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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Bar bestellte sie einen Merlot und Simesky einen Chardonnay. »Mit diesem Stalker haben Sie sich aber einen heftigen Fall an Land gezogen«, sagte er.
    »Der Kerl ist hartnäckig und schlau. Und besessen. Die gefährlichste Art von Täter.«
    »Aber Sie sagten doch, Sie seien nicht sicher, ob er es war.«
    »Wir können uns nie sicher sein, solange es kein Geständnis oder unwiderlegbare Beweise gibt.«
    »Das stimmt wohl. Ich bin Anwalt, hatte aber nie mit Strafsachen zu tun. Egal, nun zu meinem Anliegen.«
    Der Wein kam, und sie stießen nicht mit den Gläsern an.
    »Geht es um Kayleigh Towne?«, fragte Dance.
    »Nein, um Sie.«
    »Um mich?«
    »Bill Davis mag Sie. Oh, halt … nicht auf diese Weise.« Er hob abwehrend eine Hand. »Schon seit dem College flirtet er mit niemandem außer seiner eigenen Frau. Die beiden sind jetzt seit achtundzwanzig Jahren zusammen. Nein, es handelt sich um ein berufliches Interesse. Verfolgen Sie das politische Geschehen?«
    »Zum Teil. Ich versuche, auf dem Laufenden zu bleiben. Würde ich in Davis’ Bezirk wohnen, könnte ich mir durchaus vorstellen, ihn zu wählen.«
    Simesky schien das als überaus gute Neuigkeit aufzufassen. »Wissen Sie, er ist ziemlich liberal«, fuhr er fort. »Und manche Leute in der Partei befürchten, dass man ihm als Präsidentschaftskandidaten unterstellen würde, zu nachgiebig auf dem Gebiet von Recht und Ordnung zu sein. Es wäre sehr hilfreich, wenn … ja, Sie ahnen schon, was jetzt kommt. Es wäre wirklich sehr hilfreich, wenn jemand wie Sie mit ihm in Verbindung stehen würden. Sie sind klug, attraktiv – tut mir leid, aber so ist es nun mal – und haben beim CBI zahlreiche Erfolge vorzuweisen.«
    »Und ich bin eine Frau.«
    »Das spielt nicht mehr die gleiche Rolle wie früher.«
    »Was heißt ›in Verbindung stehen‹?«
    »Falls Sie interessiert wären, würde er mit Ihnen gern über eine Stellung im Justizministerium sprechen. Und zwar in leitender Funktion. Im Moment steht aber noch nichts fest. Keine Verpflichtungen – auf beiden Seiten.«
    Dance musste lachen. »Washington?«
    »Ja.«
    Ihr erster Impuls war, die Idee als völlig absurd von sich zu weisen, allein schon, weil sie die Kinder nicht entwurzeln wollte. Außerdem würden ihr die Außeneinsätze fehlen. Doch dann begriff sie, dass sie die Gelegenheit erhalten würde, ihre kinesischen Analyseprinzipien im ganzen Land bekannt zu machen. Sie war eine entschiedene Gegnerin extremer Verhörtechniken, empfand sie als unmoralisch und untauglich. Die Vorstellung, von hoher Stelle aus eine Änderung dieser Praxis bewirken zu können, war faszinierend.
    Und bei näherem Hinsehen: Was konnte es denn schaden, wenn die Kinder mal für ein paar Jahre einer anderen Umgebung ausgesetzt waren, noch dazu der Hauptstadt der USA ? Oder sie könnte vielleicht zwischen den beiden Küsten pendeln.
    Nun musste Peter Simesky lachen. »Ich habe zwar nicht Ihre Fähigkeiten, aber sofern ich Ihren Gesichtsausdruck richtig deute, denken Sie darüber nach.«
    Und dann fragte sie sich: Was würde Michael O’Neil wohl davon halten? Oh, und auch Jon Boling. Obwohl der als Berater überall wohnen könnte. Sie würde aber nichts entscheiden, ohne vorher mit ihm geredet zu haben.
    »Das kommt für mich total aus heiterem Himmel. Nicht in einer Million Jahren hätte ich an so etwas gedacht.«
    »In unserer Regierung fuhrwerken viel zu viele Berufspolitiker herum«, erklärte Simesky. »Wir benötigen Leute, die an vorderster Front dabei waren. Sie wechseln für eine Weile in die Politik und kehren dann wieder in die Reserve zurück, werden wieder zu Farmern.« Ein Lächeln. »Oder zu Cops. Ist es okay, ›Cop‹ zu sagen?«
    »Das ist nicht im Mindesten anstößig.«
    Simesky rutschte von seinem Barhocker und zahlte die Rechnung. »Ich habe Ihnen eine Menge zum Nachdenken gegeben. Sie müssen sich vorläufig nicht entscheiden, nicht solange diese Ermittlungen laufen. Lassen Sie alles erst mal sacken.« Er gab ihr die Hand. An der Tür hielt er inne. »Dieser Mann, den Sie erwähnt haben. Ernste Sache, ja?«
    »Ja.«
    »Sagen Sie ihm, er ist ein Glückspilz – und übrigens: Ich hasse ihn.« Ein engelsgleiches Lächeln, und dann war er verschwunden.
    Dance trank ihren Wein aus und beschloss, den Abend damit zu beenden. Auf dem Rückweg zu ihrem Zimmer lachte sie in sich hinein. Stellvertretende Direktorin des Federal Bureau of Investigation, Kathryn Dance.
    Vielleicht, nur vielleicht könnte sie sich daran

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