Die Angebetete
bin hier mit Agent Dance. Sie … würde gern kurz mit Ihnen sprechen. Falls möglich.«
Madigans ungläubiger Blick wanderte nun ebenfalls in Richtung des Spiegels, doch dann riss er sich zusammen.
»Jetzt gleich?«
»Ja, Sir. Es scheint wichtig zu sein.«
»Ich frage mich, wie sie dahin gekommen ist.«
Wusste der Stalker, worum es ging? Dance konnte es nicht sagen, aber er schaute immer noch in den Spiegel.
»Ich habe zu tun.«
Dance schnappte sich den Hörer. »Detective, lassen Sie ihn gehen. Nehmen Sie ihn nicht fest.«
Madigan ließ den Hörer nach einem Moment auf die Gabel fallen. »Edwin, trinken Sie doch einen Schluck.«
»Ich möchte jetzt gehen«, wiederholte er, ganz die Ruhe selbst.
Madigan ignorierte ihn und ging hinaus. Es schien mehrere Sekunden zu dauern, bis die Tür des Beobachtungszimmers aufflog und er auf Dance zustürmte.
»Was, zum Teufel, bilden Sie sich ein?«
»Sie müssen ihn gehen lassen. Sofern es keinen hinreichenden Tatverdacht gibt.«
»Das hier ist mein Fall, nicht Ihrer.«
Sie wusste, dass sie ihn vor seinen Leuten in Verlegenheit gebracht hatte. Aber ihr blieb nichts anderes übrig. »Sie müssen ihn gehen lassen.«
»Nur weil Sie entdeckt haben, dass jemand diesen Scheinwerfer auf Bobby Prescott geworfen hat, heißt das nicht, dass ich weitere Ihrer Ansichten wünsche oder benötige.«
Aha, dachte sie. Dennis Harutyun hatte im Kongresszentrum also doch nicht den Ruhm für sich einstreichen wollen.
»Er muss auf freien Fuß gesetzt werden.«
»Stehen Sie jetzt etwa auf seiner Seite?«, fragte Madigan eisig.
Dance registrierte, dass sie ziemlich wütend war. »Es geht nicht um irgendwelche Seiten. Es geht um stichhaltige Beweise. Edwin mag durchaus derjenige sein, der Bobby getötet hat. Aber falls er vor Gericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, kann er für diese Tat kein zweites Mal angeklagt werden und ist mit einem Mord davongekommen.«
»Ich bin Sheriff Gonzalez Rechenschaft schuldig, nicht Ihnen.«
»Lassen Sie ihn gehen, und überwachen Sie ihn. Nur so können Sie einen Fall gegen ihn aufbauen.«
»Und was ist, wenn er dem Deputy entwischt und beschließt, es sei an der Zeit, nun Kayleigh zu töten? Wie bei Rebecca Schaeffer?«
Die Schauspielerin, die vor einigen Jahren in Los Angeles ermordet worden war. Ihr tragischer Tod durch die Hand eines Stalkers hatte dazu geführt, dass in Kalifornien das erste Anti-Stalking-Gesetz der USA verabschiedet wurde.
»Nun, Sie haben sie ja gerade gesehen, seine – wie nennen Sie das? – Kinesik. Das ist doch Ihr Fachgebiet, wie Sie mir gar nicht schnell genug unter die Nase reiben konnten. Hat er gelogen, als er sagte, man wolle ihm was anhängen? Zu dem Zeitpunkt haben Sie doch schon unbefugt hier gesessen, oder?«
»Unter den gegebenen Umständen konnte ich das nicht erkennen. Ich hatte keine Zeit.«
»Ah.«
»Er wollte gehen, und Sie haben ihn nicht gelassen. Das ist ein Problem.«
Madigan schaute zu Edwin im Nebenraum. Der junge Mann hatte einen Stift und einen Notizblock gezückt und schrieb sich etwas auf. Sogar ziemlich viel.
»Festnehmen«, wies Madigan nun Harutyun an. »Legen Sie ihm Handschellen an, und schaffen Sie ihn ins Gefängnis. Vorläufig nur wegen des Einbruchs in Bobbys Wohnwagen. Ich weiß, dass die Beweise dafür reichen.« Er wandte sich an Dance. »Crystal wird Sie zu Ihrem Wagen fahren, und Sie sollten lieber sofort von hier verschwinden. Sie haben diesen Raum widerrechtlich betreten, und wie Sie sich sicherlich denken können, bin ich im Augenblick genau in der richtigen Stimmung, um Leute in den Knast zu stecken.«
16
Nach fünfzehn Minuten schweigender Fahrt ergriff Crystal Stanning endlich das Wort. »Ich habe Sie nicht absichtlich zugeparkt«, sagte sie zu Kathryn Dance. »Ich habe einfach nur meinen Wagen abgestellt.«
»Das weiß ich.«
Sie saßen in Stannings Privatfahrzeug, einem sonnengebleichten Toyota, und bogen soeben in die Auffahrt von Bobbys Wohnwagen ein. Als die junge Beamtin anhielt, quietschten die Bremsen. Einer der Gurte musste ebenfalls bald mal ausgetauscht werden. Das blasse spärliche Gras sah staubiger und stacheliger aus als zuvor. Die Hitze ließ die Luft über dem Pathfinder flimmern, als wäre sie aus fließendem Wasser.
Stanning nahm einen anderen Wagenschlüssel aus ihrer Handtasche. »In dem Nissan wird es sehr heiß sein«, sagte sie. »Seien Sie vorsichtig mit dem Lenkrad. Es haben sich schon Leute daran die Finger verbrannt.« Sie
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