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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Mordermittlung teil, hatte also eine Ausrede, dachte sie nun. Aber Boling beriet ein Computerunternehmen. Sie war sich nicht sicher, weshalb ihn das so unerreichbar machte.
    Dance rief ihre Eltern an, plauderte einige Minuten mit ihrem Vater und bat ihn dann, mit den Kindern sprechen zu dürfen.
    Es war eine echte Wohltat, die reine Freude, ihre Stimmen zu hören. Dance ertappte sich bei einem stillen Lächeln, während die beiden begeistert von ihren Tagen in den Sommerlagern draufloserzählten. Und sie lachte, als die Kinder sich mit einem jähen »HabdichliebMom« (Maggie) und »Mussjetztlosbisbald« (Wes) verabschiedeten, denn die verbalen Signale waren in perfekter Weise bezeichnend für das derzeit jeweils unterschiedliche Verhältnis zwischen Mutter und Kind.
    Dann kam ihre eigene Mutter an den Apparat. Edie berichtete, dass Dance’ Vater in ihrem Haus in Pacific Grove einige Vorbereitungen für die Party traf, die Kathryn am nächsten Wochenende veranstalten wollte: Manche der Gäste würden am Samstag per Auto aus San José anreisen und dann mehrere Tage bleiben.
    Danach folgte eine Pause.
    Dance bemühte sich, ihre beruflichen Fähigkeiten nicht im Privatleben anzuwenden. Nichts ruiniert eine Verabredung schneller als ein Mann, der sagt, er sei geschieden, während er sich vorbeugt und dir in die Augen schaut – was leider vollständig von seiner bisherigen Verhaltensnorm abweicht. (Einer ihrer Lieblingssongs von Kayleigh Towne hieß »The Truth About Men« und war eine vergnügte Schilderung der Tatsache, dass Männer bisweilen, nun ja, nicht ganz aufrichtig waren.)
    Doch nun spürte sie, dass irgendwas in der Luft lag.
    »Wie läuft es bei dir?«, versuchte Edie Dance es unbeholfen mit etwas Smalltalk.
    »Gut. Fresno ist recht interessant. Zum Teil jedenfalls. Es gibt hier ein Neubaugebiet rund um eine Start- und Landebahn. Anstatt einer Garage bekommst du einen Hangar für dein Flugzeug. Na ja, eine Garage gibt’s vielleicht auch. Ich habe nicht so genau darauf geachtet.«
    Kathryn Dance hatte ihre Mutter stets als freundlich und aufrichtig erlebt, aber auch als resolut, eigensinnig, unnachgiebig und gelegentlich zum Verzweifeln. Komm endlich zur Sache, dachte sie.
    »Ich habe etwas herausgefunden. Ich war mir nicht sicher, was ich machen soll. Wenn die Kinder nicht wären …«
    Diese Worte sind für jede besorgte Mutter natürlich wie ein Stromstoß, und Dance hielt sich nicht länger zurück. »Was? Raus damit.« Ihr Tonfall war unverkennbar: Rede gefälligst nicht um den heißen Brei herum. Ich bin deine Tochter, aber ich bin erwachsen. Ich will jetzt wissen, was los ist, und zwar sofort.
    »Jon hat für die Kinder ein paar Computerspiele vorbeigebracht. Und als er hier war, bekam er einen Anruf … Schatz, er hat mit einem Immobilienmakler gesprochen. Ich habe ihn sagen gehört, er habe einen neuen Job und wolle ein Haus besichtigen.«
    Das war interessant. Doch warum klang ihre Mutter so besorgt? »Und?«
    »Es ist in San Diego. Er will in zwei Wochen umziehen.«
    Oh.
    Wochen?
    Nun begriff Dance, was Edie hinsichtlich der Kinder meinte. Die beiden waren nach dem Tod ihres Vaters immer noch verwundbar. Nun auch den neuen Mann in ihrem Leben zu verlieren, würde sehr schmerzlich, wenn nicht sogar verheerend sein.
    Und was ist mit mir?
    Scheiße. Was hat er sich nur dabei gedacht , mir nichts zu sagen? Mir hat man gerade einen Job in D. C. angeboten, und mein erster Gedanke war, es mit ihm zu besprechen.
    Wochen?
    Also deshalb war er nicht ans Telefon gegangen, sondern hatte sich wie ein Feigling hinter der Mailbox versteckt.
    Doch die erste Regel der Strafverfolgung lautete, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. »Bist du sicher? Könntest du das nicht irgendwie falsch verstanden haben?«
    »Nein, nein. Er war allein, hinten beim Pool. Er hat gedacht, ich könnte ihn nicht hören. Und als Wes nach draußen gekommen ist, hat er sofort das Thema gewechselt und den Makler praktisch abgewürgt.«
    Dance war einen Moment lang sprachlos.
    »Es tut mir so leid, Schatz.«
    »Ja. Danke, Mom. Ich muss erst mal ein wenig darüber nachdenken.«
    »Leg dich schlafen. Die Kinder sind glücklich. Wir hatten viel Spaß beim Abendessen. Sie fühlen sich in ihren Sommerlagern sehr wohl.« Sie versuchte, unbeschwert zu tun. »Und was noch wichtiger ist: Kannst du dir das vorstellen? Sie freuen sich auf den Schulbeginn. Morgen gehen wir neue Büchertaschen kaufen.«
    »Danke. Gute Nacht.«
    »Es tut mir leid, Katie.

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