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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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stiegen aus.
    »Ich passe auf.«
    »Und dabei ist schon September. Ich weiß ja nicht viel über schmelzende Gletscher, aber als ich noch ein Kind war, wurde es nicht so heiß wie heutzutage.«
    »Wem sagen Sie das?«
    »Im Drogeriemarkt gibt es diese Sonnenblenden für die Windschutzscheibe zu kaufen. Die funktionieren ganz gut. Obwohl Sie ja nicht mehr lange hierbleiben dürften, schätze ich.«
    Dance fragte sich, ob Madigan seine Untergebene wohl gebeten hatte, eine solche Bemerkung fallen zu lassen und ihre Reaktion abzuwarten.
    Sie sagte lediglich: »Danke.«
    »Nur unter uns?«
    »Sicher.«
    »Kayleigh Towne ist hier bei uns eine große Nummer. Fresno zählt nicht unbedingt zu den glanzvollsten Städten der Welt. Bei Umfragen über Orte mit hoher Lebensqualität landen wir immer sehr weit unten auf der Liste, und Kayleigh hat uns berühmt gemacht. Ich weiß auch nicht, aber vielleicht glaubt der Chief, dass Sie nur hier sind, um sich zu profilieren – sich selbst und das CBI , meine ich. Und um uns die Ermittlungen aus der Hand zu nehmen. Falls das geschieht, verliert das Sheriff’s Office bares Geld. Womöglich sogar eine ganze Menge.«
    »Geld?«
    »Ja. Sollten wir den Fall nicht selbst lösen, wird uns das bei den nächsten Etatverhandlungen ganz gewiss zum Vorwurf gemacht. Wissen Sie, der Chief setzt sich wirklich für uns ein. Als mal ein Mädchen entführt und ermordet wurde, war er überzeugt, wir hätten sie rechtzeitig finden können, wenn unsere Spurensicherung in der Lage gewesen wäre, eine bestimmte Bodenprobe vom Tatort zu analysieren. Er macht sich deswegen immer noch Vorwürfe. Und er kämpft für uns um jeden Penny.«
    »Ich verstehe.«
    »Seine Maschine für Bodenproben hat er jedenfalls bekommen, was auch immer sie genau macht. Ich glaube zwar, sie kommt nicht allzu häufig zum Einsatz, aber wir haben jetzt eine.«
    Dann fuhr sie ohne ein weiteres Wort mit dem Streifenwagen davon.
    Dance ging zu ihrem Nissan.
    Was mache ich nun? Den Fall übernehmen? Das würde bedeuten, mit einem vollkommen unkooperativen Team aus ortsansässigen Kollegen zusammenzuarbeiten. Und selbst wenn es zu einer gemeinsamen Arbeit vor Ort käme – ihr Chef oder Sacramento würden es vermutlich ohnehin nicht gestatten. Was auch immer Madigan glauben mochte, das CBI war die unpolitischste Strafverfolgungsbehörde, die sie je kennengelernt hatte. Sogar wenn der Verdächtige es auf eine noch viel größere Berühmtheit abgesehen hätte, zählte ein Fall von Stalking einfach nicht zu den Straftaten, bei denen das CBI tätig wurde. Andererseits war Kayleigh eine gute Freundin, und es befanden sich noch weitere Leute in Gefahr, davon war Kathryn überzeugt. Zudem hatte Madigan gegen Edwin Sharp den Kürzeren gezogen.
    Dieses seltsame Lächeln, die Berechnung, das ruhige Auftreten, die Nachforschungen. Der Mann war auf Abwehr und Angriff zugleich vorbereitet.
    Und was lag hinter diesem Lächeln? Was ging in seinem Herzen vor, was in seinem Kopf? Im Gegensatz zu allen anderen Verdächtigen, denen sie bislang begegnet war, blieb Edwin Sharp bis zu einem gewissen Grad ein Rätsel für sie. Sie wurde einfach nicht aus ihm schlau.
    Dance stieg in den Pathfinder ein.
    Und sofort wieder aus. Im Innenraum war es mindestens fünfundfünfzig Grad heiß. Sie beugte sich hinein, ließ den Motor an und die Fenster hinunter. Dann drehte sie das Gebläse auf die höchste Stufe.
    Während sie darauf wartete, dass im Wagen eine erträgliche Temperatur herrschen würde, ging sie näher an Bobby Prescotts Wohnwagen und das gelbe Absperrband heran. Sie musste wieder an die erstaunliche musikgeschichtliche Sammlung denken.
    Sträucher und Gras wogten im Wind, der vereinzelte kleine Staubteufel aufwirbeln und wieder verschwinden ließ. Dance wurde klar, dass außer ihr niemand mehr hier war – nur noch der junge Deputy asiatischer Abstammung, der in seinem Streifenwagen am Straßenrand saß, von wo aus er sowohl Bobbys als auch Tabathas Wohnwagen im Blick behalten konnte.
    Trotz der drückenden Hitze erschauderte Dance plötzlich ein weiteres Mal. Ihr war gerade bewusst geworden, was die Verhaftung von Edwin Sharp außerdem bedeutete: Falls jemand anders der Täter war und »Your Shadow« als Vorlage benutzte, konnte er nun ungehindert seinen nächsten Mord begehen, denn die Polizei suchte nicht nach ihm.
    Der Pathfinder war endlich weit genug abgekühlt. Sie setzte sich ans Steuer und fuhr los. Hinter ihr flatterte fröhlich das gelbe

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