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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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einfach nur Angst hatten, ihre Familien beschützen wollten oder andere gute Gründe besaßen. Tabatha ließ keine solche Reaktion erkennen. Sie runzelte nur nachdenklich die Stirn, wahrscheinlich weil sie das Risiko für ihre Kinder abwog.
    Dance hatte sie fast so weit.
    »Wir werden dafür sorgen, dass Ihnen nichts passiert. Aber dies ist eine ziemlich ernste Angelegenheit.«
    Mit leiser Stimme, von Frau zu Frau, Erwachsener zu Erwachsener.
    »Sie haben gut reden. Das sagt sich so leicht.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    Von Mutter zu Mutter.
    Überaus lange zehn Sekunden verstrichen. »Da war jemand im Wohnwagen. Heute Vormittag.«
    »Können Sie die Person beschreiben?«
    »Ich konnte kein Gesicht erkennen. Wegen des Winkels, Sie wissen schon. Bloß den Körper, Brust und Schultern, durch das Fenster. Wie eine – wie sagt man? – Silhouette. Nicht mal die Kleidung. Das war alles. Ich schwöre.«
    Der letzte Satz deutet zwar häufig auf eine Täuschung hin, kann aber auch nur zur Bekräftigung dienen. Dance glaubte der Frau. »Durch welches der Fenster?«
    »Das da drüben, auf der Vorderseite.« Sie zeigte darauf. Es war etwa sechzig Zentimeter hoch und neunzig breit.
    »Sie waren draußen eine rauchen und haben diese Person gesehen?«
    »Ich würde gern aufhören. Das werde ich auch. Ich mache mir nur Sorgen wegen der Gewichtszunahme, Sie wissen schon. Das passiert nämlich immer, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Ich versuch’s. Aber noch mehr Pfunde möchte ich eigentlich vermeiden. Tony senior macht deswegen schon Bemerkungen. Ausgerechnet er. Mr. Budweiser.«
    »Wann heute Vormittag war das?«
    »Um elf, halb zwölf.«
    »Haben Sie ein Auto gesehen? Oder wann die Person gegangen ist?«
    »Nein.«
    Dann bemerkte sie erschrocken, dass Madigan es aufgegeben hatte, sie hasserfüllt zu beobachten, und auf die Vordertür von Bobbys Wohnwagen zuging.
    »Danke, Tabatha. Gehen Sie jetzt zu Ihren Kindern.«
    »Muss ich vor Gericht aussagen?«
    Dance lief los und rief ihr über die Schulter zu: »Wir passen auf Sie auf, versprochen!« Dann brüllte sie: »Detective! Stopp!«

12
    P. K. Madigan hatte die Hand schon nach dem Türknauf ausgestreckt.
    Sein Blick richtete sich auf Dance, und sie sah, wie sein Gesicht sich zu seiner missmutigen Standardmiene verzog.
    Doch er schien auch sofort zu begreifen, dass sie einen guten Grund dafür hatte, ihn am Eintreten zu hindern.
    Womöglich weil dort Gefahr drohte. Seine Hand legte sich auf den Griff des Revolvers.
    Er wich zurück. Dennis Harutyun tat es ihm gleich.
    Dance kam über die Straße zu ihnen gerannt.
    »Ist jemand da drinnen?«, fragte der Chief Detective mit schneidender Stimme.
    Dance rang nach Luft. »Vermutlich nicht, aber ich weiß es nicht mit Sicherheit. Folgendes: Der Täter – oder sonst jemand – war heute Vormittag hier. Um elf, halb zwölf. Sie werden den Schauplatz nicht verunreinigen wollen.«
    » Hier , im Wohnwagen?«
    »Ich glaube, wir sollten davon ausgehen, dass es der Killer war.«
    »Ist sie sich da sicher? Was den Zeitpunkt angeht?« Er nickte in Richtung von Tabathas Wohnwagen.
    »Wohl ja. Der Fernseher ist an und dürfte schon den ganzen Tag gelaufen sein. Ihr Mann ist viel unterwegs, und das Gerät leistet ihr Gesellschaft. Ich schätze, dass sie anhand der Sendung, die jeweils läuft, ziemlich genau die Zeit abschätzen kann.«
    »Wen hat sie gesehen? Kann sie die Person beschreiben?«
    »Nein. Und ich glaube ihr. Sie hat weder ein Gesicht gesehen noch ein Fahrzeug.«
    Ein tiefes Seufzen. »Verständigen Sie die Spurensicherung«, wies er Harutyun an. »Und riegeln Sie hier alles mit Absperrband ab. So viel wie möglich. Den ganzen Wohnwagen.«
    Der sorgfältige Deputy tätigte einen Anruf.
    Madigan und Dance entfernten sich von der Tür und blieben auf dem bröckelnden Gehweg stehen.
    »Was hat Edwin oder wer auch immer hier gewollt? Hinterher.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht war es ein Freund oder jemand aus der Crew.«
    »Ein Freund kann sein. Mit der Crew habe ich geredet. Die hätten einen Besuch hier entweder erwähnt oder sich verdächtig verhalten. Aber das hat keiner von ihnen.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Madigan starrte die Tür an, er wollte hinein. Ungeduldig wippte er vor und zurück. Dann fragte er sie plötzlich: »Gehen Sie gern angeln?«
    »Nein.«
    »Hm.« Er betrachtete das trockene, gelblich verfärbte Gras. »Gehen Sie gar nicht angeln? Oder nur nicht gern?«
    »Beides. Aber ein Freund von

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