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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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er witzig. Was war schon dabei, über das Mäuerchen an der Zufahrtsstraße auf die ahnungslosen Mädchen zuzuspringen und sie ein bisschen aufzuschrecken?
    Aber seine Liebste hatte natürlich kein Stück Humor. Tatjana kreischte los, als sei er ein Zombie und bereit, mit der Kettensäge auf sie loszugehen. Manchmal wünschte sich Leon, er hätte wirklich eine Kettensäge dabei. Mann, war Madame neuerdings nervig! Kein Zweifel, es kriselte in ihrer Beziehung. Man merkte es schon daran, dass sie nicht mit ihm zum Kanalufer gekommen war, sondern mit Lilly auf dem Schulhof rumhockte.
    Sven war ein Kumpel gewesen, ja, aber Leon hätte sich seinetwegen niemals freiwillig mit der Lehrerin zum Bastelnachmittag verabredet. Dass Tatjana ihm auch noch übel nahm, etwas Ablenkung und Spaß zu haben, während sie mit Lilly abhing, verstand er nicht. Er verstand auch nicht, warum Tatjana jetzt wieder sauer war.
    »Hey, lach mal!« Leon wollte seine Freundin anfassen und küssen, aber sie schob ihn weg.
    »Bah, du stinkst nach Bier.«
    »Zick nicht rum, trink lieber auch was, dann riechst du’s nicht.«
    »Ich zicke nicht, Leon. Ich habe mich erschrocken. Und ich hatte meine Gründe. Sehr gute Gründe übrigens.«
    Lilly klärte ihn auf. »Der Lokführer meint, er hätte einen Penner weglaufen sehen. Ich hab heute auch einen gesehen.«
    Zuerst wusste Leon nicht, was Lilly meinte. Aber dann stöhnte er genervt. »Ihr könnt euch mit Ilkay zusammentun und den Klub der Weicheier und Heulsusen gründen.«
    Auf diese Bemerkung hin wurde Tatjana richtig böse. »Wie kannst du das nicht ernst nehmen?«
    »Weil es Schwachsinn ist! Svens Tod hat mit der Abschlussfahrt nichts zu tun. Da spricht alles gegen.«
    Leon hatte es satt, sich von ihr die Laune verderben und rumkommandieren zu lassen. Er wusste nicht, ob er überhaupt noch eine Freundin wollte. Flirten, Ausgehen, Schmusen – alles schön und gut, aber Tatjana war wie eine Klette, ein lästiges Gewicht, das ihn niederdrückte.
    »Außerdem, glaub ich, haben wir ’s nur wegen dir gemacht«, sagte er böse. »Wir Jungs haben uns für dich eingesetzt, wir haben dich vor dem Penner beschützt, weil du Angst hattest, nur deswegen.«
    Das gab Tatjana den Rest. Sie schluchzte auf und stürmte Richtung Bushaltestelle davon. Nach ein paar Metern aber drehte sie sich um und rief: »Wer war denn so stockbesoffen, dass er kaum noch laufen konnte? Und jetzt ist es schon wieder so weit. Guck dich mal an: Glaubst du, ich will mit ’ner Schnapsdrossel zusammen sein?«
    »Na super.« Lilly schlug ihm auf die Schulter. »Mach dich auf was gefasst. Auf in deine erste Ehekrise.«
    Aber Leon konnte endlich mal wieder grinsen. »Schnapsdrossel hat sie mich genannt. Das Wort hab ich ja noch nie gehört. Süß, oder?«
    Lilly schnaubte. »Gut, dass ich nicht verliebt bin.«
    »Bist du nicht? Ich dachte ...«
    »Nee. Kein Stück.« Lilly spuckte aus. »Hör mal, ich kümmere mich um Tatjana. Kannst du mir dafür bitte meineKippen holen? Die Schachtel ist noch fast voll. Ich hab sie bei den Kerzen liegen lassen.«
    Leon nickte und rülpste. Lilly lief Tatjana nach.
    Er sah auf seine Uhr: noch zwölf Minuten, bis der Bus kam. Genug Zeit, um Lilly den Gefallen zu tun, die Zigaretten zu holen und sich abzuregen.
    Er schlurfte los. Immer dieses Hin und Her mit Tatjana. Überhaupt: Weiber und ihre Phasen. Da waren Reptilien doch einfacher. Seine vier Bartagamen hatten nie ihre Tage.
    Tatjana mochte sein Hobby nicht besonders, konnte die einzelnen Tiere auch nicht auseinanderhalten, obwohl das nun wirklich nicht schwierig war. Von seiner Idee, sich demnächst noch Schlangen anzuschaffen, hielt sie auch überhaupt nichts.
    Leon würde sich daher in Ruhe überlegen müssen, ob er sich seine Freundin weiter antun wollte. Manchmal war es gut, sie zu haben, aber ohne lebte es sich freier und bedeutend einfacher.
    Vielleicht würde auch alles wieder besser werden, wenn Tatjana Svens Tod verdaut hatte. Selbst Ilkay, der sich sonst so selbstbewusst gab, war deswegen völlig neben der Spur. Leon überlegte, ob er Ilkay anrufen und ihm erzählen sollte, dass ein Obdachloser am Tatort gesehen worden war. Das würde dessen Angst natürlich noch mehr anheizen. Andererseits war er’s ihm auch schuldig.
    Er zückte sein Handy und tippte die Nummer.
    Ilkays Stimme klang alles andere als locker: »Ja?«
    »Alter, was los? Ich bin’s, Leon.«
    »Weiß ich. Gut, dass du anrufst.«
    »Erst bin ich dran.« Leon war an der

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