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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schwarze Hemd. Sein Bauch hing ihm über den breiten Gürtel, sodass die beeindruckende Silberschnalle nur teilweise zu sehen war.
    »War er immer noch da, auf der anderen Straßenseite?«, fragte Kayleigh und schaute aus dem Fenster. Darthur Morgan saß wachsam wie immer am Steuer des SUV , der abfahrbereit mit dem Heck zum Haus stand.
    »Wer?«, knurrte Bishop.
    »Edwin.« Wer denn sonst?
    »Mir ist niemand aufgefallen«, sagte er. Sheri schüttelte den Kopf.
    Edwin war das Erste gewesen, was Kayleigh heute Morgen beim Blick aus ihrem Schlafzimmer im Obergeschoss gesehen hatte. Nun ja, genau genommen seinen Wagen , diesen großen roten Wagen. Das beklemmende Gefühl blieb das gleiche.
    Ihr Grundstück lag an der Strecke zum Yosemite-Nationalpark, genau da, wo die Landschaft allmählich interessant wurde. Jenseits der zweispurigen Straße gab es ein öffentliches Erholungsgebiet mit Arboretum, wogenden Hügeln, Laufwegen, Hainen und Gärten. Der Parkplatz war rund um die Uhr geöffnet und wie geschaffen für einen kranken Stalker.
    »Vorhin war er jedenfalls noch da«, sagte sie. »Hat einfach dagesessen und das Haus angestarrt.« Zitternd schloss sie kurz die Augen.
    »Oje«, sagte Sheri.
    »Tja, jetzt ist niemand mehr da«, wiederholte Bishop geistesabwesend und musterte den Stapel Papiertaschentücher auf dem Couchtisch, daneben ein Glas Eistee und das Mobiltelefon, mit dem Kayleigh Freunde und Angehörige über Bobbys Tod in Kenntnis gesetzt hatte.
    »He, tut mir leid wegen Bobby, KT . Ich weiß, du …«
    »Wie schrecklich, Liebes«, sagte Sheri. »Ich fühle mit dir. Mit allen.«
    Kayleigh ging in die Küche und holte ein Glas Milch für ihren Vater sowie Eistee für Sheri und sich selbst.
    »Danke, Liebes«, sagte die Frau vorsichtig.
    Ihr Vater hob sein Glas, als würde er ihr mit der Milch zuprosten.
    »Daddy.« Sie wich seinem Blick aus. »Ich überlege, ob ich absagen soll.« Es fiel ihr leichter, in die Richtung der Stelle zu starren, von der aus ein mörderischer Stalker sie ausspioniert hatte, als Bishop Towne in die Augen zu sehen.
    »Das Konzert?«, grunzte der massige Mann. Die raue Stimme hatte natürlich nichts mit seinen Gefühlen zu tun. So redete er nun mal. Nicht mit fröhlichem Unterton, niemals flüsternd, sondern einfach mit einem heiseren Krächzen. Das war nicht immer so gewesen; seine Stimme war durch seinen Lebenswandel in Mitleidenschaft gezogen worden, genau wie seine Gelenke und seine Leber.
    »Ich denke darüber nach.«
    »Sicher. Klar. Versteh schon.«
    Sheri versuchte, den unangenehmen Moment zu überbrücken. »Falls ich irgendwas für dich tun kann … Ich bringe dir was zu essen vorbei. Sag mir, worauf du Appetit hättest. Ich koche dir was ganz Besonderes.«
    Essen und Tod haben schon immer in Verbindung gestanden, dachte Kayleigh nun. Alles, um abzulenken.
    »Ich überlege mir was. Danke, Sheri.«
    Die Anrede »Mom« war natürlich nie in Betracht gekommen. Kayleigh hasste ihre Stiefmutter nicht. Wenn du mit einem Mann wie Bishop Towne verheiratet warst, musstest du entweder eine Frau aus Stahl sein, so wie Margaret, Kayleighs Mutter, die ihm die Stirn geboten und dabei bisweilen sogar gesiegt hatte, oder du begnügtest dich mit dem Rest von Prestige und dem unbestreitbaren Charisma und fügtest dich in dein Schicksal. So wie Sheri.
    Kayleigh konnte es ihr nicht verübeln. Und ihrem Vater auch nicht. Margaret war seine erste Wahl gewesen, und trotz all seiner Seitensprünge wären sie auch heute noch zusammen, hätte das Schicksal ihnen keinen Strich durch die Rechnung gemacht. Es gab ohnehin niemanden, der Margarets Platz hätte einnehmen können, also warum es überhaupt versuchen? Andererseits schien es undenkbar, dass Bishop Towne ohne eine Frau in seinem Leben zurechtgekommen wäre.
    »Weiß Barry Bescheid?«, knurrte er.
    Sie wies auf das Telefon. »Er war der Erste, den ich angerufen habe. Er ist bei Neil in Carmel.«
    Der hochgewachsene, stets unruhige Barry Zeigler, ihr Produzent, steckte voller unruhiger Energie. Im Studio war er genial. Er hatte einige der größten Hits der Neunziger produziert, als Country das Adjektiv »crossover« verpasst bekam und anfing, seinen Wurzeln in Nashville und Dallas und Bakersfield zu entwachsen und sich ins normale Fernsehprogramm und nach Übersee auszubreiten.
    Falls jemand den Sound von Kayleigh Towne maßgeblich geprägt hatte, dann Barry Zeigler. Und dieser Sound hatte einen gewaltigen Erfolg für sie bedeutet.
    Zeigler und

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