Die Angebetete
schwergefallen, Bewunderung und grenzenlose Ergebenheit vorzutäuschen, um eine Stelle in Davis’ Team zu erhalten und sich dann in den engsten Kreis vorzuarbeiten. Er hatte diese Prüfung jedoch verdammt gut bewältigt und sich härter ins Zeug gelegt als nahezu alle anderen Mitarbeiter des Kongressabgeordneten. Was auch immer nötig gewesen war, um Davis’ Vertrauen zu gewinnen und so viele Informationen wie möglich zu sammeln, er hatte es getan. Nun konnten sie diesen Verräter aufhalten, der – falls man ihn zum Präsidenten wählte, was durchaus passieren konnte – ihr großartiges Land ruinieren würde.
Vor etwas mehr als einem Jahr, als Davis plötzlich immer populärer wurde, war Simesky noch für eine in Texas beheimatete Denkfabrik tätig gewesen, die Büros in Washington, New York, Chicago und Los Angeles besaß. Sie gehörte zu einer inoffiziellen Vereinigung wohlhabender Geschäftsleute im Mittelwesten und Süden, die Firmen, gemeinnützige Institutionen und sogar ein paar Universitäten leiteten. Diese Gruppe von Männern – und ja, es waren ausschließlich Männer, und zwar Weiße – besaß keinen formellen Namen, aber sie hatte sich insgeheim und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus eine Bezeichnung zu eigen gemacht, die ihnen ursprünglich von irgendeinem teuflischen liberalen Medienblogger verpasst worden war. Der Journalist hatte die Gruppe verächtlich als die »Schlüsselfiguren« bezeichnet, denn, so schrieb er, die obersten Führer glaubten den Schlüssel zur Heilung aller nationalen Leiden zu besitzen.
Die so Geschmähten waren begeistert.
Die Schlüsselfiguren unterstützten mit gewaltigen Summen genau jene Kandidaten, von denen sie annahmen, dass sie am ehesten geeignet wären, die wahren Werte Amerikas zu verteidigen: möglichst wenig Einmischung der Regierung, möglichst niedrige Steuern, möglichst geringe Beteiligung an geopolitischen Vorhaben sowie – und das war am wichtigsten – die Beseitigung von praktisch jeder Möglichkeit zur Einwanderung. Kurioserweise hatten die Schlüsselfiguren wenig übrig für, wie sie glaubten, zu breit aufgestellte und oftmals geistig schlichte Bewegungen wie die Tea Party, die religiöse Rechte und alle Feinde von Abtreibungen und Homosexualität.
Nein, es ging den Schlüsselfiguren in erster Linie um den Kampf gegen die sozialistische Bedrohung des amerikanischen Selbstbewusstseins und gegen die Verwässerung der Reinheit der Nation durch Immigration. Politische Führer wie Bill Davis würden das Land geradewegs in den Bankrott und die moralische Verdorbenheit treiben.
Der Aktionsradius der Schlüsselfiguren beschränkte sich dabei für gewöhnlich auf die finanzielle Unterstützung von Kandidaten, von Werbemaßnahmen und Desinformationskampagnen gegen verräterische Politiker oder Reporter sowie auf Verleumdungen und Unterstellungen.
Doch manchmal reichte das nicht aus.
Und in solchen Fällen erhielt Peter Simeskys obskure Denkfabrik einen Anruf mit der Bitte, er möge eine besonders kritische Angelegenheit regeln.
Nach seinem Ermessen.
Mit notfalls extremen Mitteln.
Die Schlüsselfiguren wussten, dass Simesky stets sorgfältig einen effizienten Plan entwickeln würde, wie auch immer der Auftrag lauten mochte. Daher war der Tod dieses liberalen Enthüllungsjournalisten eindeutig ein Unfall gewesen, und jener Umweltaktivist hatte zweifellos Selbstmord begangen. Und der Kongressabgeordnete mit all seinen Reformideen würde dem Anschlag eines Stalkers zum Opfer fallen, der dadurch seine Liebe zu einer berühmten Sängerin bekräftigen wollte.
Denn all die schlauen Pläne erforderten häufig einen Sündenbock.
Hallo, Edwin.
Die Idee, den Stalker zu benutzen, war ihm letzten Winter gekommen, nachdem er und Myra Babbage – seine Geschäftspartnerin und Gelegenheitsgeliebte – sich in Davis’ Team eingeschlichen hatten. Im Zuge seiner wie immer erschöpfenden Nachforschungen hatte Peter Simesky erfahren, dass Davis ein großer Fan von Kayleigh Towne war. Der Abgeordnete hatte »Leaving Home«, den Pro-Einwanderungs-Song dieser Schlampe, bei Veranstaltungen und in Wahlwerbespots genutzt.
Simesky nahm sich Kayleighs Internetseiten vor und stieß auf einen fanatischen Anhänger namens Edwin Sharp, der Hunderte von Kommentaren über die Sängerin gepostet hatte und von den anderen Fans als »Irrer« bezeichnet wurde.
Perfekt.
Die Schlüsselfiguren verfügten über beträchtliche Ressourcen und benötigten nur einen Tag, um ihm
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