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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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was?«
    Leon wollte etwas sagen, aber seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht. Seine Augen quollen aus den Höhlen hervor. Der Typ hatte ein Messer. Und was für eins. Mit der Klinge konnte er Sushi aus ihm machen.
    »Ich will, dass die Welt schöner wird. Und sie wird schöner sein, wenn du nicht mehr da bist – Leon.«
    Den Namen spuckte er ihm vor die Füße. Die Klinge schoss vor. Leon wich aus. Sie streifte ihn trotzdem am Oberarm, ging glatt durch den Stoff und riss ihn auf. Leon schrie und griff im Reflex mit dem anderen Arm an die Wunde. Dadurchdrehte er sich dem Angreifer aber entgegen – und der nutzte seine Chance. Diesmal drang die Klinge des Messers richtig tief in seinen Bauch ein. Leon schnappte nach Luft. Sofort war überall Blut. Für einen Moment war er erstaunt. »Hilfe!«, brachte er ein letztes Mal hervor, dann erfüllte ihn nur noch heißer, unerträglicher Schmerz. Leon konnte kaum noch atmen. Er krümmte sich, fiel blutend über die Radständer und sah mit Entsetzen, wie der Mann lachte. Er lachte ihn aus.
    Da wusste Leon, dass er verloren hatte, dass es aus war. Aus. Wer würde sich jetzt um seine Bartagamen kümmern?
    »Bitte! Ich hab nichts getan.« Gott, war das seine Stimme, dieses erbärmliche Röcheln?
    »Das sehe ich anders. Du bist genau der gleiche Abschaum wie dein Freund Sven.«
    Das »Nein!« war kaum noch zu verstehen.
    »Okay, du standest ja auch nur an zweiter Stelle auf meiner Liste.«
40
    Ilkay drückte wütend auf Wahlwiederholung. Leon ging nicht ran. Dieser Idiot! War er wieder am Saufen? Was fiel dem ein, ihn einfach so abzuwürgen? Hatte der ihm nicht zugehört? Merkte der nicht, dass sie in eine lebensgefährliche Sache verstrickt waren und sich keine Extratouren leisten konnten?
    Mit wem sollte Ilkay sich besprechen, wenn nicht mit Leon? Sven war tot, Paul eine Schwuchtel und Tatjana ein Mädchen. Er versuchte es ein weiteres Mal, wieder nichts, nein, doch: Sein Anruf wurde einfach weggedrückt.
    »Arschloch«, rief Ilkay und trat mit dem Fuß gegen das Bein seines Schreibtischs.
    Dabei wurde ihm eines klar: Er musste endlich handeln, um aus dieser bedrohlichen Situation herauszukommen. Wer gelähmt dasaß wie das Kaninchen vor der Schlange, hatte keine Chance. Also druckte er die Ansicht der Website aus und schickte Links an Leons und Tatjanas E-Mail-Adressen. Die von Paul kannte er nicht. Er kommunizierte nicht mit Schwuchteln. Sollten die anderen den warnen oder es lassen. Und jetzt?
    Levent! Der hatte mit der Sache eigentlich nichts zu tun, hielt Ilkay für übergeschnappt, hatte ihn vor Ebru blamiert.
    Aber auch Levent sollte besser gewarnt werden.
    Fünf Kerzen für fünf Täter waren auf der Internetseite zu sehen gewesen. Auf jeder hatte ein Buchstabe gestanden: auf der ersten ein S für Sven, auf der zweiten ein I für Ilkay, auf der dritten ein L für Leon.
    So weit alles klar. Aber auf der vierten fand sich statt eines T s oder eines P s wieder ein L . L für Levent, oder?
    Auf der fünften Kerze ...
    Ilkays Handy summte: eine SMS von Leon.
    Ruf nicht mehr an, kann nicht reden, Treffen Skaterrampe, halbe Stunde, dringend!!!!
    »Warum das?!«, fauchte Ilkay. Er überlegte. Was sollte der geheimnistuerische Mist? Glaubte Leon etwa, sie würden abgehört?
    Ilkay fuhr sich durch die Haare – schweißnasse Hände. Für einen kurzen Moment wollte die Panik wiederkommen, aber er drängte sie zurück.
    Die Skater-Halfpipe war ein merkwürdiger Treffpunkt. Dort hingen Leute ab, mit denen sie nichts zu tun hatten. Die teuer gekleideten Cliquen vom Gymnasium, die sich fürwas Besseres hielten. Deutsche Elite. Wenn Ilkay die schon sah, kam’s ihm hoch. Und jetzt wollte sich Leon ausgerechnet dort treffen?
    Dafür gab’s eigentlich nur eine Erklärung: Leon wollte ungestört sein, ihre Leute sollten nichts mitkriegen. Warum? Weil er einen von ihnen in Verdacht hatte?
    Dafür käme ja nur Paul infrage. Aber wie hätte dieser Schwächling Sven überwältigen sollen? Und dazu noch in Verkleidung?
    Ilkay kam zu keinem Ergebnis. Seine innere Stimme sagte ihm, dass er auf dieses ungewöhnlich arrangierte Treffen unbedingt verzichten sollte. Andererseits war er neugierig und Angriff war immer noch die beste Verteidigung. Er hatte schon viel zu viel Zeit vertrödelt, auch jetzt eine Weile untätig vor dem Bildschirm gesessen.
    Also würde er gehen. Allerdings nicht allein. Er würde Levent als Begleitschutz anfordern. Zu zweit konnte ihnen nichts passieren.
    Ilkay schaltete

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