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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Befürchtung nun doch ernst nahm.
    »Your Shadow« hat vier Strophen, dachte Dance. Bedeutete das vier Opfer? Und eventuell war dieser Song nicht die einzige Mordvorlage; Kayleigh hatte zahlreiche Lieder geschrieben.
    »Ich habe die Nummern und ESN s.«
    Um ein Mobiltelefon aufspüren zu können, benötigte man sowohl die Rufnummer als auch die elektronische Seriennummer des Geräts.
    »Wir sollten sie abschalten lassen«, sagte Madigan. »Damit Edwin gezwungen ist, sich hier ein neues zu kaufen. Das ließe sich leichter überwachen.«
    Wir wissen nicht, ob Edwin der Täter ist, dachte Dance, sagte aber nichts.
    »Ist gut.« Detective Stanning trug drei Knöpfe in einem Ohr und eine einzeln baumelnde Spirale im anderen. Außerdem einen Punkt in ihrer Nase, der in ihrer Freizeit vielleicht durch eine kleine Kugel ersetzt wurde.
    »Ich würde nichts dergleichen unternehmen«, wandte Dance ein. »Er soll glauben, wir wüssten nicht, was er vorhat. Stattdessen sollten wir die drei Nummern zur automatischen Lokalisierung markieren lassen. Falls der Täter erneut anruft, können wir eine Dreieckspeilung vornehmen.«
    Madigan überlegte und sah dann Crystal Stanning an. »Sorgen Sie dafür.«
    »Wen soll ich …?«
    »Verständigen Sie Redman in der Technik. Er kann alles Notwendige veranlassen.«
    Gegenüber rührte sich was. Dort stand ein etwas bescheidenerer Wohnwagen im kümmerlichen Gras. Eine dicke Frau war hinaus auf die kleine Betonveranda getreten und rauchte eine Zigarette. Sonnenverbrannte Schultern, Sommersprossen. Sie trug ein enges, weißes, trägerloses Sommerkleid mit violetten und roten Flecken auf Kleinkindhöhe. Und sie musterte alle Anwesenden argwöhnisch.
    Madigan wies Stanning an, gemeinsam mit Harutyun weiter die Nachbarn zu befragen, ging zum Bordstein, ließ zwei Pick-ups passieren und überquerte die Straße. Dance folgte ihm zu der korpulenten Frau.
    Der Detective warf ihr einen Blick über die Schulter zu, aber sie ließ sich nicht beirren.
    Die Nachbarin kam ihnen verunsichert ein Stück entgegen. Sie trafen sich auf halbem Weg zwischen Briefkasten und Wohnwagen. »Ich hab’s in den Nachrichten gehört«, sagte die Frau mit krächzender Stimme. »Das mit Bobby, meine ich. Ich kann’s gar nicht glauben.« Dann wiederholte sie hastig: »Es kam in den Nachrichten. Daher weiß ich davon.« Sie nahm einen Zug.
    Die Unschuldigen verhalten sich meistens genauso schuldig wie die Schuldigen.
    »Ja, Ma’am. Ich bin Deputy Madigan, das ist Officer Dancer.«
    Sie korrigierte ihn nicht.
    »Und Ihr Name?«
    »Tabby Nysmith. Tabatha. Bobby hat nie irgendwelchen Ärger gemacht. Keine Drogen oder Besäufnisse. Die Musik war sein Ein und Alles. Nur einmal gab es Beschwerden wegen einer zu lauten Party. Ich kann gar nicht glauben, dass er tot ist. Was ist denn passiert? In den Nachrichten wurde nichts Genaues erwähnt.«
    »Wir sind uns nicht sicher, was passiert ist, Ma’am. Noch nicht.«
    »Waren es Gangs?«
    »Wie gesagt, wir sind uns nicht sicher.«
    »Ein so netter Kerl, wirklich. Er hat Tony, meinem Ältesten, all seine tollen Gitarren gezeigt. Auf einer davon hat vor Jahren mal Mick Jagger gespielt. Schon Bobbys Vater hatte mit den Stones und den Beatles gearbeitet. Jedenfalls hat Bobby das so erzählt. Nachprüfen konnten wir das nicht, wie denn auch? Aber Tony war begeistert.«
    »Haben Sie hier in letzter Zeit jemanden gesehen, den Sie bis dahin nicht kannten?«
    »Nein, Sir.«
    »Hat er sich mit jemandem gestritten? Sind Ihnen laute Stimmen aufgefallen, oder deutete irgendwas auf Drogen hin?«
    »Nein. Hier war niemand, weder gestern Abend noch heute Vormittag. Ich habe überhaupt nichts gesehen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Jawohl, Sir.« Sie drückte ihre Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an. Die vielen Stummel vor der Tür verrieten Dance, dass die Frau wenigstens den Anstand besaß, zum Rauchen nach draußen zu gehen – um die Kinder zu schützen.
    »Ich kann von seinem Grundstück ja auch kaum was erkennen«, fuhr Tabatha fort und deutete auf die vorderen Fenster ihres Wohnwagens, vor denen Sträucher wuchsen. »Tony senior hätte die schon längst mal beschneiden sollen, aber er kommt irgendwie nie dazu.«
    Ein Blick zu Dance, ein Lächeln.
    Männer …
    »Könnte Ihr Ehemann etwas bemerkt haben?«
    »Der ist unterwegs. Fernfahrer. Schon seit drei Tagen. Nein, vier.«
    »Also gut, Ma’am. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Gern, Officer. Gibt es denn eine

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