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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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erwähnt. Dance hatte sich die Informationen aus behördlichen Unterlagen besorgt, nachdem ihr die wahre Beziehung zwischen den beiden aufgegangen war.
    »Hat er irgendwas über meine Mutter und meinen Bruder gesagt?«, fragte Sally.
    »Er hat sich gut mit den beiden verstanden, nicht wahr?«
    »Ich …«
    »Was ist denn, Sally? Wären Sie etwa beunruhigt, falls Edwin größeres Interesse an Ihrer Familie gezeigt hätte?«
    Ah, die Macht des Hypothetischen.
    Größeres Interesse …
    »Was genau hat er gesagt?«, flehte sie. »Bitte!«
    »Was ist los, Sally?« Dance bemühte sich, verblüfft zu wirken.
    »Ich …« Die Tränen fingen an. »Was hat er gesagt ?« Einer der FBI -Agenten hinter ihr verlagerte seine Haltung, vielleicht weil auch ihm – genau wie Dance – auffiel, dass Sally fast schon hysterisch war. »Edwin … was hat er über meine Familie gesagt?«
    »Warum machen Sie sich Sorgen?«, fragte Dance ruhig. »Sagen Sie es mir.« Ihre Stirn legte sich in Falten.
    »Er wird ihnen was antun! Er wird nicht begreifen, dass ich gemacht habe, was er von mir wollte. Falls er sie Ihnen gegenüber erwähnt hat, bedeutet das, er will den beiden Schaden zufügen, um es mir heimzuzahlen. Bitte, Sie müssen etwas unternehmen!«
    »Moment mal.« Dance tat verwirrt. »Ich hoffe, Sie wollen mir nicht erzählen, dass Sie diejenige sind, die die Trennung wollte.«
    »Ich …«
    »O nein. Das ändert alles. Ich meine, was ich zu Edwin gesagt habe …« Sie verstummte und warf Sally einen nervösen Blick zu.
    »Bitte! Nein! Was haben Sie zu ihm gesagt? Wo ist er? Ist Edwin nach Tacoma oder Spokane unterwegs?«
    »Wir wissen nicht, wo er ist, Sally. Das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Lassen Sie mich mal nachdenken. Okay, das ist ein Problem.«
    »Lassen Sie nicht zu, dass er meiner Mama was antut!« Sie schluchzte inzwischen. »Bitte! Und mein Bruder hat zwei kleine Kinder!«
    Es lief genau so, wie Kathryn Dance es geplant hatte. Sie hatte der Frau indirekt Angst einflößen müssen, um sie zum Reden zu bringen. Daher hatte sie mittels ihrer Fragen den Eindruck erweckt, dass Edwin sich praktisch schon auf dem Weg befand, ihre Familie zu ermorden … und dann womöglich Sally selbst.
    Die Tränen flossen in Strömen. »Ich habe gemacht, was er verlangt hat. Warum will er uns wehtun?«
    »Wir können Ihnen helfen, Sally«, sagte Dance mitfühlend. »Aber wenn Sie nicht aufrichtig sind, können wir weder für Sie noch für Ihre Mutter oder Ihren Bruder etwas tun.«
    In Wahrheit hatte sie längst dafür gesorgt, dass die örtlichen Behörden sowohl die Mutter als auch den Bruder beschützten, wenngleich die beiden bisher noch nichts davon wussten.
    Sally rang nach Luft. »Bitte. Es tut mir leid. Ich habe gelogen. Er hat es mir befohlen. Er hat gesagt, falls jemand sich erkundigt, sollte ich sagen, dass er ein großartiger Kerl war und weder mich noch sonst jemanden je gestalkt hat und dass er mit mir Schluss gemacht hat, nicht umgekehrt. Es tut mir leid, aber ich hatte solche Angst. Schicken Sie die Polizei zu meiner Mutter und meinem Bruder. Er hat zwei kleine Kinder! Bitte! Ich gebe Ihnen die Adressen.«
    »Zuerst müssen Sie mir die Wahrheit sagen, Sally. Dann können wir über Polizeischutz reden. Was ist wirklich zwischen Ihnen und Edwin gelaufen?«
    »Okay«, sagte die Frau und wischte sich das Gesicht mit den Papiertaschentüchern ab, die einer der Agenten ihr reichte. »Edwin war letztes Jahr Wachmann in dem Einkaufszentrum, in dem ich arbeite. Er hat mich gesehen und, peng, war sofort total hin und weg von mir.«
    Weil sie wie Kayleigh Towne aussah.
    »Er hat sich sehr um mich bemüht. Eines führte zum anderen, und wir haben angefangen, miteinander auszugehen. Allerdings wurde er komisch. Ich durfte dies nicht tun, durfte das nicht tun. Manchmal wollte er nur dasitzen und mich ansehen. Dann starrte er einfach, oder wir lagen im Bett, und er hat mein Haar gestreichelt. Das war so gruselig! Er sagte mir, wie schön ich sei, wieder und wieder. Die Wahrheit ist, er dachte, ich würde wie diese Sängerin aussehen, die er so toll fand. Ich glaube, ich habe sie schon mal erwähnt. Kayleigh Towne.«
    Sally schnaubte verächtlich. »Die ganze Zeit musste ihre Musik laufen. Er hat ständig über sie geredet. Es hieß immer nur ›die arme Kayleigh hier, die arme Kayleigh da‹. Niemand würde sie verstehen, ihr Vater habe das Haus der Familie verkauft, das sie so mochte, ihre Mutter sei gestorben, die Fans würden sie nicht

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