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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nur für ein paar Stunden. Alicia Sessions hatte sie per E-Mail um ein Treffen gebeten, aber ausdrücklich nicht in Bishops Haus; sie wollte etwas besprechen, das mit dem Konzert zu tun hatte.
    Ich kann dich gut verstehen, Schwester. Daher war sie bereitwillig auf Alicias Vorschlag eingegangen, sich bei Kayleigh zu Hause zu treffen. Darthur Morgan hatte sie hierher zurückgefahren. Dann hatte er seinen eigenen Wagen geholt und sich verabschiedet.
    »Glauben Sie mir, Ma’am, ich habe wirklich gern für Sie gearbeitet.«
    »Immer noch ›Ma’am‹, nach allem, was wir durchgemacht haben?«
    »Ganz recht, Kayleigh Ma’am.« Und zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, lächelte er sie an.
    Sie lachte und umarmte ihn, was er ein wenig unbeholfen, aber gut gelaunt erwiderte.
    Dann war er weggefahren, und Kayleigh war allein zurückgeblieben. Doch die Erleichterung, die sie darüber empfunden hatte, dass Edwin in Wahrheit gar kein gefährlicher Stalker war, legte sich allmählich und wich einem starken Unbehagen – das nichts mit den Ereignissen der letzten paar Tage und diesen schrecklichen Leuten zu tun hatte, die sie als Vorwand benutzt hatten, um den Kongressabgeordneten zu ermorden.
    Nein, die Ursache lag wesentlich näher.
    He, sieh es mal von der guten Seite, KT. Die Verbrecher sind tot, und Edwin spielt keine Rolle mehr. Also brauchen wir auch nicht mehr darüber nachzudenken, irgendwelche Konzerte abzusagen …
    Weshalb hatte sie ihrem Vater nicht widersprochen? Und energisch darauf bestanden , dass sie absagten? Begriff er denn nicht, dass nicht ihre vermeintliche Gefährdung der Grund dafür war, dass sie dieses Konzert nicht bestreiten wollte? Es lag nicht einmal daran, dass Bobby tot war und Sheri fast gestorben wäre … Sie wollte schlicht und einfach nicht auf der Bühne stehen.
    Ich bin nicht Superwoman, Daddy.
    Dein Ziele sind nicht meine Ziele.
    Warum war er so blind dafür? Diese ganze Branche war wie ein gewaltiger Bulldozer, der dich immer nur vorwärts-, vorwärts-, vorwärtsschob, und falls dabei jemand oder etwas zerstört wurde – Bobbys Leben, Kayleighs Lebensfreude – na und? Das alles war unaufhaltsam.
    Aber solche Gedanken lagen Bishop Towne natürlich fern. Er dachte nur daran, was Kayleigh zu tun hatte, was sie tun musste: Geld verdienen, ihre Angestellten und ihre Familie ernähren, die unersättlichen Fans bedienen, das Plattenlabel und die Veranstalter bei Laune halten.
    Und auf diese Weise, so vermutete sie, wollte er das Andenken an Bishop Towne am Leben erhalten – sogar bei jüngeren Leuten, die ihn nie hatten singen hören und die vielleicht nicht einmal wussten, wer er war.
    Scheiß doch auf den Seelenfrieden seiner Tochter.
    Scheiß doch auf das, was ihr am wichtigsten war, nämlich ein einfaches Leben zu führen.
    Warum konnte er …?
    Hm, dachte sie. »Ein einfaches Leben«. Kein schlechter Titel für einen Song. Sie schrieb ihn sich auf und fügte gleich noch ein paar Schlagworte hinzu. Dann sah sie auf die Uhr. Alicia würde erst in einer halben Stunde hier sein. Kayleigh ging nach oben ins Schlafzimmer.
    Ihr ging eine Strophe aus dem mittlerweile berüchtigten »Your Shadow« durch den Kopf.
    You sit by the river, wondering what you got wrong,
how many chances you’ve missed all along.
Like your troubles had somehow turned you to stone
and the water was whispering, why don’t you come home?
    Du sitzt am Fluss und fragst dich, was dir entgangen ist,
wie viele Gelegenheiten du wohl schon verpasst hast.
Als hätte dein Kummer dich irgendwie versteinern lassen,
und als würde das Wasser flüstern:
Wieso kommst du nicht heim?
    Oh, was für eine Zeit war das damals gewesen … Erst sechzehn Jahre war sie alt gewesen – die Mutter fehlte ihr so sehr, ihr Baby fehlte ihr so sehr, ihr Vater, nach dem Autounfall kaum aus dem Gefängnis entlassen, drängte sie, bei einigen seiner Konzerte aufzutreten und eine eigene Karriere in Angriff zu nehmen, vor der sie sich nicht einmal sicher war, ob sie sie überhaupt wollte. Es wurde ihr alles zu viel. Sie fuhr allein nach Yosemite und ging wandern. Und auf einmal hielt sie es nicht mehr aus. Sie sah einen klaren Flusslauf und lief einfach ins Wasser. Ohne Überlegung, ohne die Absicht, sich ernstlich etwas anzutun – oder vielleicht doch. Kayleigh hatte es damals nicht gewusst, und sie wusste es bis heute nicht. Eine Minute später zog ein Wanderer sie zurück ans Ufer und brachte sie sofort ins Krankenhaus. Es hatte ihr nicht

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