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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gut vernetzte Vollidioten«, sagte Lincoln Rhyme.
    »Hat einer der beiden noch irgendwas gesagt?«, fragte Gonzalez.
    »Nein«, sagte Raymond. »Myra kam bereits auf mich zu, als Agent Dance mir per SMS die Warnung geschickt hat, sie habe feindliche Absichten.« Er zuckte ungerührt die Achseln. »Als sie noch ungefähr zehn Meter weg war, habe ich meine Waffe gehoben. Sie hielt unter ihrer Jacke eine Fünfundvierziger versteckt und wollte das Feuer eröffnen. Das konnte ich leider nicht zulassen.« Er war etwas mitgenommen, erkannte Dance, aber nicht wegen des Schusswechsels, sondern eher wegen der Tatsache, dass ihm der drohende Anschlag entgangen war – und dass die Täter sich als seine Freunde und Kollegen ausgegeben hatten.
    »Und Simesky schien nicht zu glauben, dass mein ›Ich sag’s nicht noch mal‹ ernst gemeint war«, berichtete Harutyun. Er war so ruhig wie immer. Man merkte ihm nicht an, dass er heute einen Menschen getötet hatte.
    »Und Edwin?«, fragte der Sheriff.
    »Wir haben ihn hinten in dem gestohlenen SUV gefunden. Myra hatte Edwin mit einem ziemlich leistungsstarken Elektroschocker ausgeschaltet und ihn zudem unter Medikamente gesetzt. Aber die Sanitäter sagen, er wird sich erholen.«
    »Wie haben Sie den Plan durchschaut, Kathryn?«, fragte Madigan.
    »Das war nicht nur ich allein.« Sie zeigte auf Lincoln Rhyme und Amelia Sachs.
    »Es kam mehreres zusammen«, sagte der Kriminalist lakonisch. »Ihr Charlie ist übrigens recht fähig. Lassen Sie ihn nicht zu Besuch nach New York kommen. Ich nehme ihn Ihnen sonst weg.«
    »Das wäre nicht das erste Mal«, sagte Thom, was ihm eine hochgezogene Augenbraue von Rhyme einbrachte. Dance schloss daraus, dass es ihm mit dem Jobangebot für Shean ernst war.
    Da Rhyme seinen Beitrag nicht näher erläuterte, übernahm Dance das. »Es ergaben sich einige Fragen im Hinblick auf die Spuren, die im Kongresszentrum und hinter Edwins Haus gesichert worden waren, wo jemand ihn angeblich beobachtet hatte.«
    »Ja, Edwin hat es mir erzählt«, sagte Madigan mit grimmiger Miene. »Und ich habe ihm nicht geglaubt.«
    »Eine der Spuren erwies sich als Seemöwenkot«, fuhr Dance fort.
    »Wörtlich hieß es Kacke von Vögeln, die – Zitat – ›höchstwahrscheinlich in einer Küstenregion beheimatet waren‹«, korrigierte Rhyme. »Nicht von hier, wohlgemerkt. Ich hatte keine Ahnung, woher sie gekommen oder wohin sie geflogen sind. Es ging mir nur darum, dass die fraglichen Vögel sich vermutlich vor Kurzem noch an der Küste aufgehalten und Seefisch gefressen hatten. Und dann konnten wir ein Mineralöl und einen Pilz identifizieren, wie sie im biologischen Landbau verwendet werden.« Er nickte in Richtung von Sachs. »Sie hat übrigens einen ganz anständigen Garten. Es leuchtet mir zwar nicht ein, was jemand mit Blumen anfangen soll, aber ihre selbst gezogenen Tomaten sind recht gut.«
    »Mir fiel ein, dass der Abgeordnete Davis, Simesky und Babbage kürzlich auf einer Wahlveranstaltung in Monterey gewesen waren«, führte Dance aus. »Das liegt an der Küste, und sie könnten dort die Vogelkotpartikel aufgenommen haben. Und danach sind sie über Watsonville bis hierher gereist und haben unterwegs Reden auf Ökofarmen gehalten.«
    »Aber wodurch sind Sie so misstrauisch geworden, dass Sie in Erwägung gezogen haben, Edwin könnte vielleicht doch nicht unser Täter sein?«, fragte Madigan.
    Dance lachte. »Auch durch die Vogelkacke, jedenfalls indirekt. Wissen Sie, so hat nämlich der Betreff von Lincolns E-Mail gelautet. ›Vogelkacke‹. Doch in der Beweistabelle, die er mitgeschickt hat, stand das Wort ›Vogelexkremente‹.«
    »Das war Sachs«, murrte Rhyme.
    »Nun, es ließ mich an das Posting auf der Internetseite denken, die Drohung gegen den Kongressabgeordneten. Mir wurde plötzlich klar, dass das einfach nicht wie Edwin klang.«
    »Die Kinesik der Sprache«, sagte O’Neil.
    »Genau.«
    Sie zeigte ihnen den Text, der alle so beunruhigt hatte.
    Ich hab all deine Postings über Kayleigh gesehen. Du behauptest du magst sie, du behauptest du liebst ihre Musik. Aber auch du benutzt sie genau wie alle anderen. Du hast Leaving Home gestohlen um dich bei den Latinos einzuschleimen. Du bist ein dreckiger Häuchler …
    »Das ist nicht Edwins Tonfall. Ich habe von ihm noch kein einziges Schimpfwort gelesen oder gehört. Und dann all die fehlenden Kommas und die falsche Schreibweise von ›Heuchler‹. Seine E-Mails an Kayleigh waren orthografisch immer

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