbereich würden auf die Geschehnisse vor der Tür lauschen und geduckt in Deckung bleiben.
    Zwei, zwei und zwei … Falls Raymond noch lebte, würde er ihn beim

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