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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ausprobierten, um eine Verschlüsselung zu knacken.
    Bei dieser Verhörtechnik überschwemmte man den Verdächtigen mit Informationen über ihn und den Fall und täuschte auf diese Weise ein Wissen vor, das man gar nicht besaß, und das Vorhandensein von Verbindungen, für die es bestenfalls dürftige Belege gab. Wenn man dabei selbstsicher auftrat, was Madigan eindeutig tat, konnte man Verdächtige bisweilen zu einem schnellen Geständnis bewegen.
    Ja, Blunt Force war manchmal erfolgreich. Aber wenn es nicht sofort funktionierte, endete es mit einem Verdächtigen, der mauerte, und jede Aussicht auf hilfreiche Erkenntnisse war zunichtegemacht. Daher wandte Dance diese Methode niemals an. Nach ihrer Überzeugung waren Informationen die wertvollsten Waffen im Arsenal eines Vernehmungsbeamten. Eine Information konnte wie ein Fangeisen sein, aber um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, musste sie langsam verabreicht werden. Auf diese Weise verleitete man den Verdächtigen dazu, Einzelheiten preiszugeben, mit deren Hilfe man ihn später zu Fall bringen konnte. Madigan hatte soeben die wichtigsten Eckpunkte verraten – nämlich dass Bobby tot war, wo das Verbrechen stattgefunden hatte und wie es verübt worden war. Hätte Dance die Befragung durchgeführt, hätte sie diese Details vorläufig für sich behalten.
    Edwin sah den Deputy bekümmert an. »Tja, das tut mir sehr leid. Wirklich, eine schlimme Nachricht. Wie traurig für Kayleigh.«
    Madigan ging nicht darauf ein, sondern fragte schnell: »Können Sie mir sagen, wo Sie sich zum Zeitpunkt von Prescotts Tod aufgehalten haben? Gestern Abend um Mitternacht.«
    »Nun, Sie wissen doch sicherlich, dass ich Ihnen überhaupt nichts sagen muss. Also wirklich, Detective. Sie glauben offenbar, ich hätte Bobby etwas angetan. Warum um alles in der Welt sollte ich so etwas tun? Ich würde niemandem je ein Leid zufügen, der Kayleigh nahesteht. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ich war zu Hause.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Vielleicht hat mich jemand im Vorbeifahren gesehen, keine Ahnung. Ich war im Wohnzimmer und habe den größten Teil des Abends Musik gehört. Und ich habe noch keine Vorhänge angebracht.«
    »Ich verstehe. Okay.« Dann ließ er die Falle zuschnappen. Madigan beugte sich vor. »Aber was sagen Sie dazu, dass zwei Zeugen Sie zum einen gestern Abend zur ungefähren Tatzeit im Kongresszentrum und zum anderen heute Vormittag bei Bobbys Haus gesehen haben?«

15
    Edwin Sharps Erwiderung war womöglich nicht das, was Madigan erwartet hatte.
    Stirnrunzelnd, wodurch seine dichten Augenbrauen noch enger zusammenrückten, fragte er einfach: »Konnten die denn deutlich etwas erkennen?«
    Nicht beantworten, dachte Dance inständig.
    »Aber ja. Aus dem Haus, das gegenüber dem Bühneneingang des Kongresszentrums liegt. Und genau gegenüber von Bobbys Haus.«
    Verflucht, dachte Dance. Jetzt konnte Edwin sich mühelos ausrechnen, wer die Zeugen waren.
    Er zuckte die Achseln. »Nun, die Leute irren sich. Ich war zu Hause.«
    »Tabatha konnte niemanden identifizieren«, sagte Dance zu Harutyun. »War denn sonst noch jemand da?«
    Eine Pause. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Und gibt es wirklich einen Zeugen beim Kongresszentrum?«
    »Anscheinend«, sagte Harutyun und zögerte. Dann beschloss er, es ihr zu verraten. »Eine Frau, die in der Nähe wohnt, hat gegen Mitternacht jemanden gesehen.«
    »Sie hat Edwin eindeutig identifiziert?«
    »Ich … ich glaube, nicht.«
    Das Stocken bedeutete ein klares Nein. Dance rief sich den Schauplatz ins Gedächtnis. Das Haus musste jenseits des Parkplatzes stehen, knapp zweihundert Meter vom Bühneneingang entfernt. Im Dunkeln hätte die Frau höchstens eine verschwommene Silhouette erkennen können.
    »Nun, Madigan hat einem etwaigen Mordverdächtigen soeben von zwei Zeugen erzählt, deren Identität sich relativ einfach ermitteln lässt. Die Leute müssen beschützt werden. Er hat gesagt, er würde jemanden zu Tabatha schicken. Wissen Sie, ob er dafür gesorgt hat?«
    »Bei Tabatha, ja. Bei der anderen weiß ich es nicht.«
    »Wir müssen aber.«
    »Okay.«
    Und im Verhörzimmer ging das Duell weiter. Madigan war vermutlich brillant darin, die typischen Central-Valley-Kriminellen zu Geständnissen zu verleiten. Aber Edwin Sharp war kein typischer Krimineller.
    Nun, gemäß Giles gegen Lohan …
    Der Stalker hörte geduldig und analytisch zu, als Madigan sagte: »Außerdem haben wir soeben Ihr Haus durchsucht, Edwin. Dabei sind

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