Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
einwandfrei. Und wenn er darin einen ihrer Songs erwähnt hat, stand der Titel grundsätzlich in Anführungszeichen. In dem Posting mit der Drohung war der Titel hingegen in keiner Weise abgegrenzt. Mir kam in den Sinn, dass dieser Text von jemandem verfasst worden sein könnte, der dachte , so müsse das Posting eines verrückten Stalkers aussehen. Darüber hinaus hatten sich während meines Gesprächs mit Edwin einige Fragen ergeben.«
    Sie erklärte das Konzept der inhaltsbasierten Analyse, bei der Edwins Aussage und nicht seine Körpersprache berücksichtigt wurde.
    »Da ich mich nicht auf die herkömmliche kinesische Analyse verlassen konnte, habe ich mir die Fakten vorgenommen, die er mir mitgeteilt hat. Manches davon war widersprüchlich. Zum Beispiel die Anzahl der Briefe und E-Mails, die Edwin von Kayleigh erhalten haben will. Sie und ihre Anwälte sagten, man hätte Edwin ein halbes Dutzend Antworten geschickt – allesamt automatisch generierte E-Mails oder Formbriefe. Doch Edwin hat bei der Vernehmung behauptet, er habe weitaus mehr bekommen … und er hat Pike gegenüber angedeutet, die Nachrichten seien sehr ermutigend gewesen. Anfangs habe ich das für ein Produkt seines Realitätsverlustes gehalten. Doch dann begriff ich den Unterschied. Sehen Sie, ein Stalker mag die Bedeutung einer Tatsache fehlinterpretieren, aber die Tatsache an sich ist ihm bewusst. Was für eine Aussage auch immer Edwin in Kayleighs Briefe hineinlesen mochte, er würde ganz genau wissen, wie viele Briefe er erhalten hatte. Hieß das etwa, jemand anders hatte sich als Kayleigh ausgegeben und ihm E-Mails und Briefe geschickt?«
    Sie bedachte Michael O’Neil mit einem gequälten Lächeln. »Und dann kam mir komisch vor, dass Peter Simesky ein solches Interesse an mir gezeigt hat. Er behauptete, der Abgeordnete Davis wolle mich in seinem Team haben, und vielleicht war das auch so. Aber ich glaube, dass Simesky ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Es gab Simesky die Gelegenheit, sich bei mir unauffällig nach den Ermittlungen und dem Stand der Dinge zu erkundigen. Auch Myra Babbage hat sich dafür interessiert, für wen ich arbeite. Sie hat mich das bei dem Zusammentreffen in Kayleighs Haus gefragt. Im Nachhinein betrachtet war das eine seltsame Frage, irgendwie fehl am Platz. Zudem waren die beiden und Davis ein paar Tage zuvor nach San Francisco geflogen; bei dieser Gelegenheit hätten sie die Prepaid-Telefone in Burlingame kaufen können. Das liegt ganz in der Nähe des Flughafens.«
    »Demnach haben die beiden Bobby und den Filesharer nur umgebracht, um für Edwin ein angebliches Tatmuster zu konstruieren«, murmelte Madigan.
    »Ja, so schwer es auch fällt, das zu glauben«, sagte Dance. »Das dürfte tatsächlich der einzige Grund für die Morde gewesen sein.« Sie sah Rhyme an. »Nachdem ich Ihre Nachricht über den Vogelkot erhalten hatte, wurde ich skeptisch, was das Umfeld des Kongressabgeordneten betraf. Ich habe daraufhin meinen Kollegen TJ Scanlon per E-Mail gebeten, alle Mitglieder von Davis’ Stab gründlich zu durchleuchten. Keiner von denen hatte Dreck am Stecken – aber Simesky und Myra waren etwas zu sauber. Sie stellten Paradebeispiele politischer Berater dar, geradezu lehrbuchmäßig. Und sie hatten sich der Kampagne beide am selben Tag angeschlossen. Und es war unmöglich, etwas über sie vor diesem Datum herauszufinden. TJ wurde stutzig und grub weiter, bis er auf eine Verbindung zu diesen sogenannten Schlüsselfiguren stieß – von denen bekannt war, dass sie viele von Davis’ Positionen verurteilten, vor allem aber seine Haltung zur Lockerung der Einwanderungsbestimmungen. Ich beschloss, auf Nummer sicher zu gehen, und wir sind durch das Seitenfenster des Blockhauses geflohen, gerade als Myra vor Ort eintraf und von Tim aufgehalten wurde.« Sie wies auf Raymond. »Den Rest haben wir schon gehört.«
    P. K. Madigan richtete seinen Löffel auf den Mann im Rollstuhl. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch ein Eis möchten?«
    »Ich bevorzuge andere Laster«, sagte der Kriminalist.
    Crystal Stanning betrat den Raum. »Wir haben soeben die barmherzige Samariterin gefunden.«
    »Wen?«, fragte Madigan schroff. Anscheinend hatte er vergessen, dass er formal noch immer Zivilist war.
    »Die alte Dame, die Edwin den Weg beschrieben hat, als er sich verfahren hatte.«
    Ah, die Alibifrau.
    »Edwin hat die Wahrheit gesagt. Das war genau zum Zeitpunkt des Anschlags auf Sheri Towne. Und die Zeugin hat ihn eindeutig

Weitere Kostenlose Bücher