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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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anständig behandeln, die Plattenfirma würde die Aufnahmen ihrer Songs verpfuschen. Das ging in einer Tour so. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Eines Abends bin ich einfach gegangen. Etwa einen Monat lang ging das halbwegs gut. Er hat mich gestalkt, ja, aber es war nicht so wild. Doch dann ist seine Mutter gestorben, und er ist ausgeflippt. Aber total.«
    Die entscheidende emotionale Belastung, die ihn um den Verstand gebracht hatte.
    »Er kam zu mir und hat geweint und sich ganz komisch aufgeführt, als wäre sein Leben vorbei. Er tat mir leid – und ich hatte Angst –, also wurden wir wieder ein Paar. Aber er wurde nur immer merkwürdiger. Er ging überhaupt nicht mehr vor die Tür, ich musste den Kontakt zu all meinen Freunden abbrechen, und er war eifersüchtig auf meine männlichen Arbeitskollegen. Er dachte, ich würde mit jedem von denen ins Bett gehen. Von wegen … Ich sollte ständig bei ihm zu Hause sein. Und dann wollte er mich entweder anstarren, vor dem Fernseher sitzen oder mit mir schlafen. Und dabei hat er dann ihre Musik gespielt. Es war schrecklich! Am Ende …« Sally überlegte. Dann zog sie den Ärmel hoch und zeigte Dance eine eindrucksvolle Narbe am Handgelenk. »Nur so konnte ich mich von ihm befreien. Aber er hat mich gefunden und in die Notaufnahme gebracht. Ich glaube, das hat ihn dazu bewegt, mich in Ruhe zu lassen.«
    »Wann war das?«
    »Letzten Dezember.«
    Die zweite emotionale Belastung, die dazu geführt hatte, dass er anfing, Kayleigh zu stalken.
    Dance traf eine Entscheidung. »Er hat sie gekidnappt, Sally.«
    »Wen, Kayleigh Towne?«, flüsterte sie. Und wirkte dabei gar nicht so schockiert.
    »Wir werden Sie und Ihre Familie beschützen, Sally, das verspreche ich Ihnen. Und wir werden ihn erwischen und für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen – er hat nämlich auch mehrere Morde begangen.«
    »O nein. Mein Gott, nein.«
    »Aber das können wir nur, wenn Sie uns helfen. Haben Sie irgendeine Idee, wo er sein könnte?«
    Sally war erneut hin- und hergerissen.
    Sie weiß etwas. Komm schon, dachte Dance. Komm schon!
    »Ich …«
    »Wir werden Ihre Familie unter Polizeischutz stellen, Sally. Aber Sie müssen uns dafür entgegenkommen.«
    »Na ja, er sagte, er hätte so eine Art religiöse Erfahrung gehabt, als er Kayleigh zum ersten Mal singen sah. Bei einem Open-Air-Konzert. Vor zwei Jahren, glaube ich. Er sagte, wenn er sich irgendeinen Ort zum Leben aussuchen könnte, dann den dort. In einer Hütte im Wald, irgendwo da in der Nähe.«
    »Wo?«, fragte Dance.
    »Bei einer Stadt in Kalifornien, an der Küste. Monterey. Ich weiß nicht genau, wo das liegt.«
    Dance blickte vom Bildschirm auf und zu Madigan. Dann wieder zu dem tränennassen Gesicht ihrer Gesprächspartnerin. »Schon in Ordnung, Sally. Ich weiß es.«

73
    Edwin Sharp sang während der Fahrt laut vor sich hin. Er traf sogar halbwegs die Töne.
    She gets gallons to the mile, not the other way round,
and the tailpipe, it really makes a pretty nasty sound.
The heater hardly works at all and forget about the air.
Duct tape’s been involved in most of her repairs.
But she’s big and fast and solid and I know I can depend
on her to always be there … unlike a lot of men.

She’s my red Cadillac … my red Cadillac.
She gets me where I’m going, and she always gets me back.
I love her like a sister, she’s my red Cadillac.
    Sie schafft Liter pro Kilometer, nicht umgekehrt,
und der Auspuff klingt wirklich ziemlich ungesund.
Die Heizung funktioniert kaum und
die Klimaanlage überhaupt nicht.
Vieles an ihr ist mit Klebeband geflickt.
Aber sie ist groß und schnell und robust und ich weiß,
ich kann mich immer auf sie verlassen …
im Gegensatz zu den meisten Männern.

Sie ist mein roter Cadillac … mein roter Cadillac.
Sie bringt mich an mein Ziel und stets auch wieder zurück.
Ich liebe sie wie eine Schwester, sie ist mein roter Cadillac.
    »Wir mussten uns von ihm verabschieden«, rief er nach hinten in den Van. »Von meinem roten Buick. Tut mir leid.«
    Kayleigh konzentrierte sich darauf, nicht zu weinen. Es ging hier ums Überleben, nicht um ihre Gefühle. Ihre Nase war nämlich schon bedenklich verstopft, und sie war sich sicher, dass sie ersticken würde, falls sie in Tränen ausbrach. Das Klebeband auf ihrem Mund saß bombenfest. Ihre Augen waren nicht verbunden, aber sie lag weit hinten auf dem Boden des fensterlosen Laderaums. Edwin hatte ihr die Stiefel ausgezogen und gierig an dem Leder

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