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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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Ordnung gewesen.
    Gestern Nachmittag hatte Leon entspannt in ihren Armen gelegen und von seinem Terrarium erzählt. Sie hatte ihr Gesicht in seine weiche, warme Haut gedrückt und gewollt, dass sein Bauch auf ihrem liegt. Er hatte es auch gewollt. Sie hatten das Telefonklingeln ignoriert, gehört, dass Lilly endlich ranging, und freudig gedacht, dass sie jetzt ihre Ruhe hätten.
    Aber zu diesem Zeitpunkt war Sven schon tot und sein Mörder dabei, die nächste Tat zu planen.
    Wo war er jetzt gerade?
    Tatjanas Angst wurde noch größer. Noch immer waren sie, die zwei Mädchen, allein auf dem dunklen Schulhof. Leon stellte keine Hilfe dar. Leon hatte sich selbst nicht helfen können.
    Tatjana dachte an den Schatten, den sie vorhin gesehen hatte. Es musste wirklich ein Mann gewesen sein. Hatte er sie beobachtet? Beobachtete er sie jetzt noch? War er noch hier?
    Tatjana wusste nicht, was sie mehr erschreckte: das, was Leon passiert war , oder das, was ihr selbst noch passieren könnte . Wenn das Motiv für die Taten die Abschlussfahrt war, dann war auch sie in höchster Gefahr.
    Sie riss ihren Blick von Leons blutigem Körper los und starrte in die undurchdringliche Finsternis. Der Kerzenschein reichte nicht weit und machte es eher noch schwerer, die Umgebung zu erkennen. Überall hörte sie Geräusche: Knacken und Knistern, Trippeln und Trappeln, Atemzüge. Letztere kamen von Lilly, auch das leise Wimmern drang aus dem Mund ihrer Freundin, die sich neben sie gekauert hatte.
    »Sei leise, Lilly«, bat Tatjana, »ich will hören, ob ...«
    Ja, was? Was wollte sie hören? Ob jemand kam, um sie auch abzustechen?
    Aber ich, dachte Tatjana schlotternd, ich habe doch nur danebengestanden, ich habe doch nichts getan.
    In der Ferne endlich, endlich die Notarztsirene. Unglaubliche Erleichterung erfüllte Tatjana. »Leon«, flüsterte sie, »halt durch. Sie sind gleich da.«
    Die Sirene wurde lauter, kurz darauf wurden sie von Autoscheinwerfern geblendet. Ärzte sprangen aus dem Wagen, hockten sich geschwind neben ihren Patienten, ließen Koffer mit medizinischen Geräten aufschnappen, riefen sich Informationen und Anweisungen zu und baten Lilly und Tatjana, zur Seite zu gehen.
    Stillstand.
    Jetzt hieß es hoffen, warten, weinen.
44
    Ilkay ging langsam. Er wollte versuchen, möglichst gleichzeitig mit Levent bei der Halfpipe anzukommen. Nachdem er losgegangen war, hatte er seinen Freund sofort angerufenund der hatte versprochen, im Dauerlauf zum Skatertreff zu kommen. Dort wollte ihm Ilkay von der Website erzählen.
    Ilkay war mehr als nur nervös. Er hatte sogar überlegt, die Aktion abzusagen und umzukehren, denn auch wenn Levent unterwegs zu ihm war, ging er mit diesem Abendspaziergang ein großes Risiko ein. Dies hier war kein Spiel, so viel stand fest. Da das Wetter schlechter geworden war, war es auch schon richtig dunkel.
    Er blieb stehen, band sich die Schuhe neu, erst rechts, dann links, dann beide noch mal straffer. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, und ging weiter. Er blieb wieder stehen, tat so, als wolle er telefonieren, und fiel dann doch ins Schritttempo. Seine innere Unruhe trieb ihn voran.
    Schon war sein Ziel nahe.
    Die Halfpipe befand sich am Stadtrand, nicht weit entfernt vom Schulgelände, in einem Gewerbegebiet, in dem außerhalb der Geschäftszeiten kaum Leute waren. Großmarktparkplätze lagen grau im Licht sparsamer Laternen.
    Teils konnte er die Plätze einfach überqueren, teils musste er an Stahldrahtzäunen entlang, hinter denen Fertiggartenhäuschen und Holzpaletten lagerten. Da viele Lastwagen an der Straße parkten – der Puff war nicht weit und an der Bude am Baumarkt gab es schon ab sechs Uhr morgens Würstchen –, wurde hier der Bürgersteig zu einer engen Gasse.
    Es stank nach Urin. Die Kühlung eines Lkw summte. Ilkay trat in etwas, das sowohl ein weiches Brötchen als auch eine platt gefahrene Katze hätte sein können.
    Wenn der Mörder seines Freundes hier lauerte, wäre der in jedem Fall im Vorteil. Wenn er mit einem Komplizen arbeitete, gäbe es für Ilkay nicht mal einen Fluchtweg.
    Deshalb sprang Ilkay spontan über die Kupplung zwischenzwei Anhängern, lief dann weiter und blieb erst auf einem der riesigen Parkplätze stehen. Hier konnte sich niemand anschleichen.
    Ilkay blickte auf seine Uhr. Levent müsste gleich da sein.
    Langsam ging er das letzte Stück zur Halfpipe. Es galt nur noch, einen einzigen großen Parkplatz zu überqueren. Er konnte die Sportanlage und das

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