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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wir auf eine Menge interessanter Dinge gestoßen, zum Beispiel auf dieselbe Sorte Latexhandschuhe, die bei dem Mord benutzt wurde. Und Partikelspuren.«
    »Ich verstehe«, sagte Edwin ruhig. »Mein Haus, hm? Haben Sie sich vorher einen Durchsuchungsbeschluss besorgt?«
    »Den brauchten wir nicht. Mein Deputy hat einige offen sichtbare Dinge bemerkt.«
    »Sogar vom Gehweg aus?«, fragte der Stalker. »Es dürfte schwierig sein, etwas im Innern des Hauses zu erkennen, solange man nicht das Grundstück betritt. Deshalb glaube ich, dass diese Durchsuchung widerrechtlich erfolgt ist, und verlange die Rückgabe meines Eigentums.«
    »Hatte er einen Durchsuchungsbeschluss?«, wandte Dance sich an Harutyun.
    »Nein, nachdem wir festgestellt hatten, dass Sachen aus Bobbys Besitz fehlen, hat der Chief einen Deputy hingeschickt – Miguel Lopez. Er konnte Gegenstände aus dem Wohnwagen durch Edwins Fenster erkennen, offen sichtbar … Was ist denn?«
    Dance erwiderte nichts.
    Im Verhörzimmer sagte Edwin gerade: »Tja, ich bin aber nicht in Bobbys Wohnwagen gewesen, also …«
    »Ach, woher wussten Sie denn, dass es ein Wohnwagen ist?«, unterbrach Madigan ihn triumphierend.
    »Stimmt, Sie haben es eben ein ›Haus‹ genannt. Das kam mir gleich merkwürdig vor. Kayleigh hat nämlich vor zwei Jahren ein Lied darüber geschrieben, ›Bobby’s Double-Wide – Bobbys riesiger Wohnwagen‹, und daher weiß ich, wie er gewohnt hat. In dem Song geht es um die Geschichte der Countrymusic. Ein bisschen wie in Don McLeans ›American Pie‹. Ich bin erstaunt, dass Sie das Lied nicht kennen. Wo Sie doch so begeistert von Kayleigh sind, meine ich.«
    Madigans Lächeln verschwand. »Gestehen Sie einfach, Edwin. Sie wollen es, das weiß ich.«
    Eine Lehrbuchzeile der Blunt-Force-Verhörtechnik. Dies ist der Moment, in dem der Verdächtige eventuell in Tränen ausbricht und dann tatsächlich ein Geständnis ablegt.
    Doch Edwin fragte einfach: »Kann ich jetzt bitte meine Sachen mitnehmen? Wo sind sie? Bei der Spurensicherung? Das ist in dem Gebäude südlich von hier, richtig?«
    Der Detective blickte verständnislos drein. »Hören Sie, seien Sie doch realistisch«, sagte er dann. »Arbeiten Sie mit mir zusammen. Ich rede mit dem Staatsanwalt. Er ist bestimmt mit einer Absprache einverstanden. Vielleicht gab es ja einen Streit zwischen Ihnen und Bobby. Die Sache hat doch schon am Mittag im Cowboy Saloon angefangen. Und abends ist sie eskaliert. So was kommt vor. Womöglich können wir uns auf eine Strafminderung einigen. Oder er lässt die Anklage wegen Stalking vielleicht sogar ganz fallen.«
    »Stalking?« Edwin wirkte verblüfft. »Ich bin kein Stalker. Kayleigh ist eine Freundin von mir. Ich weiß das und sie auch.«
    »Freundin? Das ist nicht die Geschichte, die ihre Anwälte erzählen.«
    »Oh, vor denen hat sie Angst. Die werden von ihrem Vater kontrolliert. Und sie flüstern ihr ständig Lügen über mich ein.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Madigan. »Sie sind in der Stadt, um ihr nachzuspionieren. Und Sie haben ihren Freund ermordet, weil er Sie gestern aus dem Cowboy Saloon geworfen hat.«
    Edwin blieb absolut gelassen. »Nein, Detective. Ich bin nach Fresno gekommen, um dem verregneten Seattle für eine Weile zu entfliehen und um ein öffentliches Konzert zu besuchen … und um einer Künstlerin Respekt zu erweisen, die ich mag, einer Frau, die nett zu mir ist und aufrichtiges Interesse an mir zeigt. Und außerdem ist sie eine der besten Musikerinnen unserer Zeit. Sie werfen mir Stalking vor, aber es tut mir leid, ich bin hier das Opfer. Sie haben nichts wegen meines Anrufs unternommen.«
    Madigans Gesicht ließ Verwirrung erkennen. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich dachte, deswegen bittet Ihr Deputy Fuentes mich her. Wegen meiner Beschwerde.«
    »Beschwerde?«
    »Sie wissen nichts davon? Ich muss sagen, das überrascht mich nicht. Ich habe am Samstagabend den Notruf gewählt und einen Spanner gemeldet, einen Eindringling, hinter meinem Haus. Aber niemand hat was unternommen. Sie haben tausend oder sogar zwölfhundert Deputys, oder? Ich hätte nur einen gebraucht, der vorbeikommt, sich anschaut, wo dieser Kerl gestanden hat, und mit den Nachbarn redet. Aber was ist stattdessen passiert? Gar nichts. Nicht für einen Auswärtigen.«
    Madigan lachte verärgert auf. »Wir haben vierhundert Deputys in Fresno und sechzig in Madera. Die sind für ein Gebiet von mehr als fünfzehntausend Quadratkilometern zuständig, vom Valley bis hoch

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