Die Angebetete
gedacht …«
»O mein Gott«, flüsterte Dance. »Niemand hat je die vierte Strophe gespielt – als Ankündigung für den Mord am Abgeordneten Davis!« Ihr fiel Lincolns Kommentar ein.
Und er ist gerissen, richtig? Er hat mit Telefonen angefangen und ist dann auf andere Arten umgestiegen, das Lied zu spielen. Eine Wunschsendung im Radio womöglich …?
»Scheiße.« Madigan nickte. Er fragte Lopez, ob in der E-Mail noch mehr gestanden habe.
»Nein. Nur das.«
Madigan unterbrach die Verbindung, ohne sich zu verabschieden. Dann rief er sofort den Radiosender an, ließ sich ins Studio durchstellen, teilte Bevo mit, dass es um eine Polizeiangelegenheit gehe, und bat ihn, die E-Mail des Unbekannten an das Sheriff’s Office weiterzuleiten. Während er und Dance warteten, murmelte er: »Oh, verflucht, Sie wissen ja, dass wir immer noch nach einer Verbindung suchen – zwischen Simesky und Mary Babbage einerseits und den Morden an Bobby und Blanton sowie dem Anschlag auf Sheri Towne andererseits. Doch bislang haben wir nichts gefunden.«
Gleich darauf traf die E-Mail in seinem Postfach ein. Die Adresse des ursprünglichen Absenders war eine kryptische Mischung aus zufälligen Buchstaben und Ziffern, und der Text besagte tatsächlich nur das, was Lopez ihnen bereits angekündigt hatte. Madigan verständigte die Abteilung für Computerkriminalität und leitete die E-Mail dorthin weiter. Nach einigen Minuten erfuhren sie, dass es sich um einen anonymen und kostenlosen E-Mail-Account handelte und die Nachricht aus einem Hotel im Tower District verschickt worden war.
»Sehen wir uns mal die aktuelle Gästeliste an«, sagte Madigan.
Doch Dance runzelte die Stirn. »Die wird uns nicht weiterhelfen. Er wohnt nicht dort. Wahrscheinlich hat er von der Lobby oder auch nur vom Parkplatz aus das WLAN -Signal angezapft. Es könnte sein, dass er aus der Gegend kommt. Aber er wohnt bestimmt nicht in dem Hotel.«
»Glauben Sie, dass das Komplott gegen Davis nur ein Zufall war? Und dass es tatsächlich einen Stalker gibt?«
»Nun, wir wissen, es kann nicht Edwin sein. Er hat ein Alibi. Und es braucht sich nicht um einen Stalker zu handeln. Es könnte sonst wer sein, der versucht, Edwin die Morde an Bobby und dem Filesharer sowie den Anschlag auf Sheri Towne anzuhängen.« Sie schüttelte den Kopf. »Oder diese drei sollten uns bloß ein Muster vorgaukeln … und es kommt ihm eigentlich nur auf das nächste Opfer an.«
»Scheiße. Wie konnte uns das entgehen? … Aber wer ist das nächste Opfer? Wie lautet denn die vierte Strophe?«
Dance sagte sie auswendig auf:
You can’t keep down smiles; happiness floats.
But trouble can find us in the heart of our homes.
Life never seems to go quite right,
you can’t watch your back from morning to night.
Das Lächeln vergeht dir nicht,
es gibt auch glückliche Momente.
Doch sogar in der Geborgenheit unseres
Zuhauses können die Sorgen uns einholen.
Das Leben läuft anscheinend nie so richtig rund,
und du kannst nicht von morgens
bis abends auf der Hut sein.
Madigan seufzte. »Da soll jemand zu Hause getötet werden. Das ist wie mit der anderen Strophe über die Straße – nämlich alles andere als ergiebig.«
»Vielleicht gibt es ja einen Zusammenhang mit dem Tower District. Aber wir müssen das weiter einengen.« Dance überlegte kurz. »Wissen Sie, wir haben uns mit manchen Spuren, die Charlies Leute gesichert haben, nie näher beschäftigt – weil wir genug herausgefunden hatten, um Simeskys und Myras Plan aufzudecken.«
Madigan rief Charlie Shean im Labor der Spurensicherung an, führte ein Gespräch mit ihm und machte sich Notizen. Nachdem er aufgelegt hatte, fuhr er fort: »Shean ist mit seiner Untersuchung fertig. Er sagt, dass bisher nicht zugeordnet werden konnten das taube Gestein – dieses Abfallprodukt oder was auch immer –, außerdem der menschliche Knochenstaub und die Marlboros. Simesky und Myra – hat von denen jemand geraucht?«
»Ich habe sie jedenfalls nie dabei gesehen.«
Der Chief musterte seine Notizen. »Dann noch der Stiefelabdruck, von dem nur der vordere Teil scharf erkennbar ist. Und das Klauenöl – das Lederpflegemittel für Baseballhandschuhe. Vielleicht hat der werte verstorbene Peter Simesky ja in einer faschistischen Softball-Liga mitgespielt.«
Von A nach B nach Z …
Dance neigte den Kopf. »Das wird auch noch für andere Dinge verwendet.«
62
Kayleigh Towne war endlich wieder zurück in ihrem eigenen Haus, ihrer Zuflucht.
Wenn auch
Weitere Kostenlose Bücher