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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und so, dachte ich mir. Wir würden gemeinsam verreisen, aber nicht zusammen zusammen, wenn du verstehst, was ich sagen will.«
    »Eine Woche?« Jetzt stammelte Dance ebenfalls.
    Er musste denken: Aber das habe ich doch gerade gesagt, oder etwa nicht?
    O Gott – der Umzug war nur vorübergehend. Ihre Mutter hatte nur einen Teil der Informationen mitbekommen.
    Er spürte ihr Zögern. Und sagte stoisch: »Kein Problem. Wenn das zu lange ist, kannst du mit den Kindern eventuell per Flugzeug anreisen, und wir verbringen ein paar Tage zusammen. Ich meine … du kannst natürlich auch gern allein kommen, aber ich dachte mir … keine Ahnung …, das wäre doch vielleicht ein schöner Familienurlaub.«
    Dance entging nicht, dass er das letzte Wort mit einem kurzen Zögern aussprach. Ein wenig fragend und hoffnungsvoll.
    »Ich … he.« Er stolperte zurück, denn sie schlang die Arme um ihn, sowohl euphorisch als auch zutiefst beschämt wegen ihrer Unterstellung, die auf dem Schlimmsten basiert hatte, das einem Ermittlungsbeamten unterlaufen konnte: voreiligen Schlüssen aufgrund unzureichender Informationen.
    Sie küsste ihn leidenschaftlich. »Ja, ja, ja! Wir kriegen das schon irgendwie hin. Ich möchte jedenfalls sehr gern.« Dann runzelte sie die Stirn. »Aber tust du mir einen Gefallen?«
    »Klar, na sicher.«
    »Können du und ich benachbarte Zimmer bekommen?«, flüsterte sie. »Die Kinder gehen manchmal früh zu Bett.«
    »Das lässt sich einrichten.«
    Sie küsste ihn noch mal.
    In diesem Moment summte ihr Telefon. Diesmal hatte O’Neil eine SMS geschickt.
    Hab die Scheidungspapiere unterzeichnet. Viel Spaß bei dem Konzert. Bis bald … hoffentlich.
    Oje, dachte sie.
    Ach, du meine Güte.
    Noch ein Summen. Sie sah auf das Display.
    XO, Michael.
    Sie steckte das Telefon ein und nahm Bolings Hand.
    »Gibt’s ein Problem?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie. »Alles ist bestens.«
    Dann näherte sich die massige Gestalt von Bishop Towne. Er blieb stehen, ignorierte Boling und raunte Dance zu: »Ich schätze, das war’s wohl.« Er atmete tief durch. »In Augenblicken wie diesen hätte ich wirklich gern einen Drink … Na ja, dann wollen wir all diesen Leuten mal so richtig den Abend vermiesen.«
    Er trat hinaus auf die Bühne.
    Es brandete natürlich ein donnernder Applaus auf, dazu viele Rufe; dies war Mr. Country persönlich, der sie begrüßte und seine sogar noch begabtere Tochter ankündigen wollte.
    Er winkte.
    Infernalischer Lärm.
    Dance und Boling begaben sich an die Seite der Bühne, um besser sehen zu können. Als ein Spotlight sich auf Towne richtete, wirkte er auf einmal klein, alt und gebeugt. Er kniff die Augen zusammen, zögerte und ging zu einem der Mikrofone.
    Sein Blick schweifte über die Menge. Er schien überrascht zu sein, dass so viele Leute gekommen waren, wenngleich Dance vermutete, dass der erfahrene Geschäftsmann die Zahl der verkauften Karten und die Höhe der Einnahmen längst kannte.
    »Einen guten Abend euch allen«, krächzte er. »Ich …« Seine Stimme stockte, und er fing noch mal an. »Ich freue mich sehr, dass ihr heute gekommen seid.« Dance war aufgefallen, dass Bishop im normalen Gespräch keinen Südstaatenakzent hatte. Nun klang er so, als würde er aus den südlichen Appalachen stammen.
    Wieder Pfiffe und Rufe und Beifall.
    »Äh … ich möchte gern etwas bekannt geben.«
    Die Menge wurde schlagartig ruhig. Offenbar stimmte hier etwas nicht, womöglich wegen Kayleighs Entführung am heutigen Tag und der anderen Ereignisse der vergangenen Woche.
    Allgemeine Bestürzung machte sich breit.
    »Noch mal, wir danken euch für euer Kommen und wissen zu schätzen, wie sehr ihr Kayleigh und die Band und ihre Familie in dieser schwierigen Zeit unterstützt.«
    Er räusperte sich ein weiteres Mal.
    Als er sagte: »Ich muss euch mitteilen …«, setzte der Applaus wieder ein und wurde lauter und lauter, wuchs immer mehr an wie eine Naturgewalt. Innerhalb von zwei oder drei Sekunden stand das gesamte Publikum auf den Beinen, johlte, klatschte, pfiff.
    Bishop war verwirrt. Was hatte das zu bedeuten?
    Auch Dance konnte es sich nicht erklären, bis sie zum linken Teil der Bühne blickte und Kayleigh Towne vortreten sah, die eine Gitarre hielt und in die Menge winkte.
    Sie blieb stehen und warf den Leuten eine Kusshand zu.
    Frenetischer Jubel hallte durch den Konzertsaal, Leuchtstäbe wurden hin- und hergeschwenkt, die Blitze der eigentlich verbotenen Kameras zuckten wie Sonnenstrahlen

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